Von null auf hundert – ab ins Tor
Der HCD hat am Wochenende sowohl in Bern (2:4) als auch gegen Fribourg-Gottéron (3:5) verloren, aber für spezielle Geschichten gesorgt. Im Heimspiel gegen die Freiburger kam der 17-jährige Torhüter Laurin Solèr unerwartet zu seinem Debüt in der National League.
Der HCD hat am Wochenende sowohl in Bern (2:4) als auch gegen Fribourg-Gottéron (3:5) verloren, aber für spezielle Geschichten gesorgt. Im Heimspiel gegen die Freiburger kam der 17-jährige Torhüter Laurin Solèr unerwartet zu seinem Debüt in der National League.
In Bern hatte zuvor HCD-Verteidiger Enzo Guebey mit einer Fairplay-Aktion landesweit für viel Furore gesorgt
Mit Sandro Aeschlimann und Gilles Senn verfügt der HC Davos in dieser Saison über das wohl beste Torhüterduo in der National League. Letzte Woche schlug jedoch die Verletzungshexe gnadenlos zu. Am Dienstag schied Aeschlimann beim 6:5-Sieg nach Penaltyschiessen in Lausanne im letzten Drittel verletzt aus. Und am Samstag erwischte es im Heimspiel gegen Fribourg-Gottéron auch seinen Stellvertreter. Nach 40 Spielminuten konnte Senn nicht mehr weitermachen. So wurde Laurin Solèr sprichwörtlich ins kalte Wasser geworfen. Konkret kam der 17-Jährige völlig unerwartet zu seinem Debüt in der National League, zu seinen ersten (fast) 20 Spielminuten im Erwachsenenhockey.
Quasi «von null auf hundert», wie es Solèr ein paar Minuten nach dem Match gegen Fribourg selber formuliert. Eigentlich hatte er den Match in der Rolle des Ersatztorhüters und Bandentörchen-Öffners gesehen. Doch dann war Senn unmittelbar vor dem Ende des ersten Drittels von Killian Mottet hart angegangen worden. Der HCD-Goalie spielte im Mittelabschnitt dennoch weiter. Gilles habe schon in der ersten Pause Kopfschmerzen beklagt, erzählt Solèr nach dem Match. «Da wurde ich etwas nervös. Mitte der zweiten Pause kam dann unser Torhütertrainer Markus Ketterer auf mich zu und sagte mir, dass ich mich für den Einsatz vorbereiten müsse. Ja, und dann ging es los.» Solèr blieb gerade noch Zeit, sich mit einigen Dehnübungen aufzuwärmen. Einschiessen auf dem Eis ist bei einem Torhüterwechsel nicht erlaubt.
«Ich hatte einen ziemlich einfachen Job»
Solèr kam ab der 41. Minute beim Spielstand von 3:4 zu seinem National-League-Debüt. Der 1,92 Meter grosse und 87 Kilogramm schwere Junior strahlte eine bemerkenswerte Ruhe aus. Er parierte im mit 6547 Zuschauern ausverkauften Davoser Eispalast alle sieben Schüsse des Tabellenzweiten. Den fünften Freiburger Treffer sah Solèr von der Spielerbank aus. Chris DiDomenico traf ins leere HCD-Tor. Solèr hatte für den (vermeintlichen) Davoser Schlussspurt sechs Sekunden zuvor einem sechsten Feldspieler Platz gemacht. «Der Einsatz kam für mich sehr überraschend, aber im Nachhinein betrachtet war es sehr schön für mich», blickt Solèr auf seine ersten 19 Minuten und 56 Sekunden in der obersten Schweizer Spielklasse zurück. «Ich hatte einen ziemlich einfachen Job, weil mich meine Mitspieler sehr gut unterstützten.» Von Spass mag der Debütant dennoch nicht sprechen, «weil wir verloren und Gilles Senn verletzt ausschied». Als Spassbremse erwies sich ein annullierter Treffer. In der 57. Minute traf Dominik Egli zum vermeintlichen 4:4. Dem Tor war jedoch ein Offside vorausgegangen.
Solèr hatte im Sommer 2020 von den U15 Elit der Rapperswil-Jona Lakers nach Davos und ins hiesige Sportgymnasium gewechselt. Beim HCD stieg er seither die Juniorenstufen hoch. Solèr gehört inzwischen zum Stamm der U20 Elit. Häufig trainiert der 17-Jährige bereits mit der ersten Mannschaft, weil da jeweils drei Torhüter im Einsatz stehen. Solèr wohnt im HCD-Campus. Letzte Saison sammelte er erste internationale Erfahrungen im Schweizer U17-Nationalteam. Zuletzt spielte er für die Schweiz in der Altjahreswoche am Fünfländerturnier der U18-Junioren.
Fairplay-Held Enzo Guebey
Der HCD erlitt am Wochenende mit zwei Niederlagen im Kampf um die direkte Playoff-Qualifikation einen Rückschlag. Am Freitag hatte er bereits in Bern verloren – mit 2:4, und auch dort traf der Gegner zum Schlussresultat ins leere Davoser Tor. Dennoch wurde in den Medien ein HCD-Spieler als Held der Partie gefeiert: Enzo Guebey stürzte in der 33. Minute im Duell mit Thierry Schild, worauf die Headschiedsrichter eine Zweiminutenstrafe gegen den Berner Stürmer aussprachen. Guebey intervenierte postwendend bei den Unparteiischen, weil er die Szene anders sah: «Für mich war sofort klar, dass ich verkantet hatte und ohne Einwirkung von Schild stürzte. Spontan sagte ich dem Ref, dass es kein Beinstellen des SCB-Spielers war.» Dieser nahm darauf die Strafe zurück. Auf die Frage, ob er sich bewusst gewesen sei, dass er mit seiner Fairplay-Aktion sein Team beim Spielstand von 0:1 um ein wichtiges Powerplay gebracht habe, sagte der HCD-Verteidiger nach dem Match: «Nein, daran habe ich gar nicht gedacht. Es war nicht richtig, dass mein Gegenspieler bestraft werden sollte; deshalb habe ich mich gleich an den Schiedsrichter gewandt. Ich fühle mich so einfach besser.»
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