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Räumung im Braunkohledorf Lützerath kurz vor dem Abschluss

Die deutsche Polizei will die Räumung der Siedlung Lützerath im nordrhein-westfälischen Braunkohlerevier an diesem Freitag weitgehend abschliessen.

Agentur
sda
13.01.23 - 09:52 Uhr
Politik
dpatopbilder - Rettungskräfte stehen in Lützerath vor einem Gebäude, in dem sich zwei Personen in einem Tunnel verschanzt haben. Foto: David Young/dpa
dpatopbilder - Rettungskräfte stehen in Lützerath vor einem Gebäude, in dem sich zwei Personen in einem Tunnel verschanzt haben. Foto: David Young/dpa
Keystone/dpa/David Young

«Wir wollen möglichst schnell sämtliche Strukturen räumen, möglichst noch heute», sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage. Eine besondere Unwägbarkeit seien dabei die zwei entdeckten Tunnel. Es sei unklar, ob deren Räumung auch bereits am Freitag gelinge.

Nach wie vor harrten zwei Aktivisten in einem der unterirdischen Tunnel aus. Der Eingang zum Tunnel war am Freitagmorgen weiträumig abgesperrt. Neben Polizisten waren auch Feuerwehrleute vor Ort.

Die Nacht war nach Polizeiangaben ruhig verlaufen. Am Freitagmorgen tauchten Aktivisten unter anderem der Gruppe Extinction Rebellion vor der RWE-Konzernzentrale in Essen auf. Sie forderten einen Stopp der Räumung Lützeraths. Nach deren Angaben ketteten sich mehrere von ihnen an das Eingangstor. Die Polizei rückte mit mehreren Streifenwagen an, nachdem der RWE-Sicherheitsdienst den Vorfall gemeldet hatte.

Am Donnerstag hätten mehr als 300 Menschen Lützerath bis zum Abend verlassen, hatte die Polizei berichtet. Wie viele Besetzer sich noch auf dem umzäunten Gelände aufhalten, sagte die Polizei am Freitag zunächst nicht. Nach Schätzung einer dpa-Reporterin handelte es sich noch um mehrere Dutzend.

Der deutsche Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) zeigte wenig Verständnis für die massiven Proteste gegen den Abriss von Lützerath für den Braunkohle-Abbau. «Es gibt viele gute Anlässe, für mehr Klimaschutz zu demonstrieren, meinetwegen auch gegen die Grünen. Aber Lützerath ist schlicht das falsche Symbol», sagte Habeck dem «Spiegel».

Das Dorf sei eben nicht das Symbol für ein Weiter-so beim Braunkohletagebau Garzweiler im Rheinland, sondern «es ist der Schlussstrich», sagte Habeck. Man ziehe den