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Ein kräftiger Gruss und ein Sieg entgegen jeglicher Logik

Beim zwölften Versuch gewinnen die Lakers erstmals seit der Rückkehr in die National League auswärts – und dies ausgerechnet in Genf. Das Schlusslicht belohnt sich gegen Servette mit dem 3:1-Erfolg.

Bernhard
Camenisch
03.12.18 - 16:09 Uhr
Eishockey
Geniestreich: Casey Wellman bringt die Lakers in der 7. Minute mit seinem starken Solo in Führung.
Geniestreich: Casey Wellman bringt die Lakers in der 7. Minute mit seinem starken Solo in Führung.
MARTIAL TREZZINI/KEYSTONE

Ein Sieg des Willens, der Leidenschaft, der Disziplin, des funktionierenden Abwehrdispositivs und des überzeugenden Kollektivs: Die SCRJ schickten am Samstag einen kräftigen Gruss aus dem Tabellenkeller. Sie zeigten – zumindest ab dem zweiten Drittel – ihre bisher beste Saisonleistung. Natürlich gerieten sie in den Schlussminuten gehörig unter Druck, als Servette beim Stand von 1:2 alles nach vorne warf. 26 (!) Schüsse verzeichneten die Genfer alleine im Schlussdrittel.

«Wir nahmen blaue Flecken in Kauf. Das tut man für einen Sieg.»
Sven Berger, Verteidiger Lakers

Doch während ihre Ausgleichsbemühungen wirr und immer verzweifelter daherkamen, behielten die Lakers einen kühlen Kopf. Sie schirmten ihr Tor so geschickt ab, dass sie keine einzige zwingende Chance mehr zuliessen, und räumten Rebounds vor dem eigenen Kasten konsequent weg. Sie seien hinten gut gestanden und hätten blaue Flecken in Kauf genommen, erklärte Verteidiger Sven Berger. «Das tut man für einen Sieg. Wir wurden nie bequem und zogen bis zum Ende durch.» Dies galt auch für Melvin Nyffeler. Der Goalie konnte sich letztlich 42 Saves notieren lassen.

Steigerung nach der ersten Pause

Trotzdem waren die drei Punkte nicht gestohlen. Zwar waren die Lakers im ersten Drittel bei nummerischem Gleichstand dem Puck fast permanent hinterhergelaufen. Im mittleren Abschnitt folgte aber eine deutliche Steigerung, was zu einem Chancenplus der Gäste führte. Und im Schlussdrittel hatten die Gäste mehrere Möglichkeiten, auf 3:1 zu erhöhen – noch weit bevor Casey Wellman dies 102 Sekunden mit dem Schuss ins leere Tor erledigte.

Der US-Stürmer, der mit über 20 Einsatzminuten einmal mehr Schwerarbeit verrichtete, krönte seine überragende Leistung. Er war an den meisten guten Offensivaktionen beteiligt und hatte in der 7. Minute bereits das 1:0 erzielt. In Überzahl düpierte Wellman mit einer Finte gleich zwei Verteidiger und schob die Scheibe aus spitzem Winkel Goalie Gauthier Des-cloux zwischen den Beinen hindurch.

Diese Szene war sinnbildlich für das Selbstvertrauen, das die Lakers am Samstag aufs Eis brachten. Dabei war es der Gegner, der mit zuvor vier Vollerfolgen in Serie so etwas wie das Team der Stunde war. Die Rapperswil-Joner spielten deutlich weniger fehleranfällig als tags zuvor bei der 2:5-Heimniederlage gegen Ambri- Piotta. Ganz ohne groben Patzer ging es aber auch diesmal nicht. Den Lapsus des Abends leistete sich Florian Schmuckli, als er als hinterster Mann vor dem eigenen Tor die Scheibe verlor. Er lud damit Jeremy Wick 39 Sekunden vor der ersten Pause zum Ausgleichstreffer ein.

26 Sekunden vor der zweiten Sirene waren es die Lakers, die jubelten. Berger hatte viel Platz und traf mit seinem Handgelenkschuss flach und präzise in die weite Ecke. Die Lücke hatte er nicht gesehen, wie er selbst zugab: «Ich wollte die Scheibe einfach am Verteidiger vorbei aufs Tor bringen», erklärte der nun zweifache Saisontorschütze. Das Mitteldrittel war immer noch nicht vorüber, da traf Danny Kristo den Pfosten.

Das heimstärkste Team gebodigt

Am Ende belohnten sich die Lakers für ihre beherzte Leistung mit den drei Punkten. Darauf hätte vernünftigerweise im Vorfeld niemand gewettet, denn der SCRJ hatte zuvor als schlechtestes Auswärtsteam der Liga in elf Spielen auf fremdem Eis erst einen Zähler geholt. Und die Genfer hatten in ihren vorangegangenen 13 Spielen in der Les-Vernets-Halle als beste Heimmannschaft der National League satte 29 Punkte geholt.

Genève-Servette – Rapperswil-Jona Lakers 1:3 (1:1, 0:1, 0:1)
5677 Zuschauer. – SR Dipietro/Tscherrig, Castelli/Ambrosetti.
7. Wellman (Gilroy, Knelsen/Ausschluss Berthon) 0:1. 20. (19:21) Wick 1:1. 40. (39:34) Berger (Mosimann, Hüsler) 1:2. 59. Wellman (Kristo, Gähler) 1:3 (ins leere Tor).
6-mal 2 Minuten gegen Genève-Servette, 4-mal 2 Minuten gegen die Rapperswil-Jona Lakers.
Descloux; Jacquemet, Martinsson; Antonietti, Mercier; Vukovic, Kast; Bezina; Rubin, Richard, Winnik; Wick, Rod, Douay; Simek, Romy, Bozon; Fritsche, Berthon, Kyparissis; Maillard.
Nyffeler; Gähler, Profico; Gilroy, Berger; Iglesias, Schmuckli; Hächler, Maier; Spiller, Knelsen, Casutt; Kristo, Schlagenhauf, Wellman; Mosimann, Mason, Hüsler; Primeau, Ness, Lindemann.
Servette ohne Wingels, Skille, Völlmin, Almond, Bouma, Fransson und Tömmernes. Rapperswil-Jona Lakers ohne Helbling, Schweri, Rizzello (alle verletzt) und Aulin (überzähliger Ausländer). – 40. Pfostenschuss Kristo. – Time-out Servette (53.), von 58:02 bis 58:18 und von 58:32 bis 59:43 ohne Goalie.
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