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Kanton lädt Bauern zu rundem Tisch

Bäuerliche Politiker fordern wegen der A15-Umfahrung einen runden Tisch mit dem Kanton. Diesen kriegen sie. Aber die Regierung betont, dass die Bauern ihre Interessen schon oft einbringen konnten.

Fabio
Wyss
11.07.22 - 18:16 Uhr
Politik
Konflikt: Um mehr Distanz zum Kaltbrunner Riet zu gewinnen, soll die Umfahrung A15-Gaster über Land der Landwirtschaft führen.
Konflikt: Um mehr Distanz zum Kaltbrunner Riet zu gewinnen, soll die Umfahrung A15-Gaster über Land der Landwirtschaft führen.
Archivbild

Mehr Mitsprache bei der Verbindungsstrasse A15-Gaster – das verlangen bäuerliche Kantonsratsmitglieder aus dem Linthgebiet. «Die Landwirtschaft muss immer zu allem Ja und Amen sagen», sagt die Bollinger Bäuerin Hedy Fürer, welche die Interpellation nebst anderen eingereicht hat (siehe Ausgabe vom 25. April). Die nun publizierte Antwort der Regierung macht deutlich: An Gelegenheiten zur Mitsprache mangelte es in der Vergangenheit nicht.

Zwischen 2012 bis 2021 hat der Kanton diverse Informationsveranstaltungen, Austauschmöglichkeiten und Mitwirkungsprozesse durchgeführt. «Dadurch wurde sichergestellt, dass die Rückmeldungen und Anliegen der Bevölkerung vertieft geprüft und gegebenenfalls in die weiteren Arbeiten einfliessen», heisst es in der Regierungsantwort.

Lösungen mit Landwirtschaft

Die transparente Information der Bevölkerung, Behörden und Parteien sei «zentraler Bestandteil des Projektierungsprozesses» gewesen. Auch suchte der Kanton zu Beginn Lösungen mit dem kantonalen Landwirtschaftsamt und Eigentümerinnen von Grossgrundstücken. «Im Wissen, dass die Landwirtschaft stark betroffen sein wird.»

Schon 2011 seien die Interessen der Landwirtschaft Thema gewesen. Damals wurden rund 20 Varianten für die Umfahrung genauer überprüft. Dabei habe der Kanton mit dem Teilziel «Flächenbeanspruchung minimieren» die landwirtschaftlichen Bedürfnisse «angemessen berücksichtigt». 

Ungemach der Bestvariante

Die immer wieder angepasste Bestvariante führte zu einer Streckenführung mit stellenweise mehr oder weniger Beanspruchung von Landwirtschaftsfläche. Über solche verläuft der westliche Abschnitt vom Aabach bis zum Ernetschwilerbach – allerdings parallel zur Bahnlinie. «Durch die Bündelung mit der Bahnstrecke ist der Eingriff minimal», schreibt der Kanton. Ab der Grynaustrasse «wird Landwirtschaftsland tangiert». Auch beim Kaltbrunner Riet oder am Ricken.

An dessen Fusse, im Gebiet Hasenweid, versucht der Kanton möglichst wenig Land zu beanspruchen. Dort soll die Umfahrung über eine 400 Meter lange Brücke führen. Ebenso sind mit den beiden Tunnels Rotfarb und Gubel rund 800 Meter unter dem Boden vorgesehen. Dennoch fällt für die eigentliche Verbindungsstrasse, aber auch für Böschungen, ökologische Ausgleichsflächen sowie Rad- und Landwirtschaftswege rund 8,5 Hektaren Landwirtschaftsfläche dauerhaft weg.

«Auf Dauer lohnt sich ein Tunnel. Das führt die aktuelle Zeitvor Augen»: SVP-Kantonsrätin Hedy Fürer macht sich stark für die bäuerlichen Anliegen. ARCHIVBILD
«Auf Dauer lohnt sich ein Tunnel. Das führt die aktuelle Zeitvor Augen»: SVP-Kantonsrätin Hedy Fürer macht sich stark für die bäuerlichen Anliegen. ARCHIVBILD

Tunnel beim Kaltbrunner Riet?

Dass es nicht ganz so viel wird, hofft SVP-Politikerin Fürer. «Möglichst viel muss untertunnelt werden», fordert sie. Der Kanton Schwyz habe sich unlängst in Freienbach und Tuggen für Tunnellösungen entschieden. Sie wünscht sich so eine beim Kaltbrunner Riet. Beim Naturschutzgebiet ist der künftige Strassenverlauf derzeit unklar (diese Zeitung berichtete).

«Tunnels sind logischerweise teurer. Aber auf Dauer lohnt sich ein Tunnel.» Wie wichtig die regionale Landwirtschaft sei, führe die aktuelle Zeit vor Augen, sagt die Landwirtin. Und meint damit die drohenden Nahrungsmittelkrisen wegen des Ukrainekrieges oder der Trockenheit in Italien.

Für ihre Argumente wird sie eine Plattform erhalten. Die Regierung schreibt am Ende ihrer Antwort, dass sie einen runden Tisch mit der Landwirtschaft begrüsse. Und diesen initiieren werde. Fürer freut’s: «Bei einem Gespräch kann vielleicht etwas optimiert werden.»

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