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Näfels meldet sich zurück

Biogas Volley Näfels gewinnt das zweite und nervenaufreibende Play-off-Spiel gegen Luzern 3:2 (25:20, 25:22, 19:26, 25:27, 15:13). Damit gleichen die Glarner in der Best-of-5 Serie zum 1:1 aus.

Südostschweiz
24.02.20 - 04:30 Uhr
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Es brauchte zehn Angriffsversuche im letzten Ballwechsel, ehe Best-Player Nico Süess den Ball ins Feld der Luzernen hämmert und damit Näfels den viel bejubelten Sieg sichert.
Es brauchte zehn Angriffsversuche im letzten Ballwechsel, ehe Best-Player Nico Süess den Ball ins Feld der Luzernen hämmert und damit Näfels den viel bejubelten Sieg sichert.
KÖBI HEFTI

Uff, was war das für ein Spiel – nichts für schwache Nerven. Zum dritten Mal in diesem Monat standen sich Näfels und Luzern gegenüber und zum dritten Mal musste nach einer 2:0 Satzführung am Ende doch ein Tiebreak über Sieg und Niederlage entscheiden. Anders als bei den beiden Spielen in Luzern hatte diesmal aber die Kaczmarczyk-Truppe am Ende die Nase vorne. Nico Süess – er wurde am Ende als bester Spieler von Näfels ausgezeichnet – verwertete nach mehr als zwei Stunden den zweiten Matchball zum 15:13.

Ungeahnte Service-Qualitäten

Es war die lang ersehnte Erlösung für Aebli und sein Team. Erstmals in dieser Saison zwang Näfels Luzern in die Knie. Doch bis es so weit war, durchlebten die Spieler, Betreuer und Anhänger beider Teams ein Wellental der Gefühle. Angefangen hat alles schon vor dem Spiel bei den Innerschweizern. Sie mussten auf ihren Captain Nick Amstutz, der sich den Fuss verknackste, verzichten. Dazu waren einige Luzerner krank. Davon war zu Beginn jedoch nichts zu spüren. Im Gegenteil, es war der Biogas-Motor, der nicht ansprang – Näfels stand. Nach gut zwei Minuten hiess es 0:5 für die Gäste. Näfels Trainer Oskar Kaczmarczyk reagierte mit einem Timeout, einem erfolgreichen, wie sich gleich zeigte. Mit starken Services von Ernest Plizga nahmen die Platzherren die Verfolgung auf und gingen mit 8:7 erstmals in Führung. Der Motor lief auch danach rund. Näfels überzeugte weiterhin mit starken Services – sechs Asse bei nur drei Fehlern hat man in der Lintharena schon ewig nicht mehr gesehen. Auch die Angreifer gaben sich keine Blösse mehr und so holte sich Näfels den ersten Satz mit 25:20.

Vermeintliche Vorentscheidung

Ein kaum verändertes Bild gabs auch im zweiten Satz. Diesmal lief der Näfelser Motor aber schon zu Beginn auf Hochtouren. Vor allem Nico Süess drückte aufs Gaspedal, trug mit zwei Angriffen, einem Block und einem Servicewinner Massgebliches zur 7:4 Führung bei. Es war offensichtlich, dass das Vertrauen und der Glaube an die eigenen Fähigkeiten Näfels die nötige Sicherheit verliehen. Souverän zog es sein Spiel durch, riskierte dabei einiges und liess sich nicht beeindrucken, als Luzern beim Stand von 18:18 erstmals aufschloss und bis zum 21:21 dranblieb. Ein neuerlicher Servicewinner, diesmal durch Damian Hudzik, brachte Näfels den vorentscheidenden Breakpunkt zum 23:21 ein. Näfels gewann den Satz 25:22.

«Auch wenn sie 0:2 hinten sind, sie spielen ihr Spiel weiter und glauben an ihre Chance.»

