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Das Quartett der Gleichwertigen ist gesprengt

Vor dem Eidgenössischen Fest in Pratteln ist die Hierarchie im Schwingsport eine andere als vor drei Jahren vor dem Eidgenössischen in Zug. Samuel Giger steht zuoberst.

Agentur
sda
19.08.22 - 22:57 Uhr
Schwingen

Samuel Giger, Armon Orlik, Joel Wicki, Pirmin Reichmuth. Diese vier waren in der eidgenössischen Saison 2019 untereinander ungefähr gleich stark. Sehr stark. Und sie waren viel stärker als alle anderen. Der König von Zug musste zwangsläufig aus diesem Quartett junger Schwinger hervorgehen. Einzig bei Christian Stucki wusste man nicht recht, was einen erwartet, denn er war die meiste Zeit der Saison verletzt und konnte erst kurz vor dem Eidgenössischen wieder eingreifen.

Ganz zuletzt lag es an Wicki, für das illustre Quartett die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Aber nach 41 Sekunden des Schlussgangs wurde der Sörenberger von Stucki gebodigt. Reichmuth und Giger waren schon nach zwei respektive drei Gängen aus der Entscheidung gefallen, und Orlik vergab seine Chancen im 7. Gang mit einem Gestellten gegen Sven Schurtenberger. So wurde denn ein 34-Jähriger König statt einer der vier kaum zu bezwingenden Youngsters.

Gigers Ausnahmestellung

Heute, drei Jahre später, gibt es unter den vier Könnern eine recht klare Abstufung, eine Hierarchie. Samuel Giger steht, welche Kriterien man auch anwendet, über allen. Der 24-jährige Thurgauer siegte im letzten Jahr - 2020 wurde nicht geschwungen - an acht Festen, so auch am Kilchberger Schwinget zum Saisonschluss, mit dem er seinen ersten Triumph an einem Anlass mit eidgenössischem Zuschnitt sicherstellte. Nur Jörg Abderhalden in seiner besten Zeit hatte ebenso oft in einer einzigen Saison gewonnen. In dieser Saison ist Giger nicht mehr ganz so unantastbar, aber mit fünf Kranzfestsiegen ist er trotzdem der Erfolgreichste.

Pirmin Reichmuth könnte heute mit seinem enormen Potential immer noch gleich weit sein wie Samuel Giger. Aber der Zuger kann sein ungeheures Pech nicht abschütteln. In den Jahren zwischen Zug und Pratteln warf ihn der vierte Kreuzbandriss zurück. Recht spät in der laufenden Saison konnte er wieder eingreifen. Die ersten zwölf Gänge gewann er, was ihm logischerweise zwei Festsiege einbrachte. Ende Juli auf dem Brünig verlor er am Anfang gegen Adrian Walther, und zuletzt zog er sich eine weitere Verletzung zu. Diesmal war es kein Kreuzbandriss, aber eine Schulterverletzung. Er muss hoffen, bis zum Eidgenössischen Fest wieder ganz gesund zu sein.

Armon Orlik hatte als Erster der vier die Chance, Schwingerkönig zu werden. Aber spät im Schlussgang von Estavayer 2016 stiess ihn Matthias Glarner mit einem «Stich» auf den Rücken. Im Vergleich auch zu 2019 hat Orlik nachgelassen. Auch stellte er die Schwingerkarriere eine Zeitlang für seine Ausbildung zurück. In dieser Saison gewann der Maienfelder ein Kranzfest, das Glarner-Bündner Anfang Juni in Netstal. Im Nordostschweizer Verband ist er nach Giger bestenfalls noch die Nummer 2. Auf dieser Position wird der 27-Jährige von den deutlich jüngeren Werner Schlegel und Damian Ott hart bedrängt.

Joel Wicki siegte heuer dreimal, zweimal direkt nacheinander an zwei übergeordneten Festen, dem Innerschweizerischen in Ennetbürgen sowie auf der Rigi. Aber beide Anlässe waren nicht besonders gut besetzt. Jedenfalls kommt auch Wicki seit geraumer Zeit nicht mehr an Gigers Leistungen heran.

Die Uhr tickt

Das überlegene Quartett von 2019 ist auch deshalb in der Relation schwächer geworden, weil jüngere Schwinger aufgeholt haben. Nebst den erwähnten Schlegel und Ott sind es beispielsweise die Berner Fabian Staudenmann, Adrian Walther und Michael Ledermann.

In Pratteln kann höchstens einer aus dem illustren Quartett Schwingerkönig werden. Mindestens drei von ihnen werden also weiter warten müssen. In der ganzen Geschichte wurde nur Christian Stucki in einem Alter von mehr als 31 Jahren Schwingerkönig. 2025, wenn das Eidgenössische im Glarnerland angehalten wird, werden die vier keine Youngsters mehr sein. Armon Orlik wird 30, Pirmin Reichmuth 29, Joel Wicki 28 und Samuel Giger 27 Jahre alt sein. Trotz der tollen Karrieren ist es praktisch unmöglich, dass jeder der vier Schwingerkönig werden kann.

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