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Krawallnacht hat politisches Nachspiel

Kantonsräte aus dem Linthgebiet fordern Massnahmen zur Identifizierung von Hockeyfans. Grund dafür: Tumulte von ZSC-Chaoten in Rapperswil.

Fabio
Wyss
13.02.23 - 19:06 Uhr
Politik
Der Hockey-Match wird zur Nebensache: Ein ZSC-Mob wütet Anfang Jahr in Rapperswil-Jona.
Der Hockey-Match wird zur Nebensache: Ein ZSC-Mob wütet Anfang Jahr in Rapperswil-Jona.
Bild Keystone

Sie warfen Böller auf Polizisten, nebelten mit Pyro-Material die Lakers-Heimstätte ein und wollten gar in deren Garderobe eindringen. Hunderte Hockeychaoten der ZSC Lions in Rapperswil-Jona haben vor etwas mehr als einem Monat für schweizweite Negativschlagzeilen gesorgt (die «Linth-Zeitung» berichtete mehrfach). Nun ziehen die Vorfälle vom 7. Februar Kreise bis in den St. Galler Kantonsrat.

Am Montag zum Auftakt der Frühjahrssession hat Mitte-Kantonsrat Cornel Aerne einen Vorstoss zu den Tumulten eingereicht. Unterstützt wird er dabei von seinen Parteikolleginnen Heidi Romer aus Benken und der Rapperswil-Jonerin Yvonne Suter.

Aerne ist Eschenbacher Gemeindepräsident und ehemaliger Polizeibeamter. Er befürchtet, dass künftig mehr Polizei- und Sicherheitspersonal nötig sein wird, um die Sicherheit an Heimspielen der SC Rapperswil-Jona Lakers zu gewährleisten. «Dadurch entstehen weitere Kosten, die auch durch Steuerzahler aufzubringen sind», schreibt er in der Interpellation. Der hohe Sicherheitsaufwand dürfe in der Gesellschaft nicht als Norm akzeptiert werden.

«Noch kein Ermittlungserfolg»

Auch nach dem Spiel ist nun laut Aerne ein erheblicher Ermittlungsaufwand notwendig. Nur so seien «die Rädelsführer und die für die Randale verantwortlichen Personen zu identifizieren und zur Rechenschaft zu ziehen».

In der Tat bestätigt Polizeisprecher Hanspeter Krüsi auf Anfrage der «Linth-Zeitung», dass die Krawallnacht in Rapperswil-Jona die St. Galler Kantonspolizei nach wie vor beschäftigt. «Ein Ermittlungserfolg konnte noch nicht erzielt werden», sagt er.

Systematische Registrierung

Darum bringt Aerne nun ein technisches Personenidentifikationssystem ins Spiel. Durch diese systematische Personenregistrierung beim Stadioneintritt könnten Chaoten mit weniger Aufwand identifiziert und zur Anzeige gebracht werden. «Das Ziel soll die Verhinderung von solchen unschönen Vorkommnissen sein, die im Sport nichts zu suchen haben», heisst es im Vorstoss.

Die Forderung ist nicht neu. Aerne hat 2014 einen ähnlich gelagerten Vorstoss eingereicht. Damals sah die Regierung keinen Handlungsbedarf. «Die aktuelle Sicherheitslage, die sich in den Sportstadien des Kantons St. Gallen seit längerer Zeit als relativ ruhig präsentiert, könnte einen generellen Einsatz solcher Personenidentifikationssysteme zum jetzigen Zeitpunkt wohl kaum rechtfertigen», begründete sie. Die Regierung schloss solche Massnahmen aber nicht grundsätzlich aus.

Seither haben der EV Zug und HC Lausanne mit Identifikationssystemen Erfahrungen gemacht. «Ist die Regierung zwischenzeitlich gewillt?», fragt darum Aerne. Auch will er wissen, was sonst für Massnahmen möglich seien. Und ob denkbar sei, die im Übermass anfallenden Sicherheitskosten dem Veranstalter zu übertragen.

Für die SCRJ Lakers war es am Montag noch zu früh, um zum Vorstoss Stellung zu nehmen.

Kölliker wird neuer Regierungspräsident
Bildungschef Stefan Kölliker (SVP) ist am Montag vom St. Galler Kantonsrat zum Regierungspräsidenten für die Amtsdauer 2023/2024 gewählt worden.
Der 52-Jährige holte 84 Stimmen bei einem absoluten Mehr von 47 Stimmen. 20 Kantonsratsmitglieder legten leer ein. Kölliker wird per Juni das Präsidium von Fredy Fässler übernehmen. Kölliker wurde 2008 als erster SVP-Politiker in die Kantonsregierung gewählt und amtete seither bereits zweimal als Präsident. Der Wiler wird seine 16-jährige Regierungszeit als Präsident beenden: Letzten Herbst kündigte er an, bei den nächsten Wahlen nicht mehr anzutreten – und Ende Mai 2024 zurückzutreten. (sda/wyf)

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