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Die Lakers gegen Zug als ganz spezielle Affiche

Wenn am Dienstag in den Viertelfinals des Swiss Hockey Cups die Rapperswil-Jona Lakers und der EV Zug aufeinandertreffen, ist das nicht nur bloss das Hirzel-Derby. Es ist mehr und verspricht genau deshalb Spannung.

Ruedi
Gubser
21.11.17 - 10:42 Uhr
Eishockey
In Rapperswil ist alles angerichtet für den Cup-Fight mit dem EV Zug.
In Rapperswil ist alles angerichtet für den Cup-Fight mit dem EV Zug.
ELMEDIN HASENBASIC

Nach 2015 stehen die SCRJ Lakers zum zweiten Mal in den Viertelfinals des Swiss Hockey Cups. Dort kommt es heute Dienstag in der St. Galler Kantonalbank Arena zu einem ganz speziellen Duell. Das Hirzel-Derby hat in der Vergangenheit neben viel Emotionen auch höchste Spannung, pures Spektakel, unerwartete Wendungen – und für Rapperswil-Jona den grössten Erfolg der Vereinsgeschichte gebracht.

Am 19. März 2006 stand das damalige Eisstadion Lido Kopf, als die Lakers den EV Zug im siebten Play-off-Viertelfinalspiel 5:3 bezwangen und erstmals in die Halbfinals einzogen. Ein Jahr später folgte für die Lakers gegen den gleichen Gegner der grosse Katzenjammer. 3:0 hatten sie in der Viertelfinalserie geführt und mussten sich noch 3:4 geschlagen geben. Das waren die zwei Erfolgsjahre mit Bill Gilligan als Trainer.

Auch bei Zugs grösstem Erfolg, dem ersten und bisher einzigen Meistertitel 1998, waren die Rapperswiler Hockeystöcke mit im Spiel. Mit einem 5:4-Sieg in der Verlängerung des sechsten Spiels erzwangen die Rapperswil-Joner eine Belle. In dieser fiel der heutige Lakers-Verwaltungsrat und damalige Torhüter Claudio Bayer nicht nur mit seinen Paraden auf, sondern auch durch einen üblen Stockschlag an Zugs Franz Steffen, der mit einer Matchstrafe sanktioniert wurde. Ohne den gesperrten Bayer verloren die Lakers das siebte Spiel 2:3 in der Verlängerung.

Die dramatische Wende

Die spektakulärste einiger spektakulärer Begegnungen zwischen den beiden Kontrahenten ging jedoch am 15. November 1994 über die Eisbühne. Liganeuling Rapperswil-Jona hatte im ersten NHL-Lockout Doug Gilmor verpflichten können, einen der ganz grossen Stars der damaligen Zeit. Sein erstes Spiel auf Schweizer Eis gegen Zug sollte dann gleich eines der verrücktesten seiner Karriere werden. Nicht das Resultat von 6:6 war verrückt, auch nicht das ausverkaufte Tollhaus mit 6000 Zuschauern. Verrückt war die Dramaturgie mit einer der grössten Aufholjagden im Eishockey. 6:3 führten die Rapperswiler 41 Sekunden vor Schluss – und brachten das Kunststück fertig, diese Partie nicht zu gewinnen. Daniel Meier (59:29), Misko Antisin (59:41) und der Zuger Lockoutstar Pat Quinn (59:59) nützten eine Fünfminutenstrafe gegen Rappis Duri Camenzind gnadenlos zu drei Toren aus. In der Verlängerung fielen dann keine Treffer mehr.

Verwandtschaftliches

Neben diesen geschichtsträchtigen Partien gibt es noch andere Besonderheiten zwischen den Lakers und dem EV Zug. Lakers-Stürmer Josh Primeau ist der Sohn des früheren Zuger Assistenztrainers Kevin Primeau (1990/91), Steve Mason der Sohn des ehemaligen EVZ-Headcoachs Doug Mason (2001 bis 2003). Dass mit Corsin Casutt, Sven Lindemann, Florian Schmuckli und Michael Hügli auch noch vier ehemalige EVZ-Spieler nun bei Rapperswil- Jona spielen, macht diese Cup-Partie noch attraktiver. Umgekehrt weist Reto Suri (2010 bis 2012) eine Lakers-Vergangenheit auf.

