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Vor dem letzten Sprint im Bünda-Stadion

Seit 2008 hat Laurien van der Graaff bei Davos Nordic als Schweizer Aushängeschild keinen Weltcup-Sprint verpasst. Am kommenden Wochenende startet die 34-jährige Davoserin, die gemeinsam mit Nadine Fähndrich amtierende Vize-Weltmeisterin im Teamsprint ist, letztmals im Bünda-Stadion.

Bernhard
Camenisch
06.12.21 - 16:53 Uhr
Sport
Bei Davos Nordic wird Laurien van der Graaf letztmals in den Fokus der Kameras rücken.
Bei Davos Nordic wird Laurien van der Graaf letztmals in den Fokus der Kameras rücken.
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Im Frühling und Sommer 2019 dachte Laurien van der Graaff monatelang ans Aufhören. Sie entschied sich damals anders – und schrieb Langlauf-Geschichte. Am 28. Februar dieses Jahres gewann die Davoserin gemeinsam mit Nadine Fähndrich an den Weltmeisterschaften im deutschen Oberstdorf Silber im Teamsprint. Nach diesem Triumph fällte van der Graaff im letzten Frühling rasch den Entscheid, «dass ich noch ein Jahr anhänge und dann nach den Olympischen Winterspielen in Peking Ende Saison zurücktrete». Die WM-Medaille habe dabei keinen grossen Einfluss gehabt, erklärt die Sprintspezialistin. «Ich machte den Rücktrittsentscheid weniger von der Leistung als viel mehr von meinem Gefühl abhängig, von der Bereitschaft, das ganze harte Sommertraining noch einmal auf mich zu nehmen. Das stand im Frühling nicht gross in Frage. Folglich begann ich auch rasch, wieder richtig zu trainieren», so van der Graaff. Im Sommertraining wurde die Davoserin dann zwischenzeitlich doch etwas aus der Bahn geworfen. «Plötzlich wollte ich eigentlich lieber daheim bei der Familie sein; ich fühlte mich gar nicht der Langlauf-Welt zugehörig», erzählt van der Graaff. Rückblickend ist sie gar froh um diese Phase. «Denn jetzt weiss ich, dass meine Entscheidung, im Frühling 2022 zurückzutreten, richtig ist.» Die 34-Jährige fand schnell wieder ins Training.

2004 erstmals bei Davos Nordic

Nun ist es also definitiv: Van der Graaff wird am kommenden Wochenende definitiv zum letzten Mal bei Davos Nordic starten. Als 17-Jährige hatte sie 2004 in Davos im Alpencup debütiert. Ab 2008 war die Lokalmatadorin jeweils bei Davos Nordic im Sprint das Schweizer Aushängeschild. 2011 und 2014 stürmte van der Graaff in den Final, wo sie die Plätze 5 beziehungsweise 6 belegte. Vor einem Jahr scheiterte sie im Halbfinal. Da belegte die Davoserin den neunten Schlussrang, während Fähndrich als Vierte das Podest ganz knapp verpasste. Dass sie sich nun in ihrer letzten Saison befindet, erachtet van der Graaff nicht als speziell. «Ich habe Erwartungen und Anforderungen an mich selbst. In den letzten Jahren bin ich gut gefahren, dass ich Wochenende für Wochenende genommen habe.» Natürlich möchte sie sich bei ihrem Heim-Weltcup nochmals von ihrer besten Seite zeigen. Ihr Formaufbau stimmt. Am letzten Freitag schaffte sie in Lillehammer (Norwegen) die Qualifikation für die Viertelfinals und sicherte ihre ersten Weltcuppunkte in dieser Saison.

Im August an Corona erkrankt

In ihrer Saisonvorbereitung war van der Graff im August durch eine Corona-Erkrankung zurückgeworfen worden. Sie habe sich davon gut erholt, während eines Monats aber doch all die zahlreichen Trainingseinheiten verpasst, stellt sie fest. Um wieder auf andere Gedanken zu kommen, bestritt die Davoserin raschmöglichst Wettkämpfe in Schweden. Wie seriös sich van der Graaff auf ihren letzten Weltcup- und WM-Winter vorbereitete, zeigt sich auch in ihrer Feststellung, dass sie erneut Fortschritte gemacht habe, auch wenn diese im Detailbereich lägen. Gemeinsam mit ihrem Partner und Trainer Andreas Waldmeier arbeitete sie an ihrer Laufposition, «damit ich im Skating nicht mehr so viel wackle».

«Peking ist noch weit weg»

Van der Graaffs Saisonplanung ist auf die Olympischen Spiele ausgerichtet, die vom 4. bis 20. Februar in Peking stattfinden. Im letzten Winter hatte sie gemeinsam mit Fähndrich ihren grossen Coup mit WM-Silber gelandet. In Oberstdorf wurde der Teamsprint allerdings im Skatingstil ausgetragen, während in Peking in dieser Disziplin in der klassischen Lauftechnik um die Medaillen gekämpft wird. «Wenn Nadine und ich wählen könnten, wäre uns natürlich Skating lieber», bemerkt van der Graaff. «Doch wir können uns gut darauf einstellen. Im Training behandeln wir ohnehin beide Lauftechniken gleich. Es wird sich im Lauf der Saison zeigen, wie konkret unsere Ziele sein werden. Noch ist Peking für mich weit weg.» Einen Trumpf haben van der Graaff und Fähndrich auf sicher: das gegenseitige Vertrauen und Verständnis. «Nadine ist immer direkt zu mir», sagt van der Graaff. «Wir können zusammen gut lachen. Nadine besitzt Selbstironie und hat einen trockenen Humor. Das habe ich extrem gerne. Sie ist auch sehr gut organisiert. Sie liest immer alle Mails und hält mich auf dem Laufenden, da ich die Hälfte vergesse», meint die Davoserin ­lachend.

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