Tipps von der Expertin: So findet ihr euren perfekten Wanderschuh
Kein Sport ist in der Schweiz beliebter als das Wandern. Worauf man bei Kauf und Pflege von Wanderschuhen achten muss und was gerade der letzte Schrei ist.
Kein Sport ist in der Schweiz beliebter als das Wandern. Worauf man bei Kauf und Pflege von Wanderschuhen achten muss und was gerade der letzte Schrei ist.
Einige machen es zur Erholung, andere für die persönliche Fitness. Es gibt sogar welche, die machen es nur für das perfekte Foto. Das Wandern ist die Sportart Nummer 1 in der Schweiz, ganze 58 Prozent der Bevölkerung wandern regelmässig. Wandern liegt aber auch weltweit voll im Trend, bei Jung und Alt.
Erkannt hat das auch die Sportartikelindustrie. Mittlerweile haben sogar traditionelle Laufschuh-Marken wie Adidas, Nike, Hoka oder on das Potenzial des wachsenden Wander-Markts erkannt und eigene Schuhmodelle auf den Markt gebracht. «Wanderschuhe haben sich in den letzten Jahren enorm entwickelt. Generell sind sie viel leichter und flexibler geworden», weiss Nives Joos, seit über 20 Jahren die Geschäftsführerin der Norbert Joos Bergsport AG in Chur.
Längst vorbei sind die Zeiten des zähen und unnachgiebigen Volllederschuhs, heute wird ein Wanderschuh aus über 180 synthetischen und natürlichen Materialien zusammengenäht und hat sich über die Jahre zu einem wahren High-Tech-Produkt entwickelt. Trotzdem fällt die Wahl oft schwer. Durch den Wanderboom sei der Wanderschuh-Markt momentan regelrecht überflutet, meint Joos. Der richtige Wanderschuh könne aber trotz des riesigen Angebots gefunden werden, davon sei sie überzeugt. Was bei der Wahl des Schuhwerks beachtet werden muss.
«Wanderschuhe kauft man nach den Füssen und nicht nach dem Kopf.»
Die Farbe hat keine Priorität
«Das Erste, was dem Kunden ins Auge sticht, ist die Farbe der Schuhe», sagt Joos. Farbig sind sie heutzutage, oder – wie bei Adidas – gar von bekannten Designern produziert. Oftmals muss Joos darum Überzeugungsarbeit leisten. Denn ihr Grundsatz ist simpel: «Wanderschuhe kauft man nach den Füssen und nicht nach dem Kopf.»
Wozu wird der Schuh gebraucht?
Es ist Joos’ erste Frage, wenn eine Kundin oder ein Kunde eine Wanderschuh-Beratung in Anspruch nimmt: «Wozu wird der Schuh gebraucht?» Joos erlebt öfters, dass Kunden viel Wanderschuh-Wissen aus dem Internet in ihr Geschäft tragen, die eigenen Bedürfnisse dabei aber gar noch nicht kennen. Das sei aber sehr wichtig, denn «ein Schuh für Hochtouren hat eine härtere Sohle und eignet sich nicht ideal für Tageswanderungen», so Joos. Outdoorschuhe werden darum je nach Marke oftmals in sechs Typen eingeteilt: Alpin für Fels und Eis, Backpacking für schroffes, steiniges Gelände, Trekking für ausgedehnte Wanderungen, All Terrain Collection für leichte Wanderungen, Outdoorfitness/Speedhiking für sportliche Aktivitäten im Freien. Und der leichte Travel-Schuh für die Freizeit und Reisen.
Welches Modell benötige ich?
Ist der Bedarf erst einmal geklärt, gilt es, das richtige Modell auszuwählen. «Die Form des Vorderfusses spielt eine Rolle, aber auch wie die Ferse geformt ist und ob man einen Hohl- oder Flachfuss hat.» Meist reicht dazu ein Schuhsortiment von zwei bis drei Marken, um den passenden Schuh zu finden. Passt der Fuss nicht haargenau zum Schuh, könne dieser gleich im Geschäft auch noch individuell angepasst werden. Maschinell oder per Einlage. Einlaufen muss man die neusten Schuhmodelle übrigens nicht mehr, trotzdem lohnt es sich, um den Fuss an den Schuh zu gewöhnen.
