Vom Football-Virus infiziert

Montagabend kurz nach 20 Uhr auf dem Fussballplatz bei der Eternit in Niederurnen. Trainer Mauro Bühler eröffnet mit einer kurzen Ansprache das Training der Glarus Orks. Knapp 30 Spieler hören ihm zu. Das Training des American-Football-Teams ist an diesem Abend sehr gut besucht. Auch Nicola und Aaron Schwab stehen in ihren Shoulderpads vor dem Coach. «Wir versuchen, in jedem Training dabei zu sein», erklärt Nicola Schwab. Jeweils am Montag und Donnerstag kommen die Orks zusammen.

«Ich bin schnell und kann gut fangen», sagt Aaron Schwab. So ist es naheliegend, dass der bald 20-Jährige bei den Orks die Position des Wide Receivers, der die Pässe des Quarterbacks fängt, einnimmt. Spielt er in der Verteidigung, ist er Cornerback und hat dabei den gegnerischen Wide Receiver zu decken. Nicola Schwab ist grösser und schwerer als sein Bruder. Der 24-Jährige steht als Defensive End am linken oder rechten Rand der Verteidigungslinie auf dem Feld. Sein Job ist es, den gegnerischen Ballträger beim Laufspiel zu stoppen und Druck auf den Quarterback auszuüben. «Football ist Schach auf Rasen. Und mir gefällt auch, dass es für jeden die geeignete Position gibt, egal, welche Postur er hat», sagt Nicola Schwab. Sein Bruder ergänzt: «Und jeder muss auf seiner Position abliefern, damit das Team etwas erreichen kann.»

Gemeinsame Leidenschaft

Feuer und Flamme für American Football sind die beiden Brüder schon länger. Nicola Schwab packte es, als er vor einigen Jahren einen Bericht über die Calanda Broncos, das nationale Aushängeschild, im TV sah. Vorher hatte das Interesse der drei Brüder unter anderem dem Seifenkistenfahren gegolten, dann liessen sie sich vom Football-Virus infizieren. Drei Brüder deshalb, weil da auch noch Colin, der mittlere ist. Auch er spielt Football, bei den Winterthur Warriors.

«Football ist Schach auf Rasen.»
_{Nicola Schwab, Defensive End der Glarus Orks}

Dass mit den Glarus Orks im Herbst 2018 ein American-Football-Verein in ihrer Heimatregion gegründet wurde, ist für Nicola und Aaron Schwab ein Glücksfall. Sie sind praktisch seit der ersten Stunde Orks-Mitglieder. Der ältere ist auch im Klub-Vorstand und dabei verantwortlich für Teamgear (Material) und Merchandise. Ihm gefalle es, mitzuhelfen, den eigenen Verein wachsen zu lassen, sagt Nicola Schwab. Aaron Schwab hatte früher Fussball im FC Uznach gespielt und sein erstes Footballjahr im Nachwuchs der Winterthur Warriors verbracht. Als Lehrling und noch zu jung, um Autofahren zu können, war das aber umständlich.

Aaron Schwab ist ausgebildeter Detailhandelsfachmann und arbeitet in Schmerikon als Sportartikelverkäufer. Nicola Schwab ist Zeichner der Fachrichtung Architektur (Hochbauzeichner). Dass die beiden mit American Football einen nicht unzimperlichen Sport ausüben, stört die Arbeitgeber nicht. «Mein Chef hat mir aber schon ein-, zweimal gesagt, ich solle auf mich aufpassen», sagt Aaron Schwab.

Fans rivalisierender Teams

Auch die Eltern stehen hinter dem Hobby ihrer Söhne. Mehr noch, sie sind ebenfalls footballbegeistert. Wenn am Sonntag Spiele der National Football League (NFL) im TV laufen, kann das im Hause Schwab in Uznach zur Familienangelegenheit werden. Eine, die mitunter Zündstoff beinhaltet: Denn Nicola Schwab ist Fan der Chicago Bears, Aaron der Green Bay Packers. Es gibt in der NFL keine längere und grössere Rivalität als jene dieser beiden 1919 gegründeten Traditionsteams, die mindestens zweimal pro Saison aufeinandertreffen.

«Jeder muss auf seiner Position abliefern, damit das Team etwas erreichen kann.»
_{Aaron Schwab, Wide Reciever der Glarus Orks}

Footballspiele kennen Aaron und Nicola Schwab bisher hauptsächlich vom Zuschauen. Denn noch sind die Glarus Orks nicht im Ligabetrieb aktiv. Im kommenden Jahr soll sich dies ändern (siehe Box). Ihr bisher einziges Freundschaftsspiel bestritten die Orks am 27. Oktober des vergangenen Jahres, exakt ein Jahr nach der Gründung, gegen den NLB-Vertreter St. Gallen.

«Wir haben kein Problem zu warten, bis wir uns wieder in einem Spiel messen können», sagt Aaron Schwab. Im September wird dies der Fall sein, wenn die Glarus Orks zweimal gegen die Zofingen Cheetahs, ein Klub, der ebenfalls noch in den Anfängen steckt, antreten. Dann können die Glarus Orks zeigen, wie gross die Fortschritte sind, die sie in der Zwischenzeit gemacht haben – mit Wide Receiver Aaron Schwab und Defensive End Nicola Schwab an vorderster Front.

Die Orks suchen Spieler
Am 27. Oktober 2018 wurden die Glarus Orks von fünf Glarner American-Football-Enthusiasten gegründet. Gut 20 Monate später ist aus den Orks ein stattliches Team geworden, das ab kommendem Frühjahr am nationalen Spielbetrieb teilnehmen will. Allerdings dürfte das Kader nach Wunsch der Verantwortlichen nur schon für einen optimaleren Trainingsbetrieb gerne noch grösser sein. Deshalb sind die Orks weiterhin auf der Suche nach Spielern (und Coaches mit entsprechendem Know-how). Für den 30. Juli ist ein Try-out angesetzt. Damit dieses möglichst viele bestreiten, gehen die Orks auf Werbetour: Am 19. Juli sind sie mit Flyern in Rapperswil-Jona, Lachen und am Walensee unterwegs und werden dort mögliche Kandidaten ansprechen. Diese sollten etwa im Alter von 16 bis 30 Jahren sein. Ob gross, klein, drahtig oder massig ist egal, im American Football sind ganz unterschiedliche Posturen gefragt. (bca)
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