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Die offenen Rechnungen mit Schweden

Heute Abend könnte das Schweizer Eishockey-Nationalteam in Kopenhagen zum ersten Mal Weltmeister werden. Im Weg steht mit Schweden im Final ein überaus happiger Brocken.

Südostschweiz
20.05.18 - 13:21 Uhr
Eishockey
2013 nach dem Final feierten die Schweden in Goldhelmen, während die enttäuschten Schweizer gratulieren mussten. Selbiges Szenario soll sich nicht wiederholen
2013 nach dem Final feierten die Schweden in Goldhelmen, während die enttäuschten Schweizer gratulieren mussten. Selbiges Szenario soll sich nicht wiederholen
KEYSTONE/EPA/CLAUDIO BRESCIANI

Nie zuvor bis zur WM in Dänemark hatte eine Schweizer Mannschaft in einem K.o.-Spiel Finnland oder Kanada geschlagen. Dank den Erfolgen gegen die beiden Eishockey-Grossmächte qualifizierten sich die Schweizer zum dritten Mal in ihrer Geschichte nach 1935 in Davos (2:4 gegen Kanada) und 2013 in Stockholm (1:5 gegen Schweden) für einen WM-Final.

Auch gegen Titelverteidiger Schweden gelang noch nie ein Sieg in einem wichtigen Spiel an Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen. Im Gegenteil: Immer wieder standen «Tre Kronor» der Schweiz in der Vergangenheit im Weg. In der Finalrevanche von 2013 haben die Schweizer deshalb gleich mehrere offene Rechnungen zu begleichen:

2013 in Stockholm, WM-Final

Mit neun Siegen stürmten die Schweizer in den Final, lösten eine unvergessliche Euphorie aus und schrieben das bis zu dieser WM grösste Märchen. Gastgeber Schweden erwies sich aber als Schweizer Partybremse, gewann den Final (nach einer 1:0-Führung der Schweiz) mit 5:1 und feierte den WM-Titel auf dem Eis grossspurig mit goldenen Helmen.

«Diese Helme, das ist kein schöner Gedanke», sagte Patrick Fischer, damals Trainerassistent von Sean Simpson, am Samstag nach dem 3:2-Coup in Kopenhagen gegen Kanada. Und Nino Niederreiter, der damals schon dabei war, ergänzte: «Die Erinnerung, wie sie mit diesen Helmen auf dem Eis feierten, tut immer noch weh.»

2017 in Paris, WM-Viertelfinal

Nach einer erfolgreichen WM standen sich Schweden und das Team von Trainer Patrick Fischer in den Viertelfinals gegenüber. Einmal mehr gelang den Schweizer aber kein Exploit, es setzte eine 1:3-Niederlage ab. Umso bitterer, weil die Schweiz im Mitteldrittel hätte in Führung gehen müssen und noch nie so nahe dran war, Schweden aus einem Olympia- oder WM-Turnier zu werfen.

2018 in Kopenhagen, WM-Gruppenspiel

Auf dem Weg in den Final von Kopenhagen begegneten sich die beiden Mannschaften bereits einmal. Fast 40 Minuten lang besassen die Schweizer keine Chance. Mit etwas Glück und dank Torhüter Leonardo Genoni stand es «nur» 0:3. Die Schweiz kam noch einmal heran und hätte durch Gregory Hofmann beinahe noch den Ausgleich erzielt. Am Ende siegte Schweden 5:3.

Ungeschlagen und ausgeglichen

Das 5:3 war einer von bisher neun schwedischen Siegen an diesem Turnier. Nur gerade gegen die Slowakei (3:4 nach Verlängerung) gab das Team von Trainer Rikard Grönborg einen Punkt ab. Im Viertelfinal bissen sie sich aber beinahe an den Letten und Luganos Goalie Elvis Merzlikins (31 Paraden) die Zähne aus. Im Halbfinal gegen die USA stürmte der schwedische Express dann aber wieder unaufhaltsam vorwärts.

Die Schweden sind ausgeglichener als die Konkurrenz. Sie verfügen nicht über einen Connor McDavid oder Patrick Kane, dafür aber über acht Akteure, die schon ein halbes Dutzend oder mehr Skorerpunkte gesammelt haben, und über ein ausgeglichenes Goalie-Tandem (Anders Nilsson und Magnus Hellberg). Rickard Rakell erzielte bislang die meisten Punkte (6 Tore/8 Assists).

Mit Filip Forsberg und Mattias Ekholm stiessen nach dem Vorrundenspiel gegen die Schweiz zwei weitere Akteure aus der NHL, beides Teamkollegen von Roman Josi und Kevin Fiala bei Nashville, zum Team. Nicht weniger als 20 Spieler der schwedischen Auswahl verdienen ihr Geld in der besten Liga der Welt.

Der letzte Sieg gegen Schweden gelang der Schweiz im WM-Startspiel 2013. Seither setzte es in Ernstkämpfen (Olympia und WM) inklusive des Gruppenspiels in Kopenhagen sechs Niederlagen ab. (sda)

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