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Frankreich in der Kritik: konzept- und kopflos ins Verderben

In Frankreich beginnt nach dem Achtelfinal-Out gegen die Schweiz die Abrechnung mit Team und Trainer. Der Weltmeister sei für seine Leistung zu Recht bestraft worden, so der Tenor.

Agentur
sda
29.06.21 - 11:11 Uhr
Fussball
Frankreich und Didier Deschamps verabschieden sich viel früher als erwartet
Frankreich und Didier Deschamps verabschieden sich viel früher als erwartet
KEYSTONE/AP/Daniel Mihailescu

Frankreich war nach dem Achtelfinal-Schock zu sehr mit sich selber und seinen Schwächen beschäftigt, um im Detail auf die Leistung der Schweizer einzugehen. Didier Deschamps musste Fragen zu seiner Taktik und auch zu seiner Zukunft beantworten. Der Gegner war weniger ein Thema, auch wenn der Nationaltrainer betonte: «Wir haben gegen eine starke Schweizer Mannschaft verloren.»

Konkreter wurde der frühere französische Internationale Patrick Vieira, der für einen englischen TV-Sender arbeitet: «Wir müssen der Schweiz gratulieren, weil ich davon überzeugt bin, dass die bessere Mannschaft gewonnen hat. Ich bin wirklich enttäuscht von der Einstellung, die die Franzosen auf dem Platz gezeigt haben. Es war eine schlechte französische Mannschaft.»

«L'Equipe», die massgebliche Stimme im französischen Sport, sah das ähnlich wie Vieira, der ehemalige Teamkollege von Deschamps. Sie schrieb, Frankreich habe den Achtelfinal konzeptlos begonnen und kopflos beendet. Das Team sei nicht zufällig bestraft worden, zu vieles hätte nicht gestimmt, beginnend bei der defensiven Leistungen. Es habe spätestens ab dem zweiten EM-Spiel der klare taktische Rahmen gefehlt. Die Folge waren auch Fehler, wie jener von Paul Pogba vor dem 3:3, «ein Ballverlust in einer Zone und zu einem Zeitpunkt, den sich ein Spieler seines Niveaus nicht verzeihen kann».

«Wohl nicht mehr verdient»

Frankreichs Spieler und Trainer tun wohl gut daran, in den nächsten Tagen den Sportteil in den Medien zu meiden. Auch wenn die letzten neun Jahre unter Deschamps bis zur Niederlage gegen die Schweiz ein stetiger Aufstieg waren, werden die Entscheide des Coaches während der letzten Woche speziell seziert. «Er hinterliess den Eindruck, als würde er nichts im Griff haben bei dieser EM», gab «L'Equipe» schon mal den Ton vor.

Deschamps misslang, was er sich vorgenommen hatte. Er wollte seinem Team neues offensives Leben einhauchen und holte dafür Karim Benzema in die Mannschaft zurück. Dieser war an der EM zwar der mit Abstand beste Torschütze der Franzosen, er machte aber im Gegensatz zu seinem Vorgänger Olivier Giroud die anderen Stürmer nicht besser. Es ging bei der EM verloren, was noch die grosse Stärke bei der WM gewesen war: defensive Sicherheit und gelebte Solidarität.

Wie Deschamps nun den Schaden beheben will, liess er in seinen ersten Reaktionen offen. «Es wird Zeit brauchen, um das zu verdauen», sagte der 52-Jährige. «Wir müssen uns eingestehen, dass wir wohl nicht mehr verdient haben.» Man habe zusammen wundervolle Dinge erlebt, nun sei die Zeit gekommen, auch in einem schwierigen Moment zusammen zu stehen.

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