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Drei Schrotkugeln überlebt und dann vom Adler getötet

Vergangenen Mai ist bei La Punt ein toter Bartgeier gefunden worden. Die Untersuchung der Todesursache hat ergeben, dass er wahrscheinlich im Kampf mit einem Steinadler sein Ende gefunden hat. Beim Röntgen des Tieres wurden ausserdem drei eingekapselte Schrotkugeln gefunden, die jedoch nichts mit seinem Ableben zu tun haben.

Südostschweiz
26.11.19 - 15:43 Uhr
Blaulicht
Bartgeier GT047 hat seinen letzten Zweikampf wohl gegen einen Steinadler verloren.
Bartgeier GT047 hat seinen letzten Zweikampf wohl gegen einen Steinadler verloren.
PRESSEBILD

Beim 12-jährigen Bartgeier handelt es sich um das Tier mit dem Namen GT047, wie das kantonale Amt für Jagd und Fischerei in einer Mitteilung schreibt. GT047 war einer der ersten wildgeschlüpften Bartgeier der Schweiz nach deren Wiederansiedelung. 2007 flog der männliche Vogel in der Val Tantermozza aus. In den Jahren 2012 und 2013 bildete er zusammen mit einem weiblichen Tier das «Paar Val Foraz» und seit 2014 gehörte er zum «Paar Chamuera». 2019 ging diese Liaison in die Brüche und GT047 wurde von einem anderen Männchen abgelöst. Er verblieb aber im Tal.

Revierkampf mit Steinadler als wahrscheinliche Todesursache

Ende Mai wurde GT047 bei der Burdunbrücke in der Val Chamuera tot aufgefunden. Wie alle Totfunde von Steinadlern, Uhus und Bartgeiern wurde auch er von Mitarbeitern des Amts für Jagd und Fischerei und der Stiftung Pro Bartgeier und der Vogelwarte Sempach genau untersucht. Die Untersuchung ergab, dass er aller Wahrscheinlichkeit nach Opfer eines Kampfes mit einem Steinadler wurde. Ein Halswirbel war gebrochen und die Halsmuskulatur sowie Speiseröhre wiesen Schnittverletzungen auf, die auf scharfe Steinadlerkrallen hinweisen.

Mit Schrot beschossen

Für die Untersuchung wurden auch Röntgenbilder gemacht. Darauf zeigte sich, dass GT047 bereits einmal dem Vogel-Tod von der Schippe gesprungen war. Man entdeckte drei Schrotkugeln. Es folgte eine vertiefte Untersuchung durch Spezialisten des Zentrums für Fisch- und Wildtierkrankheiten (FIWI) der Universität Bern. Deren Bericht zeigte, dass der Beschuss schon längere Zeit zurückliegt und die Schrotkugeln den Bartgeier nicht getötet haben. Die eingekapselten Kugeln führten nicht zu erhöhten Bleiwerten in Knochen, Leber und Niere. Ort und Zeitpunkt des Beschusses konnten jedoch nicht eruiert werden. Auch zur Täterschaft liegen bisher keine Hinweise vor.

Kanton verurteilt Beschuss in aller Form

In der Mitteilung des Amtes für Jagd und Fischerei heisst es weiter, dass der Akt versuchter Wilderei bei einer geschützten Vogelart in aller Form zu verurteilen sei. Er stehe im krassen Gegensatz zur grossen Akzeptanz, die der Bartgeier im Engadin und im angrenzenden Italien geniesse. In diesem grenzüberschreitenden Gebiet befindet sich die grösste Teilpopulation in den Alpen, die alljährlich etwa ein gutes Dutzend Jungvögel zum Ausfliegen bringt. Bisher sind in dieser Teilpopulation 118 Bartgeier ausgeflogen, was einem Anteil von 43 Prozent entspricht. Diese Teilpopulation ist ein wichtiges Standbein bei der Wiederbesiedlung der Alpen durch den Bartgeier. (dje)

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