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Der Dolchstoss, aus dem eine Partei hervorging

Vor 15 Jahren schloss die SVP Schweiz die Bündner Kantonalpartei aus ihren Reihen aus, weil diese sich wiederum weigerte, eine Bundesrätin auszuschliessen.

Südostschweiz
01.06.23 - 04:30 Uhr
Politik
Rotes Tuch: Für viele Mitglieder der SVP galt Eveline Widmer-Schlumpf lange als Persona non grata. 
Rotes Tuch: Für viele Mitglieder der SVP galt Eveline Widmer-Schlumpf lange als Persona non grata. 
Bild Archiv

In der Schweizer Politik wurde der Begriff der «Nacht der langen Messer» erstmals geprägt von der Bundesratswahl 1983, bei der Otto Stich als SP-Bundesrat gewählt wurde. Als Sprengkandidat statt der von der SP (Sozialdemokratische Partei) nominierten Zürcher Nationalrätin Lilian Uchtenhagen. Orchestriert wurde die Stich-Wahl damals von FDP-Nationalrat Felix Auer, der, in der Zeit vor Mobiltelefonen und digitaler Kurznachrichten, in den Stammlokalen der Parlamentarier bis spät in die Nacht gegen die Wahl Uchtenhagens geweibelt hatte.

Dolchstoss von Mitte/Links

Fast ein Vierteljahrhundert später, im Dezember 2007, kam es zur nächsten Nacht der langen Messer. Statt der freisinnig-bürgerlichen organisierten sich nun Exponenten der Links- und Mitteparteien, um den Übervater der SVP (Schweizerische Volkspartei), Christoph Blocher, aus dem Bundesrat zu verdrängen. Dies, indem sie die Bündner SVP-Regierungsrätin Eveline Widmer-Schlumpf an Blochers Stelle in den Bundesrat wählten. Widmer-Schlumpf war damals ausserhalb Graubündens kaum bekannt. Mit ihrer fast zehnjährigen Erfahrung in der Kantonsregierung jedoch keinesfalls ein unbeschriebenes Blatt in der Politik. Nach einem Tag Bedenkzeit erklärte Widmer-Schlumpf am 13. Dezember 2007 die Annahme der Wahl. Sie sollte bis ins Jahr 2015 Bundesrätin bleiben.

Ausschluss, eine neue Partei …

Die SVP Schweiz tobte. Sie warf Widmer-Schlumpf Verrat vor und wollte sie aus der Partei ausschliessen. Da dies nicht möglich war – die Mitgliedschaft war über die kantonalen Sektionen der Partei geregelt – forderte der Zentralvorstand der SVP Schweiz Widmer-Schlumpf zum umgehenden Rücktritt aus dem Bundesrat und der SVP auf. Sollte sie dieser Forderung nicht nachkommen, müsse sie von der SVP Graubünden bis Ende April 2008 aus der Partei ausgeschlossen werden. Widmer-Schlumpf, der Gesamtbundesrat und die Kantonalpartei kamen der Forderung nicht nach und so schloss die SVP Schweiz am 1. Juni die SVP Graubünden aus ihren Reihen aus. Darauf reorganisierte sich ein Grossteil der Kantonalpartei neu und gründete die BDP (Bürgerlich-Demokratische Partei) Graubünden.

… und deren Ende

Nebst der SVP Graubünden hatten sich auch Teile der SVP Bern und der SVP Glarus von der Nationalpartei abgespaltet und gründeten gemeinsam mit den Exponenten der ehemaligen Bündner SVP die BDP auf nationaler Ebene. Der Wähleranteil der BDP wurde bei den Wahlen 2011, 2015 und 2019 stetig kleiner. An der Delegiertenversammlung vom 14. November 2020 beschlossen die BDP und die CVP (Christlichdemokratische Volkspartei) den Zusammenschluss zur neuen Partei Die Mitte per Januar 2021. (dje)

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In dem Sinne kann man sagen, dass die Episode Widmer-Schlumpf + BDP ein Fehlschlag sondergleichen war. Die SVP ist in GR wieder mit grossem Abstand die stärkste Partei und weiter im Aufstieg und die SVP hat seit langem wieder zwei Bundesräte.

Der Neid-Akt der Linken und FDP auf die damals so starke SVP war zero nachhaltig und bleibt "politischer Furz" in der Geschichte.
Wie immer wenn die FDP mit der Linken zusammen etwas anpackt. (siehe Widmer-Schlumpf-BDP, CO2-Gesetz das vom Volk versenkt wurde, und das gleiche wir voraussichtlich mit der neuen Vorlage passieren.

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