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Ein Traum ist wahr geworden

Erstmals in seiner Karriere spielt Martin Ness am Spengler Cup. Der Stürmer der SCRJ Lakers ist von den Nürnberg Ice Tigers eingeladen worden. Seine Turnier-Premiere gegen das Team Canada war nicht von Erfolg gekrönt.

Bernhard
Camenisch
29.12.18 - 11:30 Uhr
Eishockey
Im Trikot der Nürnerg Ice Tigers präsentiert sich Lakers-Stürmer Martin Ness am Spengler Cup auf internationaler Bühne.
Im Trikot der Nürnerg Ice Tigers präsentiert sich Lakers-Stürmer Martin Ness am Spengler Cup auf internationaler Bühne.
Keystone

«Für viele ist es ein Traum, am Spengler Cup zu spielen», sagt Martin Ness. Der 25-Jährige bildet da keine Ausnahme. Riesig war seine Vorfreude, als endgültig klar war, dass er bei der 92. Ausgabe des Traditionsturniers in Davos die Nürnberg Ice Tigers unterstützen würde. Abgezeichnet hatte sich dies schon länger. «Mein deutscher Agent und die Ice Tigers standen seit Saisonbeginn in Kontakt», erklärt Ness.

Zusätzlich zu einem Agenten in der Schweiz hat der Stürmer der SCRJ Lakers auch einen im nördlichen Nachbarland. Dies wegen seiner Vergangenheit in der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Von Dezember 2016 bis Ende Januar 2018 bestritt der schweizerisch-deutsche Doppelbürger (sein Vater ist Deutscher) 70 Partien für die Krefeld Pinguine. Darunter waren auch Duelle gegen die Ice Tigers. Deren Trainer und Manager Martin Jiranek wusste deshalb genau um Ness’ Qualitäten, als er ihn mit einer von drei zusätzlichen Lizenzen, die jedem der fünf Klubteams am Spengler Cup für Feldspieler zustehen, nach Davos einlud.

Nicht zum Plausch in Davos

«Es ist eine grosse Mannschaft mit viel Qualität», sagt Ness über die Nürnberger. Mit seinen 191 Zentimetern Körperlänge und seinen 98 Kilogramm reiht sich der Zürcher aus Küsnacht gut in Jiraneks Truppe ein. In dieser stiess Ness auf bekannte Gesichter: Goalie Niklas Treutle und Stürmer Mike Mieszkowski gehörten schon in Krefeld zu seinen Mitspielern. Der Center der Lakers sagt zwar, in dieser Saison noch kein Meisterschaftsspiel der Ice Tigers gesehen zu haben. In der DEL kennt er sich aber gut genug aus, um zu wissen: «Nürnberg wurde bisher unter Wert geschlagen.» In den letzten drei Saisons stiessen die Ice Tigers jeweils bis in die Play-off-Halbfinals vor. Aktuell stehen sie in der Tabelle nur an 11. Stelle unter 14 Teams.

«Der Spengler Cup ist eine super Gelegenheit, mich mit internationalen Topteams zu messen.»

Martin Ness hat in Davos noch andere Vertraute um sich. Allen voran seine Freundin. Ihre Begleitung versüsst dem 25-Jährigen den Aufenthalt im Bündner Kurort. Er stellt aber klar: «Zum Plausch bin ich nicht in Davos. Nürnberg will am Spengler Cup Erfolg haben, wir sind hingegangen, um das Turnier zu gewinnen.» Diese Einstellung legten die Deutschen am Donnerstag bei ihrer Auftaktpartie gegen den HC Davos aufs Eis – zumindest ab dem zweiten Drittel. Nach dem Fehlstart mit frühem 0:2-Rückstand glichen die Deutschen bis zur 49. Minute aus, verloren aber doch noch mit 2:3.

Beim Turnier-Debüt der Nürnberger war Ness noch Zuschauer. Auch wenn er lieber mitgespielt hätte, kam er auch so zu einer Premiere: Ein Spengler-Cup-Spiel vor Ort hatte er zuvor noch nie gesehen. Vor dem Fernseher habe er aber schon als kleiner Junge mitgefiebert, sagt er und fügt an: «Immer für andere Teams.»