Die richtigen Socken entscheiden
Den richtigen Wanderschuh können die falschen Socken aber auch gleich wieder verderben. «Man schwitzt in den Wanderschuhen, die Füsse sollen aber trocken bleiben», weiss Joos. Synthetische Stoffe sind deshalb zu empfehlen, von Baumwolle rät sie ab. Diese würden die Feuchtigkeit speichern und das führe zu Blasen. Die spanische Marke «Lurbel», die ihre Socken mit geschredderten Panzern von Meerestieren behandelt, seien laut Joos besonders zu empfehlen.
Was gilt es zu vermeiden?
So wichtig wie die passenden Socken ist auch das richtige Schnüren der Wanderschuhe. Auf keinen Fall sollte man sie zu eng zuziehen, denn der Fuss brauche Platz zum atmen und für die Durchblutung, sagt Joos. Zudem sollte man im Idealfall die Schuhe nach der Wanderung zuschnüren, damit sich der Ristlappen nicht verformt. Das grösste No-Go ist laut Joos aber die Lagerung der Schuhe. «Wir haben oft Kunden, die nach dem Kauf mit bananenförmigen Schuhen zurück in unseren Laden kommen.» Das passiere, wenn man die Schuhe im Auto lagert, weiss Joos. Empfehlenswert ist ein trockener Raum ohne grosse Temperaturschwankungen. Der Estrich ist darum ebenfalls nicht zu empfehlen.
Wie muss ich meine Schuhe pflegen?
Nach dem Wandern gilt: Schuhe bürsten und abspülen und gleich danach imprägnieren. «Es kann gut sein, dass man so die Lebensdauer eines Schuhs um einige Jahre verlängern kann», weiss Joos. Wird das nicht regelmässig gemacht, werden synthetische, aber auch natürliche Materialien mit der Zeit spröde.
Was ist der letzte Schrei?
Wer auf dem Wanderweg nicht nur mit der richtigen Schuhwahl, sondern auch noch modisch eine Vorreiterrolle spielen will, darf sich freuen. Denn mit Wanderschuhen aufzufallen, ging noch nie leichter. Eine Auswahl.
Das Fersenungeheuer
Die US-Laufsportmarke Hoka One One brachte diesen Hingucker frisch auf den Markt. Maximale Dämpfung soll die abstehende Ferse garantieren, dazu ein minimales Gewicht. 500 Gramm wiegt er, also in etwa die Hälfte eines herkömmlichen Wanderschuhs. In Fachkreisen sind die Vorzüge der speziellen Ferse jedoch umstritten. Für 335 Franken im Laden erhältlich.
Der Schweizer
Der Laufschuh «Cloud» machte die Schweizer Schuhmarke on gross, nun wird auch der Wanderschuh-Markt aufgemischt. Die auffällige Sohle sorgt beim «Cloudrock» für Wiedererkennungspotential, mit 445 Gramm ist er zudem auch noch sehr leicht. Der Preis: 280 Franken
Der Schnelle
Auch Nike brachte letztens einen Wanderschuh heraus, den ACG Mountain Fly Goretex. Im Design erinnert er eher an einen Laufschuh, verfügt aber über eine Karbonplatte in der Sohle sowie Spezialschaumstoff zur Dämpfung. Sicher auffällig, in der Praktikabilität aber kontrovers diskutiert. Zu haben für: 284.95 Franken.
Das Designerstück
Der Eulampis von Adidas ist wie alle die hier aufgeführten Schuhe umstritten. In Internetforen wird teils heftig über den Edel-Treter diskutiert, ob er nun ein Lifestyle-Produkt ist oder doch ein brauchbarer Wanderschuh. Kreiert hat ihn jedenfalls Stardesignerin Stella McCartney. Für manche ein Qualitätssiegel, für andere eher nicht. Preis: 229.95 Franken.
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