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Gisin kriegt die Kurve ein weiteres Mal, Gut-Behrami kapituliert

Die Schweizerinnen verpassen im Heim-Riesenslalom in Lenzerheide in Abwesenheit von Lara Gut-Behrami das Podest, schneiden aber ordentlich ab. Gut-Behrami zieht sich temporär aus dem Weltcup zurück.

Agentur
sda
06.03.22 - 17:54 Uhr
Ski alpin

Michelle Gisin wurde Fünfte, Wendy Holdener Achte und Camille Rast Zwölfte. Im Fall von Michelle Gisin wiederholte sich die Geschichte: Abermals fühlte sich die im letzten Sommer schwer vom Pfeifferschen Drüsenfieber heimgesuchte Engelbergerin am Morgen vor einem Rennen schlecht. Und abermals verliess sie den Zielraum am Nachmittag mit einem breiten Strahlen. Der 5. Platz nach Zwischenrang 7 am Morgen war der vierte Top-10-Platz der Saison in dieser Disziplin und das zweitbeste Riesenslalom-Resultat des Winters nach dem Podestplatz in Courchevel im Dezember.

«Es ist verrückt. Ich weiss auch nicht, wie ich das jedes Mal hinbekomme. Irgendwie gelingt es mir immer, den nötigen Mut zu finden. Ich glaube, das Mentaltraining erledigt sich in dieser Saison ganz von alleine», sagte Gisin, der die eisige und überaus steile Piste am Fuss des Parpaner Rothorns einigen Respekt eingeflösst hatte.

Kollektive Steigerung

Auch Wendy Holdener und Camille Rast vermochten sich im zweiten Lauf zu steigern. Holdener strahlte im Zielraum nicht nur deshalb in die Kamera, weil Roger Federer sie bei seinem zweiten Besuch um ein Foto mit seinen Kindern bat. Als Achte realisierte die Schwyzerin ihr bestes Riesenslalom-Resultat des Winters.

Camille Rast rückte am Nachmittag vom 17. vor, und mit Simone Wild (23.) und Vivianne Härri (24.) fuhren zwei weitere Schweizerinnen in die Punkteränge. Einzig Andrea Ellenberger, die nach Zwischenrang 24 vier Tore vor dem Ziel auf dem Innenski wegrutschte, brachte der zweite Lauf kein Glück.

Gut-Behramis Rückzug

Lara Gut-Behrami verzichtete derweil nach dem 3. Platz im Super-G auf den Start. Die Tessinerin erlitt beim Einfahren einen Schlag auf das Knie und klagte über Rückenschmerzen. Ausserdem fühlte sie sich müde, weshalb sie als Vorsichtsmassnahme beim drittletzten Riesenslalom in dieser Disziplin nicht dabei war und auch die Rennen am nächsten Wochenende in Are auslässt. «Ich bin nicht in der Verfassung, um zu riskieren», sagte sie gegenüber SRF und deutete an, beim Finale in Courchevel wieder anzutreten zu wollen.

Gut-Behramis Gesundheitszustand sorgte in diesem Winter oft für Fragezeichen. Sie sei eigentlich seit November krank, sagte die Weltmeisterin und Olympiasiegerin am Freitag. Zwar sei ihre Stimme nach Crans-Montana zurück. «Aber ich kann nicht sagen, dass ich mehr Energie habe als letzte Woche. China hat viel Energie gekostet, mental und körperlich.»

Im Sommer über die Bücher

Klar ist, dass Gut-Behrami nach der Saison über die Bücher gehen wird, um den Energiehaushalt künftig besser zu steuern. Selbst einen Rücktritt schloss die im April 31-jährige Ehefrau von Valon Behrami nicht aus. Es sei nicht der Zeitpunkt für solch grundlegende Fragen, sagte Gut-Behrami. «Sollte ich weiterfahren, muss ich sicher schauen, dass ich das Ganze noch besser plane. Ich muss herausfinden, was ich optimieren kann.»

Ein Rücktritt zum jetzigen Zeitpunkt würde indes überraschen, nicht nur weil Gut-Behrami in den letzten beiden Saisons in die Erfolgsspur zurückgefunden hat. Ausserdem hofft Gut-Behrami auf Kalender-Anpassungen seitens der FIS, sprich auf mehr Rennen an gleicher Stätte und damit weniger Reisen und mehr Möglichkeiten sich zu erholen, so wie gezwungenermassen im Corona-Winter 2020/21: «Das kam nicht nur mir, sondern auch anderen entgegen. Ich fände es gut, wenn man es wieder so machen würde.»

Urs Lehmann, der umtriebige Präsident von Swiss-Ski, würde eine solche Anpassung ebenfalls begrüssen, wie er in Lenzerheide bekräftigte.

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