Casutt und die Zuger Statistiken

Eine spezielle Verbindung zum EV Zug hat vom aktuellen Kader der Lakers Corsin Casutt. Der 32-jährige Bündner hat das halbe Hockeyprofileben bei den Zentralschweizern verbracht. Von 2002 bis 2014 spielte er mit einer Ausnahme (2009/10 bei Fribourg) stets bei den Zugern, absolvierte für sie 552 Spiele, erzielte 98 Tore und gab 103 Mal das Zuspiel zu einem Tor. In der ewigen Klubrangliste des EV Zug erscheint Casutt auf Platz 21 bei den Toren, 24 bei den Assists und 23 bei den Skorerkpunkten.

«Im Cup ist alles möglich»

Casutt selbst erachtet die Partie gegen Zug als nichts Besonderes. «Ich bin nun bereits die vierte Saison nicht mehr bei Zug (von 2014 bis 2016 spielte Casutt bei den Kloten Flyers, Anm. d. Red.) und kann nach den personellen Wechseln bei den Zugern das jetzige Team nicht mehr vergleichen mit demjenigen zu meiner Zeit», erzählt Corsin Casutt. Deshalb könne er seinen Mitspielern auch keine Tipps geben. Solche würden diese aber auch nicht brauchen. «Wir zeigten gegen Lugano, dass in einem Cupspiel alles möglich ist», so Casutt. «Wir werden auch gegen Zug versuchen, defensiv wieder gut zu stehen und vorne die Chancen zu nützen. Wenn wir gut forechecken und defensiv konzentriert sind, kommen wir automatisch zu Chancen. Wir wollen unser Spiel spielen. Dabei ist egal ob der Gegner Zug, Lugano, Visp oder die GCK Lions heisst. Halten wir unsere Fehlerquote möglichst klein, haben wir auch gegen den EV Zug eine Chance», so Corsin Casutt.

Ob es auch egal sein wird, dass Zug mit zwei Tagen mehr Pause ins Cupspiel gehen kann, wird sich heute Abend zeigen. «Das sollte keinen Einfluss haben», meint Corsin Casutt dazu. «Jetzt haben wir halt diese drei Spiele innert fünf Tagen. Das kann auch ein Vorteil sein für uns. So sind wir voll im Rhythmus.»

Zug ist gewarnt

Pausen scheinen dem EV Zug allerdings gutzutun. Nach dem nationalmannschaftsbedingten Unterbruch siegten die Zuger dreimal in Serie, davor hatten sie sechs Niederlagen hintereinander bezogen (inklusive Champions Hockey League). Vor allem defensiv hat sich Zug in den letzten drei Partien als sehr solid erwiesen. Aber vielleicht knacken Casutt und seine Kollegen die Zuger Abwehr heute? Leo Schumacher, langjähriger Assistenztrainer der ersten Mannschaft sowie Junioren-Cheftrainer beim EV Zug und seit dieser Saison verantwortlicher Coach der GCK Lions war voll des Lobes über die Rapperswil-Jona Lakers. «Zug muss sich in Acht nehmen. Diese Lakers sind stark», hatte er am Samstag nach der 0:6-Niederlage seines Teams in Rapperswil-Jona gesagt.

Schreckensmoment für die Rapperswil-Jona Lakers in Visp. In der 49. Minute bleibt Dion Knelsen nach einem Check an den Kopf benommen liegen und muss vom Eis geführt werden. Fehlt nun der Topskorer im Cupspiel gegen Zug? Ob Knelsen einsatzfähig ist, wird sich erst heute zeigen. Gestern trainierte er mit dem Team mit – allerdings im grünen Shirt, das jene Spieler tragen, die im Zweikampf nicht angegangen werden dürfen. (rg)

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