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Wölfe reissen Mutterkuh am Schamserberg

In Graubünden haben mehrere Wölfe in der Nacht auf Samstag eine Mutterkuh angegriffen und getötet. Nun fordern erste Stimmen Taten.

Südostschweiz
09.07.22 - 23:26 Uhr
Politik
Zum ersten Mal in Graubünden: Wölfe reissen ein ausgewachsenes Nutztier - in diesem Fall eine Mutterkuh. (Archivbild)
Zum ersten Mal in Graubünden: Wölfe reissen ein ausgewachsenes Nutztier - in diesem Fall eine Mutterkuh. (Archivbild Keystone)
Bild Keystone/DPA-Zentralbild/Soeren Stache

«Jetzt müssen wir handeln», sagte der Bündner Mitte-Nationalrat Martin Candinas in der «Tagesschau»-Hauptausgabe des Deutschschweizer Fernsehens SRF am Sonntagabend. Dies, «um noch Schlimmeres zu verhindern und damit wir auch in Zukunft eine funktionierende ökologische Landwirtschaft im Berggebiet haben können».

Candinas fordert eine proaktive Regulation des Wolfes, bevor Schaden entstehe. In der Schweiz gilt der Wolf allerdings als geschützte Tierart. Laut dem Bundesamt für Umweltschutz (Bafu) hat der Bundesrat die Jagdverordnung für den Alpsommer 2022 bereits angepasst, um den Herdenschutz zu stärken. Somit können auch die Kantone in Wolfsbestände eingreifen.

«Absolut neue Dimension»

Was den neuesten Wolfs-Vorfall in Graubünden betrifft, bezeichnete der Amtsleiter für Jagd und Fischerei, Adrian Arquint, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA die Tötung einer ausgewachsenen Mutterkuh als «absolut neue Dimension».

Der Vorfall hatte sich auf der Alp Nurdagn am Schamserberg ereignet, wie der Kanton Graubünden am Samstagabend mitteilte. Der Fundort des toten Nutztieres lag im Streifgebiet des sogenannten Beverin-Rudels.

Alppersonal habe beobachtet, dass etwa drei Wölfe die Mutterkuh stark «genutzt» hätten, sagte Arquint weiter. Die siebenjährige Kuh befand sich nach Angaben der Behörden zusammen mit weiteren Artgenossen innerhalb eines eingezäunten Areals. Dieser Zaun gelte aber nicht als Herdenschutzmassnahme. Bei grösseren Nutztieren seien keine solche Vorkehrungen mehr vorgesehen, sagte der Amtsleiter.

Der Kantonsvertreter äusserte sich über den Vorfall sehr besorgt. Die Wölfe des Beverin-Rudels würden sich bereits seit mehreren Jahren «sehr problematisch» verhalten. 2020 riss das Rudel einen Esel. Die Raubtiere seien geübt darin, Herdenschutzmassnahmen zu umgehen, sagte Arquint weiter. Einen Antrag, das Vatertier des Rudels abzuschiessen, wies der Bund jedoch ab.

Peilsender für Wolf

Die Wildhüter wollen nun die Tiere vertreiben. Dafür soll am Rissort ein Wolf des Beverin-Rudels narkotisiert und mit einem GPS-Sender ausgerüstet werden. Mit dem Peilsender wollen die Behörden mehr Informationen über das Raumverhalten der Tiere sammeln. Ausserdem würde eine solche Aktion die Raubtiere «vergrämen».

Im Streifgebiet dieses Wolfsrudels sei die vom Bund für sogenannte Regulationsabschüsse vorgegebene Schwelle der Anzahl gerissener Nutztiere bereits vor dem Vorfall auf der Alp Nurdagn erreicht worden, hiess es in der Mitteilung weiter. Solche Abschüsse seien aber derzeit erst möglich, wenn der Umfang des Nachwuchses im Rudel bestätigt werden könne.

Dies könne noch bis Ende Juli, spätestens Anfangs September dauern, sagte Arquint. Dann werde voraussichtlich die Hälfte der Jungtiere abgeschossen. (red/sda)

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