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Die Südostschweizer WM-Party fällt ins Wasser

Rund um die Churer Grabenstrasse fieberten und litten unzählige Fans mit der Schweizer Nati mit. Auch an allen möglichen anderen Orten hockten viele Leser aus der Südostschweiz vor den Bildschirmen, wie die zugesandten Leserbilder zeigen. Doch wie so häufig gab es für sie nach dem WM-Achtelfinale nichts zu feiern. 

Patrick
Kuoni
04.07.18 - 05:32 Uhr
Fussball

Die dunklen Wolken und die Regengüsse, die gestern bis kurz vor Spielbeginn in Chur herrschten, waren ein treffendes Gleichnis zur Gemütslage gut zwei Stunden später. Wieder hat es in einem WM-Achtelfinale nicht gereicht für die Schweizer Nati. Dabei war alles für die grosse Party angerichtet. 
Trotz des frühen Anpfiffs um 
16 Uhr sind die Beizen an der und rund um die Churer Grabenstrasse meist bis auf den letzten Platz gefüllt. In der Altstadt haben aufgrund des WM-Spiels gar einige Geschäfte früher geschlossen, da deren Besitzer selber in einer der Gaststätte mit den Schweizern mitfiebern wollen. 
Die Fans wirken optimistisch, und es herrscht der Grundtenor, dass man gegen Schweden durchaus eine Chance auf ein Weiterkommen hat. 


Emotionen pur

Punkt 16 Uhr werden die Mienen ernster und die Gespräche nehmen deutlich ab. Stattdessen sind nun Anfeuerungsrufe zu hören. Um 16.09 Uhr geht dann ein erster gequälter Aufschrei durch die Grabenstrasse. Verteidiger Michael Lang spielt einen gefährlichen Fehlpass, den die Schweden aber knapp nicht verwerten können. 
Noch deutlicher ist der Aufschrei aus der Goldgasse zu vernehmen. Dort wird gleich aus zwei Richtungen auf die Fernseher gestarrt, die auf einer Kommode mit Rolle stehen. Auch hier sind immer wieder Zwischenrufe wie «Kum iez» und «Hopp Schwiiz» zu hören. Immer wieder bleiben auch Passanten stehen und werfen einen Blick aufs Spiel. Auch ein Taxifahrer rollt auffällig langsam an den Bildschirmen der Goldgasse vorbei.
Zur Pause ist die Stimmungslage weiterhin gut. Viele der Zuschauer nutzen den Unterbruch für das Ordern von neuen Getränken. Es wird gescherzt und gelacht. Ein junger Mann bestellt ein Bier beim Barkeeper und fragt, ob er es an den Platz geliefert kriegt. «Wenn du Geduld hast», ist die Antwort. «15 Minuten Zeit habe ich», meint der junge Mann lachend.


Feierabendverkehr bleibt aus

Inzwischen ist es 17 Uhr. Normalerweise würde jetzt auf der Grabenstrasse aufgrund des Feierabendverkehrs Hochbetrieb herrschen. Nicht so am Dienstag. Hochbetrieb herrscht an diesem Tag nur abseits der Strasse. Immer mehr Passanten bevölkern nun die Gassen. 
Und was sie sehen, gefällt ihnen gar nicht. Valon Behrami wird nach einem scheinbar harmlosen Foul an einem Schweden verwarnt und wäre somit in einem allfälligen Viertelfinale gesperrt. Verärgerte Ausrufe und einige Fluchwörter in Richtung des Schiedsrichters sind die Folgen. Dann läuft die 66. Minute. Durch einen unglücklichen Ablenker von Manuel Akanji geht Schweden mit 1:0 in Führung. Die Gelbe Karte von Berahmi ist längst vergessen. Statt Wut macht sich nun Totenstille rund um die Grabenstrasse breit. 
Mit zunehmender Spielzeit wächst die Verzweiflung bei den Fans spürbar. Bei jeder Halbchance der Schweizer springen einige auf, um dann erneut enttäuscht die Hände zu verwerfen. Um 17.54 Uhr ist das Ausscheiden 
Tatsache. Das Hupkonzert auf den Churer Strassen bleibt aus. 

WM-Aus am Meer mitverfolgt

Übrigens: Mit der Schweiz fieberten Bündnerinnen und Bündner auf allen erdenklichen Wegen mit, wie Leserbilder zeigen.

Hanspeter Blaser verfolgte das Spiel live am Strand von Follonica (Toscana) auf dem Liegestuhl mit dem iPhone.
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Auch auf dem Campingplatz Rosalaina Mare in Italien gab es ein lautes «Hopp Schwiiz» von Marco Cereghetti.
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Die Schreinerei Falegnamaria Spiller Scuol wurde ebenfalls kurzerhand umfunktioniert, wie das Bild von Seraina Guler zeigt.
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Joel Lüscher schickte uns einen Screenshot seines Handy-Bildschirms - die Arbeit musste mal hinten anstehen.
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Marina Rigoleth genoss das Spiel in der guten Stube. Wobei aus dem «Geniessen» das Verdauen einer Niederlage wurde.
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Der junge Glarner Noah Schwendeler ist sichtlich enttäuscht über den Spielausgang.
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Patrick Kuoni ist Redaktor und Produzent bei Südostschweiz Print/Online. Er berichtet über Geschehnisse aus dem Kanton Graubünden. Der Schwerpunkt seiner Berichterstattung liegt auf den Themenbereichen Politik, Wirtschaft und Tourismus. Wenn er nicht an einer Geschichte schreibt, ist er als einer der Tagesverantwortlichen für die Zeitung «Südostschweiz» tätig. Patrick Kuoni ist in Igis (heutige Gemeinde Landquart) aufgewachsen und seit April 2018 fester Teil der Medienfamilie Südostschweiz. Mehr Infos

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