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«Das könnte der Anfang sein von etwas Schönem»

Der FC Rapperswil-Jona startet in der Promotion League in die Saison. Die Aufstiegsmöglichkeiten waren schon lange nicht mehr so gut. Aber wie schnell wächst das Team nach vielen Wechseln zusammen?

Linth-Zeitung
05.08.22 - 22:39 Uhr
Fussball
«Der Arbeit vom Verein Erfolg verleihen»: FCRJ-Trainer Heris Stefanachi weiss, dass ihm ein Team mit viel Qualität zusammengestellt worden ist.
«Der Arbeit vom Verein Erfolg verleihen»: FCRJ-Trainer Heris Stefanachi weiss, dass ihm ein Team mit viel Qualität zusammengestellt worden ist.
CHRIS MELO

von Mario Noser

«Die Rangierung allein betrachtet, ist eine ungenügende Note für uns alle», hatte Sportchef Stefan Flühmann nach der abgelaufenen Spielzeit mit Platz 9 zu Protokoll gegeben. Das, einige ungewollte Abgänge sowie Langzeitverletzte waren Grund genug für den 50-Jährigen, die Mannschaft auf die neue Saison hin ordentlich umzukrempeln. Zehn Spieler haben den FCRJ verlassen. Darunter wichtige Stützen wie Innenverteidiger Ismajl Beka (er ging in die Challenge League zum FC Wil), oder Goalgetter Jordan Gele, der nach Rumänien wechselte. «Klar werden wir diese Stützen vermissen», sagt Flühmann. «Ich bin aber der Überzeugung, dass wir die beiden super ersetzen konnten.»

Mit der Kaderzusammenstellung hatte der Sportchef alle Hände voll zu tun. Zu vermelden gibt es insgesamt elf Neuzugänge. Dabei bediente sich der FCRJ auch bei der Konkurrenz: Mit Mittelfeldmann Enzo Grasso (25) vom FC Biel und dem Stürmer Christian Konan (23) von Etoile Carouge haben zwei Spieler mit Promotion-League-Erfahrung an den Obersee gewechselt.

Noch deutlich mehr Routine hat sich der FCRJ aber mit dem 33-jährigen Mittelfeldspieler Francesco Bolzoni, er spielte einst für Inter Mailand, Verteidiger Adriano Sodano (31) vom FC Freienbach, Verteidiger Mattia Cinquini (32) vom FC Chiasso und Stürmer Danijel Subotic (33), der zuletzt keinen Verein hatte, dazugeholt.

Trainer Heris Stefanachi verspricht sich von diesem Quartett vor allem eines: «Leadership». Es soll mit gutem Beispiel vorangehen und den Jungen ein Vorbild sein. Das sei natürlich auch das Ziel gewesen bei diesen Transfers, bemerkt Stefanachi. «Ich merke, dass sich das bereits jetzt niederschlägt. Die vier machen einen super Job.»

Das Team muss sich noch finden

Aber wie schafft man es innert kürzester Zeit – die letzten Neuankömmlinge unterschrieben erst letzte Woche –, ein Team aus der neu zusammengewürfelten Truppe zu formen? «Das ist wohl die grösste Schwierigkeit», sagt Stefanachi. Doch der 41-Jährige weiss, wie er das anpacken muss: «Ich bin ein Trainer, der viel auf Mentalität und Teamgeist setzt.» Viele Einzelgespräche habe er in der Vorbereitung geführt und auch schon den einen oder anderen Teamevent organisiert. Aber Stefanachi weiss: «Die Mannschaft muss erst noch zusammenwachsen.»

Das zeigte sich denn auch in den Testspielen. Aus sechs Partien resultieren nur zwei Siege und ein Remis. Auffällig dabei: Der FCRJ tat sich wie schon in der vergangenen Saison schwer mit dem Toreschiessen. In den besagten sechs Spielen erzielten die Rapperswiler nur fünf Treffer.

«Wir wollen in der Gruppe, die um den Aufstieg spielt, dabei sein.»
Stefan Flühmann, Sportchef FC Rapperswil-Jona

Macht der FCRJ also dort weiter, wo er in der zurückliegenden Meisterschaft aufgehört hat? «Ich denke nicht», sagt Stefanachi und verweist auf die vielen späten Wechsel in seinem Team. «Wir hinken der Konkurrenz noch ein wenig hinterher.» Aber der Verein habe ein Zeichen gesetzt und sich Mühe gegeben, eine schlagfertige Mannschaft zusammenzustellen. «Jetzt liegt es an uns, unsere Mankos so schnell wie möglich zu beheben. Wir wollen der Arbeit vom Verein auch Erfolg verleihen.»

Mit Mankos ist vor allem die letzte Konsequenz im Strafraum gemeint. Stefanachi ist überzeugt, dass sein Team vor dem gegnerischen Tor an Effizienz zulegen wird: «In der neuen Saison ist alles auf Sieg ausgerichtet. Wir müssen diese Spiele, in denen wir dominieren, jetzt nur noch nach Hause bringen.» Sportchef Flühmann sieht das ähnlich: «Wir wollen dominant und laufstark auftreten. Wir setzen die Schwerpunkte definitiv auf die Offensive und den Speed.»

Vorne mitspielen ist das Ziel

Aber was bedeutet das auf die Tabelle bezogen? Schliesslich war die Möglichkeit, aus der dritthöchsten Schweizer Liga aufzusteigen, noch nie besser. In der heute Samstag beginnenden Saison steigt nicht nur der Promotion-League-Meister auf. Auch der Zweitplatzierte sichert sich den Direktaufstieg, und der Drittplatzierte darf in der Barrage gegen den Letzten der Challenge League um den Aufstieg ran.

Optimale Voraussetzungen also für den FCRJ, der sich nur schon aufgrund der Gegebenheiten und seiner Ressourcen zu den Topteams der Liga zählen muss. Und wo sieht Stefanachi seine Mannschaft am Ende der Saison. «Ich bin schlecht in Prognosen. Ich lasse die Prognose gerne andere machen. Ich konzentriere mich auf einen guten Saisonstart», sagt der Frauenfelder. Er lässt sich aber doch noch in die Karten blicken: «Ich habe das Gefühl, wenn wir gut starten, kann etwas richtig Tolles zusammenwachsen. Das könnte der Anfang sein von etwas Schönem.»

Zuversichtlich ist auch der Sportchef. Das Wort Aufstieg nimmt Stefan Flühmann nicht gerne in den Mund. Auch weil die Challenge League momentan noch eine Zehnerliga ist. «Bei einer so schmalen Anzahl Teams, haben wir dort nichts verloren», sagt er. Aber er stellt auch klar: «Wir wollen in der Gruppe, die um den Aufstieg spielt, dabei sein. Das bedeutet sicher, vorne mitzuspielen.»

Aufschlussreich darüber, ob dieser Plan aufgeht, werden für den FC Rapperswil-Jona schon die ersten Meisterschaftswochen sein. In drei seiner ersten vier Spielen trifft er mit Etoile Carouge, dem FC Breitenrain und dem FC Biel auf mögliche Titelaspiranten. Die erste Bewährungsprobe steht heute Samstag in Carouge an.

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