Valerio und Janik – die ungleichen Brüder
Nach zwei Podestplätzen im Weltcup dürfen Valerio Grond und Janik Riebli auch mit einer WM-Medaille im Teamsprint liebäugeln. Ihr Trainer bezeichnet sie als Brüder, allerdings als sehr ungleiche.
Nach zwei Podestplätzen im Weltcup dürfen Valerio Grond und Janik Riebli auch mit einer WM-Medaille im Teamsprint liebäugeln. Ihr Trainer bezeichnet sie als Brüder, allerdings als sehr ungleiche.

In einem sind sich die besten Schweizer Sprinter Valerio Grond und Janik Riebli einig: Der 24-jährige Bündner ist eher der Organisierte, der zwei Jahre ältere Obwaldner der Chaot. Dennoch teilen die beiden praktisch immer ein Zimmer, wenn sie unterwegs sind, so auch an der WM in Trondheim. Probleme gibt es dadurch keine, im Gegenteil.
«Mit Valerio ist das so eine Sache», erklärt Riebli. «Er hat fast keine Angriffspunkte, weil er irgendwie immer alles richtig macht.» Vielleicht höre er das nicht so gerne, wirft der Innerschweizer lachend ein. «Aber deshalb sagt man vielleicht, er sei der Perfekte, nach Roman Schaad (ebenfalls Schweizer Langläufer) der Schönste und der Gescheiteste.» Eine Präzisierung ist Riebli dann aber doch wichtig: «Er ist sicher der Ordentlichere von uns zwei, aber er ist nicht überperfekt, das also gar nicht.»
Der entscheidende Boost
Grond schätzt diese Unbekümmertheit seines Teamkollegen. «Janik ist als Person sicher etwas offener, kommunikativer als ich.» Sie würden sich gut ergänzen und hätten eine «tolle Stimmung». Das ist beiden wichtig und spornt sie zu Höchstleistungen an. «Rein physisch kann man schon einfach sein Rennen laufen, unabhängig vom Partner», sagt Grond mit Blick auf den Teamsprint. «Aber mental ist es ein Vorteil, wenn man sich gut versteht. Man läuft nicht nur für sich, sondern eben auch für einen Freund. Mich pusht das auf jeden Fall noch ein bisschen mehr.» Oder wie es Riebli ausdrückt: «Im entscheidenden Moment ist das genau der Boost, den es noch braucht.»
Wie geht man als Coach mit zwei so unterschiedlichen Charakteren um? Erik Braaten lacht bei der Frage: «Ihnen zu helfen macht grossen Spass», versichert der norwegische Cheftrainer des Schweizer Langlauf-Männerteams. Denn: «Wenn es um die Arbeit geht, sind sie gar nicht so verschieden.» Beide seien gründlich, ehrgeizig, würden sich hohe Massstäbe setzen. «Janik ist ein bisschen der Spielerische», stellt Braaten fest. «Ich würde sagen, 330 Tage im Jahr macht er Witze, aber wenn es drauf ankommt, ist er voll fokussiert.»
Bauer und Jäger
Eine Gemeinsamkeit ist auch, dass beide eine wichtige Beschäftigung neben dem Profisport haben. Der gelernte Landwirt Riebli hilft vor allem im Sommer als Ausgleich gerne auf dem Bauernhof seines Vaters in Giswil oder auf der Alp aus. «Er braucht das», weiss Braaten. «Aber auch Valerio hat ja sein Ding. Er hat da im September seine heiligen zwei Wochen.» Dann geht der Davoser Grond auf die Jagd. Für den Trainer ist das kein Problem. «Es ist alles eine Frage des Timings. Die Arbeit auf dem Hof für Janik und die Jagd für Valerio tun ihrer mentalen Balance gut. Sie liegen in dieser Zeit ja nicht auf der faulen Haut. Sie trainieren trotzdem.»
Es gebe sicher auch Momente, in denen Grond und Riebli sich auf die Nerven gehen würden, in denen sie mal genug von einander hätten. Aber das sei ja in jeder Familie so. «Sie sehen sich wie Brüder», stellt Erik Braaten fest. Und als solche wollen sie am Mittwoch nach Nadine Fähndrichs Bronzemedaille im Einzelsprint für ein zweites nordisches Highlight für die Schweiz sorgen.