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Zu Besuch auf der «WM-Baustelle»

Die Aufbauarbeiten für die Ski-Weltmeisterschaften in St. Moritz laufen auf Hochtouren. Ein grosser Teil des Materials muss eingeflogen werden. Wir haben die «Baustelle» für Euch besucht.

Südostschweiz
31.01.17 - 19:05 Uhr
Asylpolitik
Vieles muss per Helikopter transportiert werden. Bild Yanik Bürkli
Vieles muss per Helikopter transportiert werden. Bild Yanik Bürkli

Auf der Runway 03 (Landepiste) setzen Privatjets beinahe im Minutentakt auf. Auf dem «highest Airport in Europe» ist auffallend viel los. Der internationale Jetset schickt sich offenbar an, bei den alpinen Ski-Weltmeisterschaften in St. Moritz Hof zu halten.

Trotz offenem Bürofenster nimmt Jürg Denoth das Geschehen auf dem Rollfeld des Engadin Airports nur am Rande wahr. Der langjährige Leiter der Basis Samedan der Swiss Helicopter AG hat Besseres zu tun. Denn es stehen organisatorisch aufwendige Transportflüge auf dem Programm, damit der Grossanlass am nächsten Montag pünktlich beginnen kann.

Keine Konkurrenten mehr

Die Ski-WM sei für seine Leute und ihn eine grosse Herausforderung, sagt der in Chur aufgewachsene und vor Jahren ins Oberengadin «emigrierte» Helikopterpilot. Aber nicht nur seine Piloten und Flughelfer, auch jene der Heli Bernina leisten in diesen Tagen einen Effort. Die einheimischen Helikopterfirmen sind für einmal keine Konkurrenten. Sie arbeiten während der Ski-WM eng zusammen. Und die eher ungewöhnliche Allianz funktioniert bestens, wie Denoth zufrieden feststellt. Schliesslich sind Swiss Helicopter und Heli Bernina die «Official Carriers» der Ski-WM. Ihre Maschinen fliegen vor und während des Anlasses Menschen und Material direkt ins Wettkampfgebiet.

Die Routen exakt abfliegen

Die WM-Organisatoren rechnen nicht nur am Boden mit hohem Verkehrsaufkommen. Auch am Himmel über St. Moritz dürfte es zwischen dem 6. und 19. Februar eng werden. Dementsprechend knüppelhart sind für Flugzeugbesatzungen die Auflagen für An- und Abflüge in Richtung Corviglia. Die Routen müssen alle exakt so abgeflogen werden, wie sie auf den temporären Luftfahrtkarten des WM-Gebietes eingezeichnet sind. «Daran müssen sich alle Piloten halten», erklärt Basisleiter Denoth, «sonst herrscht Chaos und das wollen wir nicht.» Ansonsten wäre die Sicherheit innerhalb kurzer Zeit infrage gestellt.

Von Hektik keine Spur

Oben auf Salastrains, dort, wo die Skiathleten ihre Schussfahrten mit einem lässigen Schwung abschliessen und danach vom Publikum gefeiert werden, herrscht Hochbetrieb. Die Skiarena ist so gut wie fertiggestellt. Die mächtige Zuschauertribüne steht längst. Trotzdem gibt es noch viel zu tun. Motorschlitten knattern die Hänge hoch, Angehörige der Armee stellen Absperrgitter auf und in den Restaurants ziehen Techniker Leitungen ein. Von Hektik keine Spur, da sind Profis am Werk.
WM-Direktor Franco Giovanoli entsteigt einem Raupengefährt und nimmt einen Augenschein vor Ort. Er scheint mit dem Stand und der Qualität der Aufbauarbeiten zufrieden zu sein. Darauf lässt jedenfalls die muntere Frotzelei zwischen ihm und Basisleiter Denoth schliessen.

Letzte Details besprochen

Im Schatten der Arena bereiten derweil Flughelferin Silvana Bachmann und ihr Berufskollege Sebastian Engels die Unterlasten für den Helikopter vor, der in wenigen Minuten auf Salastrains eintreffen wird. Das technische Gerät ist in weissen Big-Bag-Taschen verpackt, die wie überdimensionierte Einkaufstüten aussehen. Das Material ist für die Kameratürme des Schweizer Fernsehens bestimmt. Projektkoordinator Kurt Schwaller bespricht mit Denoth die letzten Details. Danach wird es ernst. In der Ferne ist Rotorlärm zu hören und schon taucht der rot-weisse AS350-B3-Écureuil-Heli der Swiss Helicopter am tiefblauen Oberengadiner Winterhimmel auf.

20 Tonnen Material geflogen

Als Pilot Adrian Roffler die Maschine weich auf Salastrains aufsetzt, lässt der orkanartige Down-Wash (Abwind) des Hauptrotors wohl Millionen von Eiskristallen durch die Luft tanzen. Die Flughelfer lassen sich nicht lange bitten und hängen die Last für die erste Rotation an ein 30 Meter langes Seil, das an der Lastenklinke der Maschine hängt. Und dann geht die etwa 800 Kilo schwere Fracht ab in Richtung Rennstrecke. Bis zum Abend werden es an die 20 Tonnen Material sein, die bis hinauf zum Munt da Murezzan geflogen werden. Schnell wird klar: Ohne Hilfe aus der Luft gäbe es weder Fernsehbilder noch eine Ski-WM.

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