Einzelkämpfer Wyss gibt nun im Zweierteam den Takt an
Seit seiner Olympia-Teilnahme im letzten Jahr in Rio hat der Kanusport für Fabio Wyss nicht mehr oberste Priorität. Auf hohem Niveau ausüben will er ihn als Student aber weiterhin. Dafür hat er die Kategorie gewechselt.
Seit seiner Olympia-Teilnahme im letzten Jahr in Rio hat der Kanusport für Fabio Wyss nicht mehr oberste Priorität. Auf hohem Niveau ausüben will er ihn als Student aber weiterhin. Dafür hat er die Kategorie gewechselt.

Am Freitag starten die Regattakanuten im ungarischen Szeged in ihre Weltcup-Saison. Für Fabio Wyss, den seit Jahren besten Schweizer in dieser Sportart, präsentiert sich eine völlig neue Ausgangslage. Er sitzt nicht mehr alleine im Kanu, sondern geht gemeinsam mit Stefan Domeisen, seinem Klubkollegen des KC Rapperswil-Jona, an den Start. Für Wyss ist es die Rückkehr ins Doppelkajak: Nach seinem Wechsel vom Wild- aufs Flachwasser bildete er von 2009 bis 2011 schon einmal mit Christophe Nicolet ein Team.
Trainingsumfang massiv reduziert
Der Entscheid, sich mit Domeisen zusammenzutun, fiel im Februar im Trainingslager in Florida. Seit einem Monat trainieren der 27-jährige Wyss und der drei Jahre jüngere Domeisen intensiver zusammen – wobei intensiv für Wyss mittlerweile relativ ist: Im letzten Herbst hat er an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Winterthur sein Studium in Kommunikation und Journalismus begonnen. Das Training fällt seither deutlich weniger umfangreich aus. «Ich mache jetzt noch acht oder neun Einheiten pro Woche. Davor waren es über 20», erklärt Wyss.
Mit dem Spitzensport ganz aufzuhören, stand mal im Raum. «Das wäre zum Thema geworden, wenn ich mich nicht für die Olympischen Spiele in Rio qualifiziert hätte.» Doch Wyss schaffte die Qualifikation im letzen Jahr in extremis. Dass das Grossereignis in Brasilien für ihn zur sportlichen Enttäuschung wurde (out nach dem Vorlauf), spornte den gebürtigen Nidwaldner, der seit mehreren Jahren in Rapperswil-Jona wohnt, erst recht an, weiterzumachen. «Rio war der Punkt, zu sagen, es geht weiter. Denn mit diesem Rennen wollte ich nicht aufhören», erklärt er. Schon damals war Wyss aber klar, dass die Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio und sein Studium nicht im Einklang zu bringen sind.
Mit dem Wechsel zum Zweier rechnet er sich für den Zyklus bis zu den Spielen in Japan hingegen mehr Chancen aus. Und mit Domeisen hat er einen Partner gefunden, den er nicht nur schon lange bestens kennt, sondern mit dem es auch sportlich immer besser funktioniert. Domeisen sei so nahe an ihm dran, wie noch nie, stellt Wyss, der als Vordermann den Takt angibt, fest. Dies liegt zum einen daran, dass er selbst zwangsläufig nicht mehr das Niveau des letzten Jahres aufweist, Domeisen im Vergleich zur vergangenen Saison aber auch nochmals zugelegt hat.
«Kürzlich legten wir im Training eine Zeit hin, die wohl noch nie ein Schweizer Boot geschafft hat», sieht sich Wyss mit Domeisen auf einem guten Weg. Dies wollen sie ab Freitag in Szeged beweisen. Als Ziel für den Weltcup-Auftakt nennt Wyss einen Platz im B-Final über die olympische 1000-Meter-Strecke. In Ungarn bietet sich gleichzeitig eine erste Chance, sich für die Weltmeisterschaften, die Ende August in Racice (CZE) ausgetragen werden, zu qualifizieren. Die Konkurrenz ist aber auch im Zweier nicht nur stark, sondern auch breit. So werden in Szeged gleich sechs Vorläufe zur Austragung kommen.
Bewegungstrieb ist ungebrochen
Die Reise nach Ungarn ist für Wyss auch deshalb speziell, weil er derzeit mit dem Studium stark gefordert ist. Mitte Juni stehen die Prüfungen des zweiten Semesters auf dem Programm. «Ich wollte etwas machen, bei dem ich mit Sport zu tun habe», erklärt der 26-Jährige, warum er sich für den Bereich Journalismus und Kommunikation entschieden hat. Bestanden seine Erfahrungen mit Medien bisher als interviewter Sportler, lernt er nun auch die andere Seite kennen. Den ganzen Tag in der Schule zu sitzen, fällt dem Bewegungsmenschen aber nicht immer leicht: «Ich brauche es, nach einem Schultag aufs Wasser zu gehen. Und kann ich während einer Lernphase mal kein Training machen, drehe ich fast durch.»
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