×

Je weicher, desto besser

Die WM in Trondheim beginnt gleich mit einem Höhepunkt aus Schweizer Sicht. Nadine Fähndrich gehört im Sprint zu den heissen Medaillenkandidatinnen - wie fast ein Dutzend Konkurrentinnen auch.

Agentur
sda
27.02.25 - 04:00 Uhr
Schneesport
So möchte Nadine Fähndrich auch am Donnerstag in Trondheim jubeln: Anfang Januar gewann sie den Weltcupsprint im Val di Fiemme
So möchte Nadine Fähndrich auch am Donnerstag in Trondheim jubeln: Anfang Januar gewann sie den Weltcupsprint im Val di Fiemme
KEYSTONE/AP/ALESSANDRO TROVATI

In Trondheim hat bereits der Frühling mit Temperaturen deutlich über dem Gefrierpunkt Einzug gehalten. Für Nadine Fähndrich sind das grundsätzlich gute Nachrichten. Eine tiefe Loipe erachtet die 29-jährige Luzernerin für den Sprint in der von ihr bevorzugten Skating-Technik durchaus als kleinen Vorteil. «Je weicher, desto besser», mutmasst sie beim Medientermin vor dem WM-Auftakt.

Fähndrich muss sich allerdings im Feld der weltbesten Sprinterinnen nie verstecken - egal, bei welchen Schneeverhältnissen oder in welcher Technik. «Es ist nicht unbedingt so, dass kompakte Bedingungen für mich nicht gut sind», erklärt die Siegerin von fünf Weltcup-Sprints, unter anderem dem in diesem Winter Anfang Januar in Val di Fiemme. «Bei weicher Spur wird es aber immer strenger. Ich bin im Vergleich zu anderen eine der Athletinnen, die auch gute Ausdauerfähigkeiten hat.» Andere würden stärker nur auf die Zielgerade spekulieren. «Gegenüber diesen habe ich mehr Vorteile, wenn es weicher ist.»

Der Saisonstart war für Fähndrich noch recht unbefriedigend verlaufen; bis Ende Dezember musste sie auf den ersten Podestplatz warten. Auch das sieht sie nun durchaus als kleinen Vorteil. «Ich glaube, ich kann es etwas lockerer nehmen und bin nicht so versteift auf den Grossanlass wie in anderen Jahren», erzählt die Olympia-Fünfte von Peking. Sie führt dies einerseits auf die grössere Erfahrung und anderseits eben auf die etwas gesunkenen Erwartungen zurück. Allerdings: «Jetzt sind sie natürlich auch wieder gestiegen», meint Fähndrich lachend.

Erinnerungen an WM-Silber

Die Zentralschweizerin ist in der Schweizer Langlauf-Delegation die Einzige, die an einem Grossanlass schon einmal eine Medaille gewonnen hat. 2021 in Oberstdorf holte sie gemeinsam mit Laurien van der Graaff und nach einem fulminanten Schlussspurt Silber im Teamsprint. Daran denkt sie gerne ab und zu zurück, auch wegen Parallelen zu und Lehren für Trondheim. «Es war auch in Oberstdorf nicht immer einfach.» Fähndrich hatte mit dem Scheitern bereits im Prolog des Einzelsprints eine grosse Enttäuschung zu verkraften. «Und es war am Morgen im Halbfinal des Teamsprints sehr eisig, im Final dann weich und besser für mich. Es ist also auch an dem Tag nicht alles super gelaufen. Es hilft zu wissen, dass es auch dann funktionieren kann.»

Noch ist sich Fähndrich nicht sicher, wie die Verhältnisse in Trondheim am heutigen Wettkampftag sein werden. Sie kam am Samstag direkt von zuhause im Kanton Luzern in Norwegen an. Nach dem 2. Platz im Weltcup-Sprint in Falun legte sie nochmal eine kurze Pause ein. Bei den ersten Trainings in Trondheim stellte sie fest, dass die Loipe am Morgen «eine reine Eisbahn» war. «Wir werden sehen, wie sie es dann für den Wettkampf präparieren werden.»

In Trondheim kann Nadine Fähndrich auch auf ihren persönlichen Trainer Ivan Hudac zählen, dessen Vertrag mit Swiss-Ski Ende der letzten Saison nicht verlängert wurde. Das Ziel ist eine Medaille, wobei sie die Chancen im Einzel und im Teamsprint von kommender Woche (wohl mit Anja Weber) in etwa gleich gross einschätzt. Im Einzel wird in der Skating-Technik gelaufen, die ihr nach wie vor ein wenig besser liegt, im Teamsprint klassisch, dafür gibt es da nur ein schwedisches oder norwegisches Team als Konkurrenz.

Topfavoritinnen aus Schweden

Aus diesen Ländern werden auch an diesem Donnerstag die härtesten Gegnerinnen kommen. Vor allem die Schwedinnen dominieren den Sprint seit vielen Jahren; bei Grossanlässen sind sie seit der WM 2019 ungeschlagen. Ganz oben auf der Rechnung hat Fähndrich die Olympiasiegerin und amtierende Weltmeisterin Jonna Sundling, dann aber auch Maja Dahlqvist und Linn Svahn, der sie bei der WM-Hauptprobe in Falun knapp unterlag. Die grösste norwegische Hoffnung Kristine Skistad hatte sie da jedoch im Griff. «Und dann würde ich auch (die Amerikanerin) Jessie Diggins in einem Skating-Sprint nie abschreiben.»

Für Fähndrich ist klar, dass nicht einzig der Gewinn einer Medaille darüber entscheidet, ob sie am Ende mit ihrem Rennen zufrieden ist. «Ich will aktiv laufen», sagt sie. Ihr Ziel sei es, «mein bestes Rennen zu zeigen. Alles abzuliefern, was ich habe, und dass alles aufgeht.» Dann liege eine Medaille sicher drin. Daneben freut sie sich «mega auf ein nordisches Fest im Heimatland des Langlaufs. Wenn man diese Tribüne (für 23'000 Zuschauer) sieht, ist das schon gigantisch und etwas sehr Spezielles.»

Die Kommentarfunktion wurde für diesen Artikel deaktiviert.
Könnte euch auch interessieren
Mehr zu Schneesport MEHR