Schweizer Ambitionen an der Bob-WM in Lake Placid
Erstmals seit dreizehn Jahren finden die Bob-Weltmeisterschaften wieder einmal in Lake Placid statt. Die Chance für die Schweizer, den übermächtigen Deutschen ein Schnippchen zu schlagen.
Erstmals seit dreizehn Jahren finden die Bob-Weltmeisterschaften wieder einmal in Lake Placid statt. Die Chance für die Schweizer, den übermächtigen Deutschen ein Schnippchen zu schlagen.

Seit vielen Jahren sind die deutschen Bobfahrer fast unschlagbar. Ein Blick in die Resultatlisten der Weltcups in diesem Winter zeigen, vor welch grosser Herausforderung die Schweizer Bobfahrer in den nächsten zehn Tagen stehen. Bei den Männern gingen 35 von 46 möglichen Podestplätzen an die Deutschen, bei den Frauen 29 von 45. Die Piloten der dominierenden Bobnation sind denn auch in Lake Placid die klaren Favoriten.
Hoffnung macht der Austragungsort dieser Weltmeisterschaften. Erstmals seit 2012 finden wieder Titelkämpfe in der Olympiabahn von 1980 statt. Der Eiskanal im Norden des Bundesstaats New York gehört zu den fahrerisch anspruchsvollsten der Welt.
Start und Material als Handicap
Die Schweizer Männer Michael Vogt, Cédric Follador und Timo Rohner fuhren mit ihren Crews zwar konstant in die Top Ten, aber eben nur einmal, durch Vogt im zweitletzten Rennen in Lillehammer, auf das Podest. Vogt weiss denn auch, wie schwierig die Aufgabe wird. Er hat sich gut von der Bandscheibenoperation im letzten Sommer erholt und war nach seinem verspäteten Einstieg in die Saison gleich wieder der schnellste Schweizer. «Ich fühle mich gut parat für Lake Placid», versichert der 27-jährige Schwyzer. Aber: «Mit der Medaille wird es sicher schwierig.»
Die Deutschen haben zwei immense Vorteile. Sie holen mit ihrer Athletik bereits am Start wertvolle Hundertstel oder sogar Zehntel heraus und verfügen über das beste Material. Besonders eklatant ist dies beim Zweierbob. Auch deshalb rechnen sich die Schweizer mit dem grossen Schlitten etwas bessere Chancen aus.
Vogt hat vor zwei Jahren in St. Moritz als Dritter mit dem Zweier - damals noch mit dem vor gut einem Jahr so schwer verunglückten Sandro Michel als Anschieber - die letzte Schweizer Medaille geholt. Drei der letzten vier Weltmeisterschaften fanden auf den Bahnen in Altenberg und Winterberg statt, wo die Deutschen noch mehr als sonst dominieren.
Hasler nimmt Medaille ins Visier
Etwas forscher formuliert Vogts Lebensgefährtin Melanie Hasler ihre Ambitionen, obwohl auch sie unter Rückenproblemen leidet. «Ich würde wirklich gerne mal eine WM-Medaille gewinnen», meint sie lachend. Dem Rücken, wegen dem sie eines der Heimrennen in St. Moritz auslassen musste, gehe es «so la la». Es sei eigentlich nichts Schlimmes, aber «einfach mega nervig». Dennoch gibt sich die ehemalige Volleyballerin kämpferisch.
«Lake Placid ist eine technisch anspruchsvolle Bahn», macht auch sie sich Mut. «Da kann man fahrerisch einiges herausholen.» Ähnlich wie Vogt schätzt auch die 26-jährige Aargauerin ihre Chancen im Zweierbob schwieriger ein, wegen dem Material. «Im Monobob dürfte es deshalb besser gehen.» Dort wird mit Einheitsschlitten gefahren. Einen Dämpfer erhielten Haslers Hoffnungen allerdings, weil sie am Donnerstagmorgen erkrankte.
Gespannt sein darf man auf den zweiten WM-Auftritt der Junioren-Weltmeisterin Debora Annen, die in dieser Saison einen grossen Schritt nach vorne gemacht hat. Generell ist das Feld der Medaillenanwärterinnen bei den Frauen dank der starken Amerikanerinnen und Kanadierinnen deutlich grösser. Bei den Männern kommen eigentlich fast nur Vogt, der Brite Brad Hall und der Österreicher Markus Treichl als ernsthafte Konkurrenz für die Deutschen in Frage.
Wie immer an der WM werden die Medaillensätze in vier Läufen vergeben. Am ersten Samstag und Sonntag fahren die Frauen im Monobob, die Männer im Zweier, am zweiten Wochenende stehen Frauen-Zweier und Männer-Vierer im Programm. Die Temperaturen - und Bedingungen - variierten in den letzten Tagen enorm. Auf eisigkalt folgte ein Wärmeeinbruch, aufs Wochenende solls wieder deutlich kühler werden.
Letzter Weltmeister der stolzen Bobnation Schweiz waren übrigens Ivo Rüegg/Cédric Grand vor bereits 16 Jahren. In Lake Placid...