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FCRJ-Knipser trifft auch für Bosnien

Aldin Turkes braucht bei seiner Premiere für Bosniens U21-Nationalmannschaft nur fünf Minuten für sein erstes Tor.

Bernhard
Camenisch
19.10.18 - 16:28 Uhr
Fussball
In Jubelpose wird Aldin Turkes im Trikot des FCRJ häufig fotografiert – nicht aber bei seiner Torpremiere für Bosnien.
In Jubelpose wird Aldin Turkes im Trikot des FCRJ häufig fotografiert – nicht aber bei seiner Torpremiere für Bosnien.
Freshfocus

Funchal auf Madeira: Es läuft am Dienstagabend im Estádio do Marítimo die 4. Minute der Nachspielzeit im U21-EM-Qualifikationsspiel zwischen Gastgeber Portugal und Bosnien-Herzegowina. Nach einem Freistoss segelt Portugals Goalie am Ball vorbei. Dieser landet bei Aldin Turkes. Der Stürmer vom FC Rapperswil-Jona nimmt das Leder mit dem rechten Oberschenkel an und schiesst ohne zu zögern mit dem nächsten Ballkontakt ein (im Viedo ab 2:37 Minuten).

Danach trabt der Torschütze keine Miene verziehend zum Anspielkreis zurück, klatscht sich mit Mitspielern ab. Jubel? Fehlanzeige! «Das wäre nicht angebracht gewesen», erklärt Turkes. «Das hätte in Bosnien, wo viele zuschauten, niemand verstanden. Es war schliesslich ein sehr wichtiges Spiel für uns.»

Denn der Anschlusstreffer zum 2:4 änderte nichts an der kapitalen Niederlage. Mit dieser verspielte Bosnien-Herzegowina sämtliche Chancen, sich für die U21-EM im nächsten Jahr in Italien zu qualifizieren. 18 Punkte aus 10 Spielen reichten hinter Rumänien (24 Punkte, direkt qualifiziert) und Portugal (22, Barrage) «nur» zum dritten Gruppenrang. Die Schweiz kam in derselben Gruppe auf 10 Zähler.

 

Viele Reaktionen

Zurück zu Turkes: «Innerlich habe ich nach meinem Tor ein wenig gejubelt», gibt er zu. Wer will es ihm verdenken? Schliesslich war es sein Debüt im Trikot – er wird es noch einrahmen lassen – einer bosnischen Landesauswahl. Das Tor erzielte er nur fünf Minuten nach seiner Einwechslung. «Im ersten Spiel für Bosnien gleich zu treffen, war unglaublich!», sagt Turkes. Dies wurde weitherum registriert. Noch am selben Abend erhielt er Dutzende Gratulationen über Facebook und auf sein Handy – auch von FCRJ-Teamkollegen.

«Innerlich habe ich ein wenig gejubelt»

Turkes spielte schon für verschiedene Schweizer U-Nationalteams. Doch in der zu Ende gegangenen U21-EM-Qualifikationskampagne war er zu seiner Enttäuschung nie aufgeboten worden. Als er vor rund zwei Monaten aus Bosnien kontaktiert wurde, war er überrascht. Trainer Vinko Marinovic wusste aber genau, was er tat. «Er sagte, er habe Videos von mir gesehen, einen solchen Stürmertypen hätten sie in Bosnien nicht», so Turkes.

Er brauchte nicht lange zu überlegen. Marinovic hätte ihn auch schon für die Spiele im September gegen die Schweiz und Rumänien aufgeboten. Doch der bürokratische Teil für den Übertritt in den neuen Landesverband konnte nicht so schnell geregelt werden. Dass es immerhin für ein Spiel gereicht hat, macht Turkes glücklich. «Das war wichtig, auch für die Zukunft. Nun kennen mich die Verantwortlichen in Bosnien.» Als der FCRJ-Stürmer am 9. Oktober in Zenica für den Zusammenzug einrückte, war dies noch anders. Und obwohl Turkes zuvor erst einen Mitspieler (Ermedin Demirovic vom FC Sochaux) persönlich gekannt hatte, fiel ihm die Integration leicht.

Aldin Turkes wuchs im Kanton Zug auf. «Perfekt spreche ich nicht bosnisch», sagt er. Mit seinem Bruder etwa unterhält er sich ausschliesslich auf Deutsch, mit seinen Eltern mit einem Mix aus Bosnisch und Deutsch. Der 22-Jährige bezeichnet sich als Riesenfan des bosnischen Nationalteams. Besonders angetan haben es ihm natürlich die Stürmer, allen voran Weltklasse-Mann Edin Dzeko (AS Rom). Logisch träumt Turkes davon, selbst einmal für Bosniens A-Nationalmannschaft aufzulaufen.

«Ich bin bereit für den nächsten Schritt»

Seit vier Jahren ist er Profi, für den FC Zürich und den FC Vaduz hat er bereits 31 Spiele in der Super League bestritten. So richtig durchgestartet ist er aber erst in diesem Jahr, nachdem er aus Vaduz zum FC Rapperswil-Jona gewechselt hat. Für diesen erzielte er in der zweiten Hälfte der zurückliegenden Saison 8 Treffer in 15 Challenge-League-Partien und knüpfte in der laufenden Meisterschaft nahtlos an: 6 Tore in 10 Einsätzen. Er sei glücklich in Rapperswil-Jona, mache seine Tore, habe das Vertrauen des Trainers und spiele regelmässig, sagt Turkes.

Ein Wechsel rückt näher

Klar ist aber, dass ein Spieler in seinem Alter und mit seiner Torausbeute Interesse weckt. Allzulange wird Aldin Turkes wohl nicht mehr im Trikot des FCRJ zu sehen sein, daraus macht er keinen Hehl: «Ich bin bereit für den nächsten Schritt. Damit gemeint ist ein grösserer Klub – in der Super League oder im Ausland.»

Bis zur Winterpause wird der 1,93 Meter grosse Knipser dem FCRJ aber sicher noch erhalten bleiben. In der 11. Runde der Challenge League ist am Samstag, 18 Uhr, der Aufsteiger Kriens beim Tabellenvierten im Grünfeld zu Gast. Turkes kommt mit breiter Brust aus der Länderspielpause zurück: «Ich bin heiss auf die Meisterschaft, auf weitere Tore und die nächsten Punkte.»

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