Es schien, dass dieses Spiel im Vergleich zum Cup-Viertelfinal und ersten Play-off-Spiel keine derart enge Geschichte mehr werden würde. Doch dieser Schein trog. Kaczmarczyk erklärt es so: «Es ist nicht möglich, die Luzerner zu knicken. Auch wenn sie 0:2 hinten sind, sie spielen ihr Spiel weiter und glauben an ihre Chance.» Genau so war es auch am Samstag. Der dritte Satz war bis zum 12:12 das übliche Kopf-an-Kopf-Rennen. Dann aber war es wie schon so oft Luzerns Topscorer Edvarts Buivids, der mit fünf Hammerservices sein Team entscheidend 18:12 in Front brachte. Luzern sicherte sich den Satz letztlich mit 25:19 souverän.

Der vierte Umgang war Anti-Volleyball der übleren Art. Zu Beginn reihten beide Teams Fehler an Fehler. Bis zum Stand von 11:11 waren es sieben bei Luzern, gar acht bei Näfels. Im Gegensatz zu Luzern fand Näfels bis zum Satzende kein Mittel gegen diese Fehlerhexe. Am Ende standen 15 Punkte auf der Negativ-Seite. Trotz dessen blieb der Satz bis zum Schluss völlig offen. Doch Luzerns Punktegarant Nummer eins, Buivids sorgte mit einem Servicewinner für die Entscheidung – 27:25 für Luzern.

Fans sorgen für Hexenkessel

Damit war es wieder da, das übliche Finale zwischen Näfels und Luzern mit einem Tiebreak. In diesem knüpfte Näfels dort an, wo es in den beiden ersten Sätzen und ganz zum Ende des vierten Satzes war: kampfbetontes, wachsames und effizientes Angriffsvolleyball. Nach einem Blitzstart ging Näfels 5:1 in Führung. Damit kam die Näfelser Fangruppe noch mehr in Fahrt und sorgte für einen schon lange nicht mehr erlebten Hexenkessel in Näfels. Beim Seitenwechsel führte Näfels 8:6. Mit einem Sideout und zwei Breakpunkten in Folge kämpften sich die Gäste im typischen Luzerner-Stil zurück und glichen zum 11:11 aus. Ausgerechnet Luzerns brandgefährlicher Topscorer sorgte dann für die Vorentscheidung, als sein Diagonalangriff nicht auf, sondern neben der Linie landete. 14:12 für Näfels.

Den ersten Matchball wehrte Luzern ab. Der zweite war dann eine Riesenrally mit vielen Chancen hüben wie drüben, Abwehren in Extremis und von Vorsicht geprägten Angriffen und Gratisbällen. Zehn Mal ging der Ball übers Netz. Nico Süess fasste sich dann bei seinem dritten Angriff in diesem Spielzug ein Herz und hämmerte den Ball mit voller Kraft Richtung gegnerisches Feld. Und diesmal klappte es, der Ball kam irgendwie am Block vorbei und landete in Luzerns Spielfeld. Der Jubel über den ersten Sieg und den Ausgleich in der Play-off-Serie kannte keine Grenzen.

Näfels – Luzern 3:2 (25:20, 25:22, 19:26, 25:27, 15:13)

Linthhalle. – 350 Zuschauer. – Spieldauer: 129 Minuten. – SR: Wolf, Zindel.

Näfels: Aebli (Passeur, Captain, 0 Punkte), Hagenbuch (Libero), Nõmmistu (19), Süess (19), Hudzik (13), Plizga (17), Papangelopoulos (8). Einwechslungen: Maroulis (0), Godlewski (0), Fraser (2). Headcoach: Oskar Kaczmarczyk.

Luzern: Jucker (Passeur, 1 Punkt), Fořt (Captain, 15), Gautschi (Libero), Ulrich (7), Köpfli (11), Hepburn (14), Buivids (22) .Einwechslungen: Häfliger (0), Döös (1). Headcoach: Liam Sketcher.

Bemerkungen: Captain Amstutz abwesend (Fussverletzung).

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