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Das Weesner Schiff um Captain Müller ist auf Kurs

Der FC Weesen ist seiner Reputation als 2.-Liga-Spitzenmannschaft in der Vorrunde gerecht geworden. Die Gasterländer liegen mit acht Siegen aus elf Spielen in Lauerstellung auf dem zweiten Tabellenrang.

Paul
Hösli
07.11.18 - 01:00 Uhr
Fussball
Viel mehr Licht als Schatten: Trotz ärgerlicher Niederlagen ist Captain Pascal Müller mit der Vorrunde des FC Weesen zufrieden.Bild Sasi Subramaniam
Trotz ärgerlicher Niederlagen ist Captain Pascal Müller mit der Vorrunde des FC Weesen zufrieden.
Sasi Subramaniam

Wer die Vorrunden-Statistiken des FC Weesen in der 2. Liga, Gruppe 1, betrachtet, dem stechen einige positive Zahlen ins Auge. Die einmal mehr sehr wenigen Gegentore – nur 7 aus 11 Spielen –, die wenigen Strafpunkte (26) und allen voran natürlich die 24 Zähler. «Es sind schon die 24 Punkte, die mir am besten gefallen. Diese haben wir auch dank unserer Defensive geholt. Sie ist unser Prunkstück», sagt Weesens Captain Pascal Müller. Um sogleich zu hadern, «es hätten noch mehr Punkte sein können».

Nach dem dritten Spieltag hätte Müller diese Punkteausbeute und den zweiten Rang am Ende der ersten Saisonhälfte noch mit Handkuss genommen. Denn nach dem 4:0-Auftaktsieg in Rebstein gerieten die Weesner ins Taumeln. Es folgten zwei Niederlagen (je 0:1 gegen Rorschach-Goldach und Mels).

Im Derby die Kurve gekriegt

Den Tiefpunkt erreichten die Gaster-länder in der Woche nach der Niederlage in Mels, als sie in der 2. Vorrunde des Schweizer Cups vom 3.-Ligisten St. Otmar mit einem 1:2 «rausgekegelt» wurden. «Nichts klappte zu diesem Zeitpunkt, ich begann ernsthaft zu zweifeln», blickt Müller zurück.

Vielleicht kam danach mit den Reserven des FC Linth 04 genau der richtige Gegner auf den Sportplatz Moos. Nicht dass die Glarner in diesem Spiel schwach waren, aber durch den 4:1-Sieg im Derby zogen sich die Weesner selber aus dem Schlamassel. Es war rückblickend die Wende zum Guten – zum sehr Guten sogar. In der Folge holte der FC Weesen aus den restlichen acht Meisterschaftsspielen sieben Siege. «Das Highlight war in Ruggell, da spielten wir auf Champions-League-Niveau», sagt Captain Müller scherzhaft.

«Unser Motto in der Rückrunde kann eigentlich nur ‘Angriff auf die Spitze’ lauten.»
Pascal Müller, Captain des FC Weesen

Grümpelturnier-Niveau hingegen zeigten die Weesner gegen Au-Berneck, als sie am 20. Oktober die dritte Niederlage der Vorrunde kassierten. «Die Leistung war unterirdisch, fast schon peinlich, wie bereits in Mels», erklärt der ehrgeizige Müller. Auch deshalb ärgern den 27-Jährigen die drei Niederlagen. Denn «keine war zwingend. Gegen Rorschach wäre ein Punkt dringelegen und die anderen beiden Spiele waren zum Vergessen».

Weshalb dies in den Partien gegen Mels und Au-Berneck so war, darüber kann Müller nur mutmassen. «Es ist schwierig, eine Erklärung zu finden. Vielleicht waren wir nicht bereit oder agierten phasenweise einfach zu naiv.»

Dennoch zieht Pascal Müller eine positive Halbsaison-Bilanz. «Wir haben eine gute, aber keine sehr gute Vorrunde gespielt.» Mit vier Punkten Rückstand auf den Tabellenführer Rorschach-Goldach 17 liegt in der Rückrunde noch alles drin. Denn in Weesen will man den Aufstieg in die 2. Liga interregional, daraus macht Müller keinen Hehl. «Unser Motto in der Rückrunde kann eigentlich nur ‘Angriff auf die Spitze’ lauten. Wenn nicht jetzt, wann dann?», sagt der bekennende Bayern-München-Fan.

Vojta zurück nach Tschechien

Diese Ausgangslage war aber bereits in den vergangenen Spielzeiten ähnlich, als der FC Weesen die Saison letztlich auf dem zweiten oder dritten Tabellenplatz beendete. «Dies schwirrt bei den arrivierten Spielern sicher im Hinterkopf herum», gibt Müller zu. Man müsse dies ausblenden, denn Rorschach-Goldach würde absolut in Reichweite liegen und vier Punkte seien schnell aufgeholt. «Vorausgesetzt, uns gelingt ein guter Start in die Rückrunde», ist sich der defensive Mittelfeldspieler bewusst.

Den Angriff auf den Tabellenführer müssen die Weesner ohne den Tschechen Jakub Vojta in Angriff nehmen. Der frischgebackene Vater kehrt in seine Heimat zurück. «Ein Riesenverlust. Ihn zu ersetzen, wird ungemein schwer. Er hat uns enorm weitergebracht», bedauert Pascal Müller den Abgang sehr. «Aber so ist Fussball, damit müssen wir leben und versuchen, Vojta so gut wie möglich zu ersetzen.»

Tafat ist endlich aufgeblüht

Einer, der in dieser Saison bereits in Vojtas Fusstapfen getreten ist, ist dessen Landsmann Libor Tafat. Der Stürmer erzielte 6 der 21 Treffer und ist damit Topskorer des Teams. «Zum Glück hat er aufgedreht, wir brauchen ihn im Sturm. Er ist ein permanenter Störfaktor mit seinen gefühlt drei Metern Körpergrösse», sagt Müller und lacht.

Viel zu lachen dürfte die Mannschaft auch am Wochenende haben. Mit 20 Spielern und Staff-Angehörigen besuchen die Weesner die Heimat einiger Teammitglieder – Prag lautet das Ziel. «Dies sagt wohl einiges über unser Team aus, wenn so viele bei der Vorrunden-Abschlussreise mit dabei sind», freut sich der Captain.

Paul Hösli ist Redaktor bei den «Glarner Nachrichten» in Ennenda. Wenn er keine Artikel über das regionale Geschehen verfasst, produziert er die Zeitung. Zudem ist er der Stellvertreter von Ruedi Gubser für das Ressort Sport. Er ist seit 1997 bei der «Südostschweiz», im Jahr 2013 wechselte er intern von der Druckvorstufe in die Redaktion. Zuerst in einem 40-Prozent-Pensum und seit 2016 zu 100 Prozent. Mehr Infos

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