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Siegreich vom Schnee in den Sommer

Die Davoser Ultraläuferin Jasmin Nunige musste in den letzten Monaten sportlich etwas kürzertreten. Trotzdem reiste sie für ein Rennen nach Südafrika – mit wenig Ambitionen, aber trotzdem siegreich.

Pascal
Spalinger
29.12.22 - 14:17 Uhr
Sport
Jasmin Nunige unterwegs im unwegsamen Gelände.
Jasmin Nunige unterwegs im unwegsamen Gelände.
zVg/adidasTERREX (riffraff006)

Der Sommer sei ein einziges Auf und Ab gewesen, erklärt die 49-Jährige auf ­Anfrage. Sie habe nicht immer voll trainieren können, weil gewisse Überbe­lastungs-Erscheinungen nie ganz ver-schwunden seien. Deshalb habe sie das Lauftraining reduzieren müssen. Die Wende hätten dann Veloferien in der Toscana (I) gebracht: «Das anders geartete Training hat mir sehr gut getan. Danach konnte ich auch meine Laufeinheiten wieder intensivieren.»

Sich bewegen und geniessen

Die Südafrika-Reise sei schon länger geplant gewesen, auch weil dort Trainingseinheiten mit ihrem Team auf dem Programm gestanden seien, stellt Nunige fest. Sie habe sich angesichts ihres Trainingsstandes dann aber dazu entschieden, den kürzeren Ultralauf zu absolvieren. Wobei «kurz» angesichts von 35 Kilometern Distanz und 2000 Höhenmetern, die es zu bezwingen galt, doch ein dehnbarer Begriff ist. Sie sei ohne grosse Ambitionen angereist, erklärt die Davoserin. «Ich wollte einfach ein neues Rennen kennen­lernen sowie Landschaften und Kultur geniessen.» Die Anreise erfolgte zwei ­Wochen vor dem Wettkampf – eine weise Entscheidung, wenn man bedenkt, dass Nunige praktisch vom Schnee in den ­Sommer wechselte. «Wir hatten in unserem Team zwei Athletinnen, die aus ­Kapstadt stammen. Dank ihnen war in den 14 Tagen Akklimatisation immer ­etwas los – so eine Art Actionurlaub also.»

Zu absolvieren gab es eine technisch sehr anspruchsvolle Strecke, wobei es vor ­allem die Abstiege rund um den berühmten Tafelberg in sich hatten. «Mein Ziel war, gesund anzukommen und die wunderschöne Landschaft zu geniessen», so die 49-Jährige. Mit diesem Mindset konnte sie den Wettkampf locker angehen und fühlte sich vor allem in den Aufstiegen wohl. «Wir hatten das Glück, früh laufen zu können und damit die Strecke nicht in der grössten Hitze laufen zu müssen.» Dass es am Ende zum Sieg reichte, schreibt Nunige denn auch dem Umstand zu, dass sie ihre Ziele während des Wettkampfs nie aus den Augen verloren habe. Der Erfolg sei zudem wichtig gewesen, um ihrem Team etwas zurückgeben zu können. 

Nach dem Rennen sei es aber – trotz aller Schönheit Südafrikas – wieder gut ge­wesen, nach Hause reisen zu können. «Denn bei aller landschaftlicher Pracht sahen wir auch die Schattenseiten des afrikanischen Staates – die Armut sowie die angesichts einer hoher Kriminalitätsrate vielfach gesicherten Anwesen.»

«Ich kann noch mithalten»

Auch wenn sie durch die erwähnten Trainingsumstände gezwungen war, auf eine kürzere Distanz auszuweichen, so hat der Sieg in Südafrika gezeigt, dass Nunige ­immer noch mit den grösstenteils ­wesentlich jüngeren Widersacherinnen ­mithalten kann. Dies motiviere, daher werde sie auch im nächsten Jahr Läufe bestreiten. Der Fokus werde dann auf Läufen mit 50 bis 60 Kilometern Distanz liegen. Nunige lässt aber noch offen, ob sie 2023 auch wieder am Davos X-Trails teilnehmen wird. 

Aktuell ist die Ultraläuferin viel mit Skis und Langlauflatten unterwegs. Ab Januar soll dann wieder ein spezifischeres Training aufgenommen werden, und im Februar nächsten Jahres wird mit richtigen Laufeinheiten begonnen. Zudem soll ­Ende jenes Monats ein Testlauf stattfinden. Das Programm für die nächste Saison stehe mehr oder weniger, erklärt die 49-Jährige. Im Mai will Nunige am «Trail Alsace Grand Est by UTMB» in Frankreich starten (UTMB = Ultra Trail du Mont Blanc). Dort qualifizieren sich die stärksten Läuferinnen und Läufer für den renommierten Ultralauf in der Mont-Blanc-Region – etwas, das Nunige gerne erreichen würde. Rang-Ziele hat sie sich für die nächste Jahr keine gesteckt: «Ich möchte zwar mithalten können, die Rennen aber auch geniessen. Zudem sind viele meiner Gegnerinnen mittlerweile Profis. Ich werde mein Bestes geben und dann schauen, wofür es reichen wird.»

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