Ness spricht von der Tradition und der Stimmung, die den Spengler Cup so speziell macht. Davon konnte er sich auch am Freitag überzeugen – diesmal aber als einer der Protagonisten auf dem Eis. Als Flügel begann er die Partie vor ausverkauften Rängen (6300 Zuschauer) in der dritten Linie neben den Kanadiern Brandon Segal und Philippe Dupuis. «Die Position war ungewohnt für mich», sagt Ness, der bei den Lakers Center ist, «ich brauchte eine Angewöhnungszeit, aber dann ging es je länger, desto besser.»

Duell gegen SCRJ-Teamkollege

Ausschliesslich Kanadier standen auf der anderen Seite, denn die Ice Tigers bekamen es mit dem Team Canada zu tun. Auch in dessen Reihen stand ein Offensivspieler der Lakers: Dion Knelsen. Als 13. Stürmer erhielt er zunächst kaum Eiszeit, reihte sich dann aber sogar unter die Torschützen – zum 5:1. «Ein schönes Tor, Gratulation dazu», lobt Ness. Im Vorfeld hatten die beiden gehofft, am Spengler Cup aufeinanderzutreffen, und Sprüche geklopft. Auf dem Eis liessen sie solche bleiben. Einmal seien sie sich begegnet, da hätten sie sich intensiv in die Augen geschaut, sagt Ness.

Für sich persönlich sieht der 25-Jährige den Spengler Cup als «super Gelegenheit, mich mit internationalen Topteams zu messen». Ebenfalls schätzt er es, dass er so zwischen Weihnachten und Neujahr im Spielrhythmus bleiben kann. Das nächste Spiel mit den Lakers steht nach elftägiger Meisterschaftspause am kommenden Mittwoch an, das Auswärtsspiel beim Meister ZSC Lions.

Apropos Lakers: Diese bewiesen im Januar dieses Jahres eine gute Nase, als sie Ness unmittelbar vor Transferschluss aus der DEL in die Schweiz zurückholten. Der frühere NLA-Spieler des HC Fribourg-Gottéron und des SC Bern – mit den Bernern wurde er 2016 Meister – war auf dem Weg zum Aufstieg eine im wahrsten Sinne grosse Unterstützung. In erster Linie wegen seiner physischen Präsenz. Als Bonus trug der Zürcher aber auch zur Produktion bei.

Dies änderte sich zu Beginn der neuen Saison auch eine Liga höher nicht. Weil Ness nach den ersten fünf Partien drei Skorerpunkte hatte und die Lakers kaum Tore erzielten, ging der 25-Jährige während mehrerer Spiele mit Helm und Trikot des Team-Topskorers aufs Eis. Für ihn war das neu, doch nahm er es in seiner typisch unaufgeregten Art hin, empfand es weder als Würde noch als Bürde. «Darüber machte ich mir keine Gedanken», sagt er, «aber klar steht man als Topskorer mehr im Fokus. Dies beginnt schon mit dem separaten Einlauf vor Spielbeginn.»

«Ich brauchte auf der ungewohnten Position eine Angewöhnungszeit, aber dann ging es je länger, desto besser.»

Mittlerweile sorgt besonders die erste Sturmlinie der Lakers für die offensive Musik, hat sich der Amerikaner Danny Kristo ins Topskorer-Trikot der Lakers gespielt. Ness, der seinen Vertrag im November um zwei Jahre bis 2021 verlängert hat, kann dies nur recht sein: «Es ist positiv fürs Team, wenn die vorderen Linien produzieren. Das hilft uns, den Turnaround zu schaffen.»

Gegen Magnitogorsk geht es um alles

Den Turnaround schafften die Ice Tigers am Freitagaend nicht mehr, nachdem sie gegen das Team Canada in der 25. Minute mit 1:2 in Rückstand geraten waren. Bis zur zweiten Pause zogen die Kanadier auf 5:1 davon, letztlich gewannen sie mit 6:2. Strafen hätten sein Team aus dem Konzept gebracht, sagt Ness, der ein physisch intensiveres Spiel erwartet hatte.

Schon am Samstagnachmittag (15.10 Uhr) müssen die Nürnberger wieder antreten. Besiegen sie den KHL-Vertreter Metallurg Magnitogorsk, ziehen sie in die Halbfinals vom Sonntag ein. Verlieren sie, ist das Turnier für Ness und seine temporären Teamkollegen vorbei. «Gegen die Russen geht es um alles. Es wird schwer, auch weil die Pause kurz ist. Aber wer das Turnier gewinnen will, muss jeden schlagen», gibt Ness zu verstehen. Für ihn ist schon jetzt klar: «Dieses Erlebnis am Spengler Cup gibt mir noch mehr Energie für ‘Rappi’.»

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