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Verrückte Schlussphase und ein Verteidiger, der für den HCD zum Matchwinner wird

Der HC Davos führt zu Hause gegen Bern bis in die 55. Minute mit 2:0 und kassiert dann den Doppelschlag zum Ausgleich. Trotzdem geht der HCD in diesem Spektakelspiel als Sieger vom Eis: Weil Calle Andersson in der Schlussminute zum zweiten Mal trifft.

Bernhard
Camenisch
11.01.25 - 22:09 Uhr
Regionalsport
Grenzenlose Freude: Calle Andersson (links) hebt nach seinem Tor zum 3:2 ab – und wird von Simon Ryfors eingefangen.
Grenzenlose Freude: Calle Andersson (links) hebt nach seinem Tor zum 3:2 ab – und wird von Simon Ryfors eingefangen.
Bild Gian Ehrenzeller / Keystone

Das Spiel

Der Tabellenvierte HCD gegen den Zweiten SC Bern, der vier Punkte mehr auf dem Konto hat: Es ist in an diesem Abend im ausverkauften Stadion in Davos ein Spitzenspiel, bei dem es sofort heiss zu und hergeht. 65 Sekunden sind gespielt, als HCD-Stürmer Yannick Frehner von Tristan Scherwey hart gegen die Bande befördert wird. Sofort wird Scherwey von Klas Dahlbeck gerächt. Mehrere Minuten schauen sich die Schiedsrichter Scherweys Check im Video an und bestrafen den Berner schliesslich mit einer Fünfminutenstrafe ohne Restausschluss. Auch Frehner kann weiterspielen, und Simon Ryfors kommt im Powerplay zweimal zu guten Abschlüssen (4. und 5.). SCB-Goalie Philip Wüthrich ist genauso zur Stelle wie in der 6. Minute gegen Dahlbeck. Davos reüssiert in Überzahl zwar nicht, nimmt den Schwung aber mit. In der 9. Minute lanciert Enzo Corvi aus der eigenen Zone heraus einen Angriff. Er schickt Simon Knak, und der Stürmer bringt die Davoser mit einem perfekten Schuss in den Winkel in Führung. Das erste Drittel bleibt enorm intensiv und schnell. Die Gäste, die sechs ihrer vorangegangenen sieben Spiele gewonnen haben, werden zunehmend besser. Sandro Aeschlimann, der wie schon am Donnerstag beim 4:3 nach Verlängerung in Fribourg das Davoser Tor hütet (der HCD spielt mit der exakt gleichen Aufstellung), entschärft alles, was auf ihn zugeflogen kommt. Heiss wird es nochmals wenige Sekunden vor der Sirene, als SCB-Topskorer Austin Czarnik im Slot schiesst. Der HCD geht aber mit der Führung in die Pause.

Auch im Mitteldrittel schlagen beide Teams ein hohes Tempo an, ohne dabei die Ordnung in ihrem Spiel zu verlieren. Das führt dazu, dass trotz der Intensität vor keinem der beiden Tore wirklich gute Chancen entstehen. Corvi hat kurz vor Spielhälfte eine Möglichkeit, er verpasst aber im Slot. Für die beiden einzigen offiziell gezählten Davoser Torschüsse im Mitteldrittel sorgt dann Matej Stransky. Wüthrich pariert, und auf der anderen Seite lässt sich Aeschlimann weiterhin nicht bezwingen. Bern hat in diesem Abschnitt leicht die Oberhand, der HCD schirmt sein eigenes Tor aber souverän ab.

Zu Beginn des dritten Abschnitts erhöht Bern den Druck noch einmal. Die Davoser verteidigen jedoch weiterhin engagiert und mit kühlem Kopf. Dann jubelt der SCB aber doch: Simon Kindschi trifft in der 47. Minute, doch die Schiedsrichter entscheiden sofort auf Torraumoffisde gegen Benjamin Baumgartner. Die Berner sehen das anders, Coach Jussi Tapola nimmt seine Coaches Challenge. Wiederum sitzen die Schiedsrichter minutenlang vor dem Bildschirm – und bleiben schliesslich bei ihrem Entscheid. Das bedeutet wegen der missglückten Challenge eine Zweiminutenstrafe gegen den SCB. Das Davoser 2:0 fällt dabei nicht – dafür aber rund 40 Sekunden nach Ablauf der Strafe. Am Spengler Cup hat Calle Andersson schon für den HCD getroffen, nun gelingt ihm dies in der 50. Minute erstmals auch in einem Meisterschaftsspiel. Ist das die Vorentscheidung? Nein, denn der SCB meldet sich noch einmal zurück. Thierry Bader bringt den Puck in der 55. Minute nach einem Durcheinander vor dem Davoser Tor in Baseball-Manier aus der Luft im Tor unter. Und die Gäste powern weiter. Jetzt geht beim HCD doch einmal die Übersicht verloren, nämlich bei einem Wechsel. Baumgartner hat so viel freies Eis vor sich. Und weil er auch noch präzise trifft, gleicht der SC Bern in der 57. Minute aus. Nun werden die Gäste aber übermütig. Bei einem Davoser Gegenstoss geht Andersson in der 60. Minute vergessen. Simon Ryfors hat das Auge für den freien Mitspieler, Andersson trifft per Direktschuss ins weit offene Tor und schiesst sein Team so 36 Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit zum Sieg. Damit haben die Davoser die ZSC Lions (1:2-Heimniederlage gegen Zug), die allerdings vier Spiele weniger bestritten haben, überholt und haben auf Rang 3 bis auf einen Punkt zu den Bernern aufgeschlossen.

Die Top 3

Calle Andersson: In 33 Meisterschaftsspielen für den HCD hat der schwedische Verteidiger mit Schweizer Lizenz nie getroffen. Nun macht er sich mit einem Doppelpack im Schlussdrittel zum Matchwinner. 

Simon Knak: Sein Schuss zum 1:0 passt haargenau, beim Zuspiel zum 2:0 hat er seinen Stock zwar nicht direkt am Puck, trägt mit seiner Störaktion aber dennoch Entscheidendes bei. Eine starke Vorstellung des jungen Stürmers.

Benjamin Baumgartner: Zunächst im Pech, als ein Berner Treffer wegen ihm nicht gegeben wird, dann schiesst er das 2:2. Am Schluss geht der frühere HCD-Stürmer trotzdem als Verlierer vom Eis.

So geht’s weiter

Nach seiner 13. Partie in 24 Tagen (inklusvie vier am Spengler Cup) kommen auf den HCD nun zwei ruhige Wochen zu – zumindest, was den Spielbetrieb betrifft. Das nächste Mal sind die Davoser am kommenden Freitag in Lugano im Einsatz. Danach haben sie acht Tage Pause bis zum Auswärtsspiel bei den SCL Tigers.

Davos – Bern 3:2 (1:0, 0:0, 2:2)
6547 Zuschauer (ausverkauft). - SR Kaukokari/Staudenmann, Stalder/Meusy.
Tore: 9. Knak (Corvi, Barandun) 1:0. 50. Andersson (Corvi, Barandun) 2:0. 55. Bader (Moser, Klok) 2:1. 57. Baumgartner (Ejdsell, Vermin) 2:2. 60. (59:24) Andersson (Ryfors, Stransky) 3:2.
Strafen: 3-mal 2 Minuten gegen Davos, 1-mal 2 plus 5 Minuten (Scherwey) gegen Bern.
Davos: Aeschlimann; Andersson, Barandun; Honka, Dahlbeck; Guebey, Jung; Müller; Stransky, Corvi, Knak; Frehner, Ryfors, Tambellini; Kessler, Gredig, Lemieux; Ambühl, Egli, Nussbaumer; Parrée.
Bern: Wüthrich; Untersander, Nemeth; Loeffel, Klok; Vermin, Kreis; Füllemann, Kindschi; Merelä, Czarnik, Ejdsell; Bader, Baumgartner, Scherwey; Moser, Kahun, Marchon; Schild, Schläpfer, Ritzmann.
Bemerkungen: Davos ohne Fora, Gross, Nordström und Zadina (alle verletzt), Bern ohne Lehmann, Lindholm (beide verletzt) und Reideborn (überzähliger Ausländer). Bern ab 59:48 ohne Torhüter.

 


 

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