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Zehnte Weltcupsaison für Ladina Jenny – «Oh, wirklich?»

Die Profi-Alpin-Snowboarderin Ladina Jenny nimmt heute im italienischen Carezza ihre zehnte Weltcupsaison in Angriff. Die Uznerin ist trotz langwieriger Verletzung bereit für die kurze, aber intensive Saison.

Linth-Zeitung
13.12.18 - 11:44 Uhr
Sport
Startet zuversichtlich und voller Vorfreude in ihre zehnte Weltcupsaison: die Uzner Alpin-Snowboarderin Ladina Jenny.
Startet zuversichtlich und voller Vorfreude in ihre zehnte Weltcupsaison: die Uzner Alpin-Snowboarderin Ladina Jenny.
Bild Keystone

Von Roger Züger

Heute eröffnen die alpinen Snowboarder im italienischen Carezza mit einem Parallel–Riesenslalom (PGS) die Weltcupsaison. Mit Nicole Baumgartner und Ladina Jenny sind zwei Athletinnen aus Uznach am Start. Für Letztere ist es bereits der zehnte Winter auf höchster Stufe. «Oh, wirklich?», zeigt sich die erst 25-Jährige überrascht. Es sei ihr gar nicht bewusst gewesen; aber irgendwie ändere dieser Fakt auch nichts: «Natürlich, es ist eine gewisse Erfahrung da, aber letztlich beginnt alles immer wieder bei Null.»

Im Fall Jenny jedoch gar noch etwas darunter. Denn erstmals überhaupt ist die Uznerin aufgrund einer langwierigen Verletzung ausgebremst worden. Ende August, bei einer Rennradtour, war Jenny bei horrender Geschwindigkeit in der Abfahrt vom Gotthardpass gestürzt. Das Resultat: Ein Hämatom am Hintern, das ihren Allerwertesten voluminös anschwellen liess. «Er war riesig, auch drei Wochen danach», erzählt Jenny amüsiert.

Weil der Körper die Flüssigkeit in der linken Po-Hälfte nicht abbaute, musste der Verbandsarzt eingreifen. Heute, drei Monate später, ist noch nicht alles so, wie es sein sollte. «Stellenweise habe ich nach wie vor kein Gefühl, weil immer noch Flüssigkeit vorhanden ist. Diese muss der Körper jetzt abbauen. Der Arzt sagt, dass das vier bis fünf Monate dauern werde», erklärt Jenny. Den Kopf zerbricht sie sich deswegen nicht. Solange sie auf dem Brett stehen kann, ist die Welt für sie in Ordnung.

Trotz Trainingsrückstand in Form

Wer nun denkt, dass Ladina Jenny aufgrund des Trainingsrückstands nicht in Form ist, irrt. «Ich hatte ein super Trainingslager in Copper Mountain. Ich fühle mich super, habe ein gutes Gefühl auf dem Brett und bin schnell.» Zwar hat sie in den USA keine Rennen bestritten, doch der interne Vergleich im Schweizer Team war Standortbestimmung genug. In Colorado dabei waren auch Olympiasieger Nevin Galmarini, Jennys Nationalmannschaftskollegin Julie Zogg (Gesamtweltcupsiegerin 2014/15) und Patrizia Kummer. Zwar hat Swiss-Ski das einstige Aushängeschild vom National- ins Pro-Team herabgestuft, doch dass sich Kummer wieder mit dem Schweizer Team auf die Saison vorbereitet hat, heizte den Konkurrenzkampf an.

«Ich muss konstanter werden und permanent unter die besten 16 Fahrerinnen vorstossen.»
Ladina Jenny, Alpin-Snowboarderin aus Uznach

Nationaltrainer Christian Rufer sorgt dafür, dass davon alle profitieren. Unter seinen Fittichen ist die Schweiz bei den Alpinen längst zu einer Spitzen-Nation aufgestiegen. Philipp und Simon Schoch, Daniela Meuli, Kummer und Galmarini sammelten unter Rufer während seiner ersten Amtszeit (2004 bis 2014) 16 WM- und Olympiamedaillen. 2016 gab er als Nationaltrainer sein Comeback.

Die zehnte Weltcup-Saison Jennys dürfte aber die letzte unter dem Erfolgscoach sein. Grund: Rufer ist im November zum neuen Schulratspräsidenten in Ebnat-Kappel gewählt worden. Sein Vertrag bei Swiss-Ski läuft noch bis Ende März, danach ist ein Engagement im gleichen Ausmass unrealistisch. «Seit ich im Weltcup bin, war er mein Trainer. Er ist DIE Bezugsperson, mit der ich über alles reden kann. Er nahm für mich in sportlichen Belangen so etwas wie die Papi-Funktion ein», sagt Jenny.

Eine intensive Saison steht bevor

Die bevorstehende Saison bestreitet das kleine, aber erfolgreiche Schweizer Team in gleicher Besetzung. Erfolgreich, weil sich seit der Saison 2009/10 am Ende des Winters stets eine Schweizerin in den Top 3 des Gesamtweltcups klassierte. Als Vierte hat Jenny diesen Meilenstein 2015/16 knapp verpasst. Die starke Saison konnte sie indes nicht bestätigen, bevor im vergangenen Winter mit zwei Podestplätzen wieder Aufwärtstendenzen sichtbar waren. Jenny weiss: «Ich muss konstanter werden und permanent in die K.-o.-Phase der besten 16 Fahrerinnen vorstossen.» Das Potenzial ist zweifelsfrei vorhanden, «aber ich darf mir nicht zu viel Druck machen».

14 Rennen umfasst die Weltcupsaison, darunter der Heimauftritt in Scuol, wo Jenny im Frühjahr auf Rang 3 fuhr. Sollte sie sich auch für die Weltmeisterschaft in Park City (USA) qualifizieren, fliegen Jenny und Co. in der sonst schon aussergewöhnlich reise-intensiven Saison einmal um den Globus. Nach den Rennen in den Nachbarländern folgen die Stationen Rogla (Slowenien), Moskau, Pyeongchang (Südkorea) und Secret Garden (China), die Olympia-Stätte der Alpin-Snowboarder an den Spielen 2022. Zuerst steht aber das heutige Rennen im Fokus. Einen Rang setzt sich Jenny nicht als Ziel: «Wenn ich mit meiner Leistung zufrieden sein kann, ist der Auftakt geglückt.»

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