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Buchserberg statt Mount Everest

Für einmal «mehr als die normale sonntägliche Trainingsfahrt» wollten Silvano Veraguth aus Haldenstein und sein Kollege Luca Büchel absolvieren. Und erklommen den fiktiven Mount Everest: Zehnmal mit dem Rennvelo auf den Buchserberg. Am strengsten war es nicht beim letzten Aufstieg, sondern kurz zuvor.

Simone
Zwinggi
13.06.20 - 04:30 Uhr
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Silvano Veraguth (links) und Luca Büchel auf dem Buchserberg, dem kleinen Mount Everest.
Silvano Veraguth (links) und Luca Büchel auf dem Buchserberg, dem kleinen Mount Everest.
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Zehnmal an einem Tag und noch immer nicht genug. «Ich war bereits wieder zweimal oben», antwortet Silvano Veraguth auf die Frage, ob er jemals wieder auf den Buchserberg fahren würde. Erst eine gute Woche ist es her, als Veraguth zusammen mit Luca Büchel den fiktiven Mount Everest mit dem Rennvelo bezwang. Am Pfingstsonntag morgens um 3.20 Uhr seien sie beim Rathaus in Buchs losgefahren. «Inspiriert haben uns andere Velofahrer, die während des Corona-Lockdowns Herausforderungen dieser Art erfanden.»

Was dabei erstaunt: Die beiden sind keine reinen Velofahrer. Der 27-järige Veraguth ist Mitglied der Schweizer Nationalmannschaft im Inlineskating, der 23-jährige Büchel bestreitet Motocross-Rennen. Intensiv velofahren, das machen sie aus unterschiedlichen Gründen. «Ich trainiere immer vielseitig», erklärt Veraguth. «Die ganze Woche nur inlineskaten, das wäre zu einseitig.» Als Vorbereitung auf die Marathonrennen ist er im Kraftraum, auf den Inlineskates und auf dem Rennvelo anzutreffen – alles je zwei- bis dreimal pro Woche. Büchel hingegen setzt sich wegen einer Verletzung öfter als zuvor aufs nichtmotorisierte Zweirad. Nach einer Fussverletzung im Winter hätten ihm die Ärzte geraten, zum Wiederaufbau aufs Rennvelo zu steigen. Dass er das Ganze gleich so ernst nehmen würde, damit hätten sie wohl nicht gerechnet.

Gegenseitig überredet

Die Inspiration der Rennvelo-Kollegen nutzten die beiden Freunde eher kurzfristig. Am Pfingstsamstag erst hätten sie sich gegenseitig dazu überredet, auch die 8848 Höhenmeter zu erklimmen. Veraguths Auto mit etwa 15 Getränkebidons, Kuchen und Nusstörtli hätten sie am Samstagabend beim Fuss des Buchserbergs parkiert. Damit es am Sonntagmorgen ohne Umschweife losgehen konnte. «Anfangs war es noch etwas frisch, aber im grossen Ganzen war das Wetter ideal für unser Training. Es war den ganzen Tag über etwas bewölkt, sodass die Sonne uns das Leben nicht unnötig schwer machen konnte», erzählt Veraguth.

920 Höhenmeter und eine Distanz von zehn Kilometern liegen zwischen dem Rathaus in Buchs und dem Berghaus Malbun auf dem Buchserberg. Als «ideale Steigung» bezeichnen die beiden dieses Streckenprofil, um die 8848 Höhenmeter des Mount Everest zu absolvieren.

Neunmal mussten sie also rauf, begleitet vor allem von der Musik, der sie aus den mitgebrachten Böxli lauschten – denn «über so viele Stunden hat man sich nicht ständig etwas zu erzählen». Ab etwa 8 Uhr seien sie am Streckenrand auch von Freunden und Vereinskollegen unterstützt geworden. Für diese Unterstützung waren sie besonders nach der Mittagspause dankbar, die sie nach sechs Aufstiegen einlegten. Oder anders gesagt: nach 7 Stunden, 15 Minuten und 5500 Höhenmetern. «Der Wiedereinstieg nach dieser Pause war etwas hart», gibt Veraguth zu. Aber der intensivste Moment sollte erst noch kommen. «Beim neunten, also dem zweitletzten, Aufstieg war unsere Leistungsgrenze deutlich spürbar. Das war am allerhärtesten», so Veraguth. Gegenseitige Motivation, das sei in diesem Moment am wichtigsten gewesen.

Den Mount Everest erreichten die beiden nach elfeinhalb Stunden. Ehrensache, dass sie aber auch beim neunten Aufstieg ganz nach oben pedalierten. So kamen insgesamt 202 Kilometer und 9091 Höhenmeter in einer Zeit unter zwölf Stunden zusammen. «Der 100-Kilometer-Marsch im Militär war ein Spaziergang dagegen», finden die zwei. Ein Fazit, das auch frau gut nachvollziehen kann.

Simone Zwinggi ist Redaktorin bei Zeitung und Online. Nach einem Sportstudium wendete sie sich dem Journalismus zu. Sie ist hauptberuflich Mutter, arbeitet in einem Teilzeitpensum bei der «Südostschweiz» und hält Anekdoten aus ihrem Familienleben in regelmässigen Abständen im Blog Breistift fest. Mehr Infos

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