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Basels vorsichtige Taktik zum Weiterkommen

Der FC Basel muss gegen Trabzonspor in der Conference League einen 0:1-Rückstand wettmachen. Trotz heikler Ausgangslage will Interimstrainer Heiko Vogel die Aufgabe bedacht angehen.

Agentur
sda
23.02.23 - 06:00 Uhr
Fussball
Taulant Xhaka könnte mit seiner Aggressivität ein Schlüsselspieler für den FC Basel sein
Taulant Xhaka könnte mit seiner Aggressivität ein Schlüsselspieler für den FC Basel sein
KEYSTONE/AP

Bei der dritten Nachfrage kann sich Heiko Vogel eine Bemerkung nicht mehr verkneifen. Es ist früher Mittwochnachmittag, und der Interimstrainer des FC Basel erledigt den Pflichttermin mit den Medien, den es immer gibt am Vortag einer Partie im Europacup. Das Interesse ist beachtlich, steht für den FCB am Donnerstag (21.00 Uhr) im Rückspiel der Sechzehntelfinals in der Conference League gegen Trabzonspor doch der Verbleib auf der europäischen Bühne auf dem Spiel. Und obwohl der 47-Jährige in dieser Viertelstunde verschiedene Themen anspricht, kommt ein Name immer wieder zur Sprache: Taulant Xhaka.

«Ich habe noch andere Spieler im Kader», sagt Vogel, nachdem er wiederholt auf den Mittelfeldspieler angesprochen worden ist, auf seine Entwicklung, auf seine Rolle im Team, auf die Identifikation, die er als Basler ermögliche. «Ja, Tauli ist ein wichtiger Spieler, aber alle anderen sind auch wichtig», sagt der Deutsche, bevor er zu verstehen gibt, jetzt keine weiteren Fragen zum 31-Jährigen beantworten zu wollen. Wohl auch, um zu verhindern, dass die Vertragssituation Xhakas auch noch angesprochen wird. Der Kontrakt läuft im Sommer 2024 aus, und Spieler und Klub sind sich in den letzten Wochen noch nicht einig darüber geworden, wie es weitergehen soll. Vorerst sollen Gespräche sistiert worden sein.

Schlüsselspieler Xhaka

Das verbale Pingpong zwischen Trainer und Medienschaffenden zeigt zweierlei Dinge: Welche Art von Partie gemeinhin erwartet wird, und mit welcher Einstellung Vogel diese anzugehen gedenkt. Nach dem 0:1 im Hinspiel vor einer Woche sind die Basler gegen den türkischen Meister unter Druck. Trabzonspor war den Baslern überlegen, und nur ein hauchdünner Abseitsentscheid verhinderte zusammen mit einem mehrmals stark parierenden Marwin Hitz im Tor eine höhere FCB-Niederlage.

Insofern ist nicht anzunehmen, dass die Basler im heimischen St. Jakob Park vor erwarteten rund 20'000 Zuschauerinnen und Zuschauern auf einmal die spielbestimmende Mannschaft sein werden. Defensive Stabilität und Kampfbereitschaft scheinen eher Attribute zu sein, an denen man sich beim FCB taktisch orientieren könnte, und wahrscheinlich verkörpert kein Spieler im Kader Basels diese mehr als Taulant Xhaka. Im Hinspiel stand der ältere Bruder von Nationalmannschafts-Captain Granit über 90 Minuten auf dem Platz und versuchte vorab die Kreise des griechischen Spielgestalters in den Reihen Trabzonspors, Anastasios Bakasetas, einzuschränken. Im Rückspiel dürfte diese Rolle nicht anders sein, obwohl Vogel seine Aufstellung nicht preisgibt und stattdessen mehrfach auf das Kollektiv und die Wichtigkeit jedes einzelnen Spielers verweist.

«Gute Balance»

Neben Einigkeit sieht der Trainer noch etwas anderes als wichtigen Puzzlestein für den Erfolg. «Kontrollierte Offensive». Der Begriff wurde einst von der deutschen Trainerlegende Otto Rehhagel geprägt und besagt im Kern, dass eine Mannschaft vorsichtig nach vorne stürmen und dabei keineswegs die Defensive entblössen soll. «Wir haben 90 Minuten Zeit, um ein Tor aufzuholen», sagt Vogel. «Da müssen wir nicht gleich zu Beginn alles in die Waagschale werfen.» Der FCB-Coach erinnert daran, dass Trabzonspor nicht nur spielstark, sondern auch konterstark sei, weshalb es wichtig sein werde, dass sein Team bei allen Bemühungen nach vorne nicht zu viele Räume offenlasse, welche die Türken dann für ihre Gegenstösse nutzen könnten. «Das Schlimmste wäre, wenn wir so einen zweiten Treffer einkassieren. Deshalb brauchen wir eine gute Balance.»

Es ist ein Thema, das die Basler auch in der Super League beschäftigt, denn mehrmals führten Unzulänglichkeiten in der Defensive und zu weit aufgerückte Offensivspieler spät zu Punktverlusten oder gar Niederlagen. Dies will Vogel diesmal mit seiner Anlehnung an Rehhagel, der Griechenland 2004 mit derartiger Ausrichtung und «kontrollierter Offensive» zum EM-Titel führte, um jeden Preis verhindern, auch wenn das Weiterkommen allenfalls wie in der dritten Qualifikationsrunde im letzten August und identischer Ausgangslage vor dem Rückspiel gegen Bröndby über ein Penaltyschiessen erdauert werden müsste.

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