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Beat Feuz geht in Kitzbühel «sicher nicht ohne Bier zu Bett»

Vor den letzten Rennen der Karriere stellt sich Beat Feuz in Wengen nochmals den Medien. Der Berner spricht darüber, wie er nun am Lauberhorn und dann in Kitzbühel alles geniessen und aufsaugen will.

Agentur
sda
11.01.23 - 18:25 Uhr
Ski alpin
Beat Feuz am Mittwoch in Wengen, wo er vor den letzten Rennen seiner glänzenden Karriere nochmals Red und Antwort stand
Beat Feuz am Mittwoch in Wengen, wo er vor den letzten Rennen seiner glänzenden Karriere nochmals Red und Antwort stand
KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Beat Feuz, wie fühlt sich die Lauberhorn-Ausgabe 2023 bislang an?

«Zunächst einmal waren wir alle sicherlich froh, dass wir zwei Trainings fahren konnten. Die Wetterprognosen waren ja nicht wirklich prickelnd. Es wurde top gearbeitet hier, die Piste ist dementsprechend in relativ gutem Zustand. Nun schauen wir, was in den kommenden Tagen möglich ist.»

Die Prognosen fallen weiterhin nicht sehr prickelnd aus.

«Leider nicht. Aber wenn es irgendwo bei solchem Wetter dennoch passen kann, dann hier in Wengen und vielleicht auch noch in Kitzbühel. Hingegen an vielen anderen Orten müssten wir wohl abreisen. Doch in Wengen werden sie trotz schwierigen Bedingungen alles dafür tun, um die Piste für die Rennen im bestmöglichen Zustand zu halten.»

Als wie schade empfänden Sie es, bei Ihrem letzten Antreten in Wengen keine Abfahrt bestreiten zu können?

«Das wäre sehr schade. Der Wetterbericht hat sich immerhin für Samstag etwas verbessert. Deshalb bin ich positiv gestimmt. Hoffentlich gibt es am Samstag ein cooles und schönes Rennen. Aber selbst wenn es nicht so kommen sollte: Es würde sich für mich nichts ändern, Wengen bliebe mir in sehr guter Erinnerung. Niemand von uns hat das Wetter im Griff - und das ist gut so.»

Haben sich Ihre Anreise nach Wengen und dann die Trainingsfahrten anders als sonst angefühlt?

«Eigentlich nicht. Es überwiegt die Freude, alles nochmals aus Athletensicht zu sehen und erleben zu können.»

Also nehmen Sie es bewusster wahr?

«Ja. Das war jetzt während den Trainings so, als ich mit den Pistenarbeitern, von denen ich zwei, drei kenne, ein bisschen geplaudert habe. Darüber, was sie in den letzten Tagen alles geleistet haben. Das ist speziell, weil es das für mich an anderen Weltcup-Orten so nicht gibt.»

Dafür, dass Sie auf Abschieds-Tour sind, wirken Sie sehr entspannt.

«Warum soll ich jetzt (am Mittwoch - Red.) angespannt sein? Es ist etwas Schönes, ich freue mich auf die Rennen, sei es hier oder dann noch in Kitzbühel. Ich will alles noch einmal geniessen und aufsaugen, vom Publikum über die Leute am Pistenrand bis hin zur ganzen Atmosphäre rundherum. Das hat mir schon an den zwei Trainingstagen sehr gut gefallen.»

Ist da vielleicht die Gefahr vorhanden, dass man etwas die Konzentration verliert, wenn man auf die Nebenschauplätze links und rechts schaut?

«Nein, also den Weg in Wengen finde ich immer runter. Das erste Training war am Dienstag, das zweite am Mittwoch, da bleibt absolut noch Zeit bis zum Rennen. Man muss nicht am Dienstag schon komplett im Rennmodus sein.»

Was sagen Ihre Konkurrenten zum Rücktritt?

«Aktuell sagen sie noch nicht sehr viel, ich bin ja noch dabei. Aber klar, mit einigen habe ich schon gequatscht. Den einen oder anderen blöden Spruch gab es natürlich schon, auch nette Worte - je nach Situation. Doch alle finden, dass ich Recht habe, und sie freuen sich für mich.»

Sind Sie mit Ihrem Rücktritts-Entscheid immer noch zu 100 Prozent im Reinen?

«Definitiv. Die Freude ist gross, in Wengen und Kitzbühel nochmals Rennen zu fahren. Danach ist es aber okay, dass dieses Kapitel für mich vorbei ist. Weil ich in Bormio nicht fit war, habe ich das Rennen zu Hause auf der Couch mitverfolgt. Das tat ich gänzlich ohne Wehmut. Das war für mich ein gutes Zeichen, dass ich da nicht zehn Zentimeter vor dem Fernseher stand und dachte: 'Oh, da wäre ich jetzt auch gerne dabei.'»

Wie sieht es mental aus. Können Sie das ganze Drumherum für Ihre letzten Rennen ausblenden?

«Ja, das geht. Einer, der beim Saisonfinale zurücktritt, überlegt sich das ja auch nicht erst am Tag vorher. Da sind wir Profi genug.»

Hatten Sie sich auch überlegt, Ihren Entscheid niemandem zu sagen und dann einfach nach Kitzbühel aufzuhören?

«Diese Überlegung gab es. Das wäre eine Möglichkeit gewesen. Aber das wäre für mich schwieriger gewesen, nur mit dem Gedanken in mir drin zu leben, dass ich aufhöre und niemand sonst weiss es. Auch wäre das nicht so einfach gewesen, weil man ja auch neben der Piste Gespräche führt.»

Wie meinen Sie das?

«Die Planung geht laufend weiter. Sei es, was an der WM sein soll, oder dann, was danach folgt. Das wären dann aber alles Themen gewesen, die mich nicht mehr interessieren. Dann wäre das eher zu einer Belastung geworden, über solche Dinge zu sprechen. Für mich war deshalb klar: 'Das muss raus'. So ist es für mich eine Befreiung, nun kann ich das Ganze geniessen. Zudem ist es ja auch schön, dass andere Athleten oder auch die Medien Interesse zeigen. Das empfinde ich irgendwie auch als Würdigung für mich und meine Leistungen in den letzten Jahren.»

Wie viel Druck machen Sie sich, am Lauberhorn nochmals zu gewinnen?

«Null. Ob ich hier Zehnter oder Erster werde, das ändert nichts mehr an meiner Karriere. Aber klar, ich will nochmals schnell sein, sonst hätte ich ja nicht gesagt, dass ich in Wengen und Kitzbühel nochmals fahren will.»

Wird es hier oder nächste Woche in Kitzbühel eine grosse Party geben?

«Auf dem Wengener Dorfplatz gibt es sicherlich ein Fest. Ich werde da allerdings nicht mittendrin stehen (lacht). Nein, geplant ist nichts, denn nächste Woche folgt gleich Kitzbühel. Anstossen mit Familie und Freunden, wie in den letzten Jahren auch, geht aber schon.»

Und in Kitzbühel?

«Ohne Bier werde ich da sicher nicht zu Bett gehen. Bislang ist aber von einer Party noch keine Rede.»

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