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Valérie Greniers Sieg - das andere historische Ereignis

Valérie Grenier gewinnt als erste Kanadierin seit 49 Jahren einen Weltcup-Riesenslalom. Bei ihrem unerwarteten Coup in Kranjska Gora in Slowenien belegt Lara Gut-Behrami als beste Schweizerin Platz 5.

Agentur
sda
07.01.23 - 17:20 Uhr
Ski alpin
Valérie Grenier gewinnt als erste Kanadierin seit 49 Jahren einen Weltcup-Riesenslalom
Valérie Grenier gewinnt als erste Kanadierin seit 49 Jahren einen Weltcup-Riesenslalom
KEYSTONE/AP/Giovanni Auletta

Historisches hatte sich für den ersten von Riesenslaloms am Podkoren angekündigt. Mikaela Shiffrin hätte mit einem Sieg zum 82. Mal ein Weltcup-Rennen gewonnen und damit den Rekord bei den Frauen, gehalten von ihrer Landsfrau Lindsey Vonn, einstellen können. Es blieb beim Konjunktiv. Die Amerikanerin musste sich nach zuletzt fünf ersten Plätzen hintereinander geschlagen geben und sich mit Rang 6 bescheiden.

Geschichtsträchtiges tat sich dann aber doch. Valérie Grenier sorgte für eine der grösseren Überraschungen in jüngster Zeit im alpinen Zirkus - und nicht nur das. Die 26-jährige Fahrerin aus Saint-Isidore in der Provinz Ontario siegte als erste Kanadierin in einem Weltcup-Riesenslalom seit fast einem halben Jahrhundert. Ihre Vorgängerin war Kathy Kreiner, die fast auf den Tag genau vor 49 Jahren, am 6. Januar 1974, in Pfronten im Allgäu dominiert hatte.

Zweimal Laufbestzeit

Grenier feierte ihre Premiere im grossen Stil, mit zweimal Laufbestzeit. In der Endabrechnung distanzierte sie die Grossen in der gegenwärtigen Riesenslalom-Hierarchie, die Italienerin Marta Bassino, die Slowakin Petra Vlhova, Bassinos Landsfrau Federica Brignone, Lara Gut-Behrami und eben Shiffrin um 37 Hundertstel und mehr. Olympiasiegerin Sara Hector aus Schweden lag auf Platz 9 schon anderthalb Sekunden zurück.

Gut-Behrami war Grenier im ersten Durchgang zeitlich am nächsten gekommen. Mit vier Hundertsteln Rückstand hatte sie eine sehr gute Basis für den möglichen zweiten Sieg in diesem Winter nach jenem im Riesenslalom von Ende November in Killington, Vermont, gelegt. Trotz des Rückfalls um drei Positionen war die Tessinerin die mit Abstand bestklassierte Schweizerin. Wendy Holdener egalisierte mit Platz 15 das zweitbeste Saisonergebnis in ihrer zweiten Disziplin. Ein paar Weltcup-Punkte gab es zudem für Camille Rast und Andrea Ellenberger für die Ränge 24 und 25. Michelle Gisin, nach halbem Pensum auf Platz 12, schied aus.

Grenier hatte ihre gute Form schon kurz vor dem Jahreswechsel in den Riesenslaloms in Semmering angedeutet. Im ersten Rennen am rund 90 Kilometer südlich von Wien gelegenen Berg nahm sie nach dem ersten Lauf Rang 4 ein, wurde aber wegen eines Frühstarts nachträglich disqualifiziert. Auf das Missgeschick reagierte sie tags darauf mit Platz 5 und kam damit ihren bisherigen Bestresultaten im Weltcup nahe. Vor einem Jahr ebenfalls im Riesenslalom in Kranjska Gora und vor zwei Jahren im Super-G in Cortina d'Ampezzo erreichte sie Rang 4.

Ein Sturz und seine Folgen

Grenier hätte den Durchbruch womöglich schon früher geschafft, wäre ihre sportliche Entwicklung nicht durch eine schwere Verletzung gebremst worden. Vor knapp vier Jahren erlitt sie bei einem Sturz im Training für die WM-Abfahrt in Are in Schweden Knochenbrüche am rechten Bein und am rechten Knöchel. Sie verpasste nicht nur den Rest jener Saison, sondern, wegen Komplikationen und weiteren Operationen, auch den folgenden Winter.

Zu den körperlichen gesellten sich mentale Probleme. Grenier hatte Mühe, den Sturz und seine Folgen zu verarbeiten, das Selbstvertrauen kam ihr abhanden. Als Konsequenz folgte die fast ausschliessliche Konzentration auf den Riesenslalom. Zu Abfahrten startete sie seither nie mehr, im Super-G trat sie nur noch sporadisch an. Einen ihrer Versuche brach sie im vergangenen März in Lenzerheide vorzeitig ab. Die Bedingungen auf eisiger, unruhiger Piste waren ihr zu gefährlich.

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