Alles spricht für die ZSC Lions - oder Lausanne
Zum dritten Mal in Folge kommt die Hockey-Schweiz in den Genuss einer Finalissima. Die Statistiken der bisherigen acht geben kaum Aufschluss über einen Favoriten.
Zum dritten Mal in Folge kommt die Hockey-Schweiz in den Genuss einer Finalissima. Die Statistiken der bisherigen acht geben kaum Aufschluss über einen Favoriten.
Damien Riat hat Wort gehalten. Der in diesen Playoffs überragend spielende Stürmer des Lausanne Hockey Club hatte nach der Niederlage in Spiel 5 des Playoff-Finals am Donnerstag in Zürich versprochen: «Leider müsst ihr nun für einen siebten Match wieder hierher kommen.» Am Dienstagabend ist es nun soweit, in Zürich-Altstetten muss die Entscheidung um den Meistertitel fallen.
Vor dem Final galten die ZSC Lions nach einer sehr starken Qualifikation und Viertel- und Halbfinalserien ohne Niederlage als haushoher Favorit. Lausanne nahm die Rolle des Aussenseiters aber als Motivation und konterte jeden Heimsieg der Zürcher mit einem eigenen Erfolg zuhause. Deshalb kommt es zum grossen Showdown.
Erst ein Final mit sieben Heimsiegen
Es werden Details entscheiden, versichern Coaches und Spieler unisono. Das ist eine Plattitüde und dennoch richtig. In Spiel 7 gibt es keinen Favoriten mehr, die Mannschaften haben in sechs Partien gezeigt, dass sie ebenbürtig sind. Wenn jetzt noch etwas ein bisschen für die ZSC Lions spricht, ist es der Heimvorteil, der in diesem faszinierenden Final bisher so wichtig war.
Ein Blick in die Geschichte zeigt aber: Das ist eher die Ausnahme als die Regel. Acht Mal gab es eine Finalissima, seit die Finals im Format best of 7 ausgetragen werden. Viermal gewann die Auswärtsmannschaft, viermal das Heimteam. Nur einmal gab es allerdings die Konstellation wie in diesem Jahr, dass die ersten sechs Partien alle vom Heimteam gewonnen wurden. Der HC Davos setzte sich dann in einem engen Spiel 7 dank eines Treffers von Robin Leblanc in der 45. Minute 1:0 zuhause durch.
Momentum spielt keine Rolle
Aber, und auch das müsste die ZSC Lions optimistisch stimmen, dass sie erstmals seit 2008 einen Meistertitel in der heimischen - und erstmals in der neuen - Halle feiern können: Wenn ein Team in Spiel 6 zuhause zum 3:3 ausgeglichen hat (dreimal), verlor es anschliessend die Finalissima immer, so wie im letzten Jahr Biel bei Genève-Servette.
Und noch eine Statistik spricht für die Zürcher: In den acht Entscheidungsspielen gewann fünfmal der Verlierer des sechsten Spiels und nur dreimal der Sieger. Das so oft bemühte Momentum spielt also keine Rolle. Und schliesslich wurden auch die letzten zwei Finalissimas (2002 von Zug gegen die ZSC Lions und vor einem Jahr) vom Heimteam gewonnen.
Die Wahrheit liegt aber am Ende immer auf dem Eis, nicht in den Zahlen. Die Lausanner waren bei den ersten drei Gastspielen in Zürich über weite Strecken ebenbürtig, bezahlten aber für kurze Konzentrationslücken jeweils einen hohen Preis. «Die Heimteams haben jedes Mal grossartig gespielt», stellte ZSC-Coach Marc Crawford nach der letzten Niederlage in Lausanne fest. Eine Erklärung dafür hatte er auch nicht. «Manchmal ist das einfach so, ich habe als Coach auch schon mal eine Serie erlebt, in der es nur Auswärtssiege gab.»
Fest für das Schweizer Hockey
Für das Zürcher Urgestein Chris Baltisberger ist hingegen klar: «Zuhause fühlt man sich einfach wohler.» Entsprechend gab sich der dreifache Meister betont zuversichtlich. «Das ist doch geil, so ein siebtes Spiel zuhause», trauerte er der verpassten Meisterschaftsentscheidung nicht lange nach.
Offen ist noch die Frage, ob beim ZSC die seit dem fünften Spiel verletzten Yannick Weber und Rudolfs Balcers noch einmal aufs Eis zurückkehren können. Die Antworten waren wie immer in den Playoffs sybillinisch: «Das müsst ihr den Arzt fragen», sagte Baltisberger. «In den Playoffs ist alles möglich», meinte Crawford mit einem verschwörerischen Grinsen.
Spätestens am Dienstagabend um 20 Uhr gibt es kein Versteckspiel mehr. Die beiden derzeit besten Teams der Schweiz bescheren den Fans zum Abschluss einer Saison mit Zuschauerrekord den ultimativen Leckerbissen. «Für das Schweizer Eishockey ist das doch gut», zeigt Chris Baltisberger grosse Vorfreude. Das Ende wird dann nur für einen gut. Entweder gibt es in Zürich nach dem zehnten Meistertitel eine Freinacht. Oder Lausanne bringt erstmals in der Vereinsgeschichte einen Pokal nach Hause.