Hoffen auf drei Abstimmungen
Die SP Davos hat bezüglich der bekannt schwierigen Wohnraumsituation Anfang August eine Umfrage gestartet. Ziel dieser war es ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger zu gewinnen. Nun hat die Partei die Ergebnisse an einer öffentlichen Veranstaltung veröffentlicht, und diese sind mehr als eindeutig.
Die SP Davos hat bezüglich der bekannt schwierigen Wohnraumsituation Anfang August eine Umfrage gestartet. Ziel dieser war es ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger zu gewinnen. Nun hat die Partei die Ergebnisse an einer öffentlichen Veranstaltung veröffentlicht, und diese sind mehr als eindeutig.
Die von der SP lancierte Umfrage startete im August. Rund 110 Menschen nahmen daran teil. «Natürlich ist die Umfrage nicht ganz repräsentativ, da nicht die ganze Bevölkerung daran teilgenommen hat. Doch gibt sie eindrücklich preis, was nach den hier lebenden Personen die grössten Probleme sind», erklärt Alioth.
Mieten sind gestiegen, obwohl sie hätten sinken müssen
So startete die Umfrage mit der Frage, wie die Teilnehmenden den Mietzins in Davos einschätzen. Über 95 Prozent halten diesen für sehr hoch. Dies bestätigte auch Wada zum Abschluss der Veranstaltung, als er auf die Abstimmung zu den Mietreferenden einging. «Fast überall in der Schweiz wird eine zu hohe Miete gezahlt. So kann man sagen, dass in Davos die Mieten im Schnitt rund 600 Franken zu hoch angesetzt sind. Generell ist dies ein Problem in Tourismusgebieten. Seit 2005 sind die Mieten um fast 25 Prozent gestiegen, obwohl sie aufgrund rekordtiefer Zinsen und tiefer Inflation hätten sinken müssen.»
Eindeutige Umfrageergebnisse
Weiter zeigte die Umfrage, dass über 75 Prozent es als sehr schwierig erachten, in Davos eine gescheite Wohnung zu finden. Was aber auch hervorging, ist, dass ein Grossteil der Befragten mit ihrer momentanen Wohnsituation glücklich ist. Allerdings werde das Thema Wohnraum auch von den jetzt Zufriedenen als grosses Problem erkannt, erklärte Alioth. Viele waren auch der Meinung, dass Zweitwohnungen besser reguliert werden sollten, und rund 25 Prozent sehen das WEF als einen der Treiber des Problems. Für die Lösung der Notsituation auf dem Markt gab es ebenfalls viele Ideen, doch war eine klar erkennbar. So waren 92 Prozent der Meinung, dass sich die Gemeinde stärker engagieren müsste, um mehr bezahlbare Wohnungen sicherzustellen.
Arbeitsmarkt ist attraktiv, Wohnungsmarkt kann nicht mithalten
«Ich verstehe, dass das Thema Wohnraum überall emotional diskutiert wird, denn es geht schlussendlich um Existenzen», meinte Landammann Philipp Wilhelm zu Beginn, als er den Anwesenden den Stand der Dinge der Wohnraumstrategie vorstellte. Die Problematik sei so weit fortgeschritten, dass bereits Personen Davos als Zuhause verloren hätten. Davos verliert seit 2015 rund 50 Einwohnerinnen und Einwohner pro Jahr. Diesem Rückgang steht eine Zunahme an Beschäftigten gegenüber. Folglich hat sich die Anzahl an Zupendendeln seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt. So herrscht ein grosses Potenzial auf dem Arbeitsmarkt, was erfreulich sei, doch könne der Wohnungsmarkt nicht mithalten. Dies führe ohne Trendwende irgendwann dazu, dass auch der Arbeitsmarkt ebenfalls wieder unattraktiver werde, erklärte Wilhelm.
«Davos verliert seit 2015 50 Einwohner pro Jahr»
Trendwende dank der Wohnraumstrategie
Diese Trendwende will die Gemeinde mit der aufgegleisten Wohnraumstrategie erreichen. «Wir sind mittlerweile auf einem guten Weg. Doch war der Start in die Legislatur doch sehr schwierig», erklärte der Landammann. Er spricht damit auf die Abstimmung «Volksinitiative für mehr bezahlbare Wohnungen in Davos» aus dem Jahr 2020 an, welche die Davoser Bevölkerung mit über 54 Prozent abgelehnt hat. Heute wäre das Abstimmungsresultat sicher ein anderes.
Die gesamte Strategie umfasst dutzende Punkte. Wichtig sei jedoch, dass diese vollständig und auch zeitnah umgesetzt werden, so Wilhelm. Man hinke bereits hinterher. Man sei durchaus auf Kurs, aber die Projekte brauchen eben auch Zeit. «Die Lehre, welche nicht nur Davos, sondern ganz Graubünden und auch die Schweiz aus der aktuellen Situation ziehen müssten, ist die, dass Wohnraumpolitik in einem gewissen Sinn proaktiv betrieben werden muss – und nicht erst reaktiv, wenn eine Notsituation eintrifft.» Noch weniger hilfreich seien jedoch Schuldzuweisungen, sondern man müsse jetzt aktiv vorwärtsarbeiten.
Viele Projekte bereits in der Realisierungsphase
Viele Projekte bezüglich der Schaffung von Wohnraum sind auf einem guten Weg oder bereits in der Realisierungsphase. So kommen in nächster Zeit einige Abstimmungen auf das Volk zu. Über die Teilrevision der Wohnzone Valbella soll Anfang nächsten Jahres abgestimmt werden. Auch die Abstimmungen über die Neugestaltung des Ortszentrums Davos Dorf und über den Baukredit für das Areal Vali Meisser sollen im kommenden Jahr durchgeführt werden. Weiter soll 2026 eine Abstimmung bezüglich der Anpassung des Zweitwohnungsgesetzes und 2027 oder 2028 die Gesamtrevision der Zonenplanung folgen. «Dies sind natürlich Schätzungen, aber ich denke, die Zeitangaben sind realistisch», so Wilhelm, «wenn alles gut geht, können wir schon im nächsten Jahr wieder über drei wichtige Teilschritte der Wohnraumstrategie abstimmen.»
Zwei entscheidende Abstimmungen stehen bevor
Doch nicht nur auf kommunaler Ebene stehen der Bevölkerung wichtige Entscheide bevor. Auf nationaler Ebene wird am 24. November über zwei Vorlagen betreffend des Mietrechts abgestimmt. Wenn es nach dem Mieterinnen- und Mieterverband und der SP geht, sind beide Vorlagen abzulehnen. «Bereits heute sind die Mieten rund 32 Prozent höher, als sie sein dürften. Mit den zwei Vorlagen wird es den Vermietenden um einiges leichter gemacht, den Bewohnerinnen und Bewohnern die Wohnung künden zu können. Und mehr Wechsel in den Mietverhältnissen führen automatisch zu höheren Mieten», erklärt Wada, «zudem führen die beiden Vorlagen schlicht zu vielmehr Bürokratie. Vonseiten der Befürworter heisst es, dass man missbräuchliche Mietverhältnisse verhindern möchte, doch, so Wada, sei dies schon bei jetziger Gesetzesauslegung gewährleistet. Der Bundesrat hält zum Verband und empfiehlt ebenfalls, die Vorlagen abzulehnen.
«Mit den Vorlagen wird es um einiges leichter, Mieterinnen und Mietern künden zu können»
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