×

Umweltverbände erheben Einsprache gegen Gewerbebau in Ennenda

Im Ennendaner Mühlefuhr sollen in einem Neubau 220 Arbeitsplätze entstehen. VCS und Pro Natura befürchten Gefahren für Velofahrer, Fussgängerinnen und Grundwasser.

Südostschweiz
22.02.23 - 04:30 Uhr
Politik
Prekäre Verkehrssituation: Der kantonale Veloweg beim Mühlefuhr ist zu schmal, als dass Fahrradfahrer und Lastwagen kreuzen könnten. 
Prekäre Verkehrssituation: Der kantonale Veloweg beim Mühlefuhr ist zu schmal, als dass Fahrradfahrer und Lastwagen kreuzen könnten. 
Bild Ronja Dürst

von Ronja Dürst

Die frühere Buntweberei Fröhlich, Brunnschweiler & Cie im Mühlefuhr in Ennenda gehört seit 2016 dem Bauunternehmen Trümpi. Nun will ein Tochterunternehmen, die Zweifel Holzbau AG, den Bau verschwinden lassen, welcher heute von Gewerbetreibenden genutzt wird. 

Laut Baubeschrieb wird an derselben Stelle dafür die Post mit 70 Angestellten in einen Neubau einziehen. Daneben sind rund 150 weitere Arbeitsplätze für diverse Mieter geplant. Im Untergeschoss sind eine Einstellhalle für Postfahrzeuge und eine Tiefgarage für die gewerblichen Nutzer geplant. 

Gefahr auf dem kantonalen Veloweg

Gegen die Baupläne haben bis Ende der Einsprachefrist am 31. Januar zwei Verbände Einsprache erhoben. Die Glarner Sektion des Verkehrs-Clubs der Schweiz (VCS) spricht sich gegen das Projekt aus, da der kantonale Veloweg betroffen ist. Die schmale Strasse zwischen der Läderach-Fabrik beziehungsweise der ehemaligen Bleiche und dem Mühlefuhr-Areal würde durch Autopendler und von den Lastwagen zusätzlich befahren. «Das Kreuzen zweier Fahrzeuge ist dort aber kaum möglich, da die Strasse zu schmal ist», sagt der VCS-Geschäftsleiter Fridolin Weber.

Die Strasse könne nur minimal breiter gebaut werden, da auf der einen Seite die Bahn und auf der anderen Seite die Linth sei, so Weber. Bei 200 neuen Arbeitsplätzen werde es pro Tag geschätzte 500 bis 800 Fahrten geben. Die Problematik sei wegen der Post auch am Wochenende akut, dann seien aber besonders viele Fussgänger und Velofahrer unterwegs. Das berge Gefahren für Velofahrerinnen und Fussgänger. Weber sieht einen möglichen Lösungsansatz, indem der Velo- und Fussweg bei der Bleiche mittels Steg auf die andere Linthseite verlegt würde. Ein solches Projekt wurde vor etlichen Jahren bereits einmal vom ehemaligen Ennendaner Gemeinderat geprüft. Diese Pläne müssten eigentlich noch vorhanden sein, so Weber.

Schlecht fürs Grundwasser 

Ebenfalls Sorgen wegen der Verkehrssituation äussert Barbara Fierz, die Geschäftsleiterin von Pro Natura Glarus. Der Verband hat ebenfalls Einsprache gegen das Projekt erhoben. Dass sie selber im Mühlefuhr wohnt, habe keinen Einfluss auf die Einsprache gehabt, so die Geschäftsleiterin: «Dies führt einzig dazu, dass ich die Verkehrssituation sehr gut kenne und weiss, wie sich die kritischen Situationen auf dem Velo oder zu Fuss gegenüber einem 40-Tönner anfühlen.» Laut Fierz kritisiert Pro Natura Glarus zudem, dass die geplante Tiefgarage einen grossen Einfluss auf den Grundwasserstrom haben könne. Und: «Die vorliegenden Unterlagen reichen nicht aus, um die Auswirkungen zu beurteilen.» 

Der Glarner Heimatschutz hat keine Einsprache, sondern eine Stellungnahme eingereicht. Er kritisiert, dass das historische Gebäudeensemble abgerissen werde. Ein Problem sei hierbei, dass der Neubau an diesem Ort die Massstäblichkeit sprenge. Es herrsche Besorgnis und Verwunderung über das vorliegende Projekt, sagt Präsident Marc Schneiter. Der Heimatschutz würde einen blossen Umbau sowie einen Teilersatz begrüssen. Schneiter fügt an: «Wir wollen nicht konservieren, sondern dafür sorgen, dass unsere Dörfer noch schöner werden.»

Auf eine Einsprache habe der Verband verzichtet, da er nicht «Polizei spielen», sondern die eigene Position offenlegen wolle. «Die Gemeinde ist die Bewilligungsbehörde, und wir meinen, dass dieses Projekt so nicht bewilligt werden kann», sagt Schneiter. 

Die beiden Einsprachen wurden bei dem Gemeinderat eingereicht. Dieser entscheidet nun darüber. 

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR