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Die richtige Balance zwischen Innovation und Beständigkeit

Nach drei der letzten vier Saisons sichert sich die Schweiz das Label der Skination Nummer eins. Dass das auch in Zukunft so bleibt, dafür ist Walter Reusser als Alpin-Direktor von Swiss-Ski besorgt.

Agentur
sda
21.03.23 - 05:00 Uhr
Ski alpin

Über 11'300 Punkte, so viele wie noch nie zuvor, sammelten die Fahrerinnen und Fahrer von Swiss-Ski im Weltcup-Winter 2022/23. Der Vorsprung auf den kriselnden Erzrivalen Österreich betrug am Ende mehr als 2500 Punkte. Die Situation der Schweizer Alpinen für die nähere Zukunft präsentiert sich also rosig und komfortabel.

Was auf den ersten Blick für die Öffentlichkeit und Medien gut aussieht, tut das ebenfalls für Walter Reusser. Auch der Emmentaler sagt, dass «wir in den letzten drei, vier Jahren enorm viel Erfolg hatten».

Reusser erwähnt dabei neben dem Woche für Woche starken Abschneiden im Weltcup die zuletzt für Swiss-Ski so medaillenreichen Grossanlässe, von der WM 2021 in Cortina über Olympia 2022 in Peking bis zur diesjährigen WM in Courchevel/Méribel.

Den Erfolg einschätzen können

Gleichzeitig betont Reusser wie «wichtig es ist, dass man auch den Erfolgsfall einschätzen kann». Wohl im Gegensatz zu früher, als die Schweiz nach einer goldenen Ära weit ins Hintertreffen geriet, ist man sich beim Skiverband nun bewusst, dass es nicht einfach immer so weitergehen muss. «Es braucht auch im Erfolgsfall gute Planung», sagt der Alpin-Direktor, der im Herbst 2019 aus der Geschäftsführung von Skihersteller Stöckli zu Swiss-Ski gewechselt hat.

Es gehe um die richtige Balance «zwischen Innovation und Beständigkeit», so der 46-jährige Berner. Man dürfe nicht Angst haben vor innovativen Ansätzen oder teils auch der Konfrontation. Gleichzeitig sei aber auch die Beständigkeit wichtig, denn bei Swiss-Ski gehe es schliesslich um Menschen, und nicht um Produkte oder Maschinen.

Deshalb können sich Fehler im System oder auch nur fehlerhafte Entscheide sehr langfristig auswirken. Reusser: «Machst du im Nachwuchsbereich zwei Jahre was falsch, dann badest du das während vier bis vielleicht sogar sechs Jahren aus.» Im Schneesport könne man eben nicht wie in einem Fussballverein Athleten einkaufen, um sich über Wasser zu halten. «Man hat, was man hat, und zu dem muss man sehr gut schauen.»

Aktuell habe die Schweiz im Nachwuchsbereich «sehr gute Fahrerinnen und Fahrer», sagt Reusser, der früher selber Trainer auf verschiedenen Stufen war. Gerade bei den Männern sei die Leistungsdichte in der Schweiz enorm.

Geduld als grosse Stärke von Swiss-Ski

Gefragt, was denn die Stärke von Swiss-Ski sei, nennt der Alpin-Direktor sehr bald das Wort Geduld. Reusser meint damit, dass die zu Swiss-Ski stossenden Nachwuchsfahrer «nicht gleich im ersten Jahr Weltspitze sein müssen». In den ersten zwei Jahren gehe es vielmehr um den nationalen Vergleich.

«Die Geduld», die man sich lasse, «hilft extrem, um Druck aus dem System zu nehmen. Eine Athleten-Karriere ist ein Marathon und kein Sprint.» Abgerechnet werde am Schluss, «wenn man 30 oder vielleicht sogar 35 Jahre alt ist», aber sicher nicht in «den Jahren, wenn man noch pubertiert, in der Ausbildung oder Lehre steckt und von Zuhause wegzieht». Wenn da auch sportlich der grosse Druck vorhanden ist, «dann ist das kontraproduktiv».

«Wir sind permanent gefordert»

Auch im aktuellen Erfolgsfall ist Reusser «immer damit beschäftigt, dass wir die nötige Dichte und keine Löcher haben». Swiss-Ski habe den «herausfordernden Anspruch, dass wir bei den Frauen und Männern in allen vier Disziplinen Weltspitze sein wollen. Deshalb braucht es schon im Jugendbereich die nötige Dichte und gute Strukturen. Da sind wir permanent gefordert.»

Reussers Ambition ist es, «sich vom Guten nicht blenden zu lassen, sondern kontinuierlich besser zu werden». Die in den vergangenen Jahren gefundene Stabilität sei insofern von Vorteil, «dass man nicht alles infrage und auf den Kopf stellen muss. Es geht eher darum, am einen oder anderen Ort die Konstellation oder die Strukturen leicht anzupassen.»

Damit soll gewährleistet sein, dass sich für die Schweizer Alpinen auch in einigen Jahren die nähere Zukunft nach wie vor rosig und komfortabel präsentiert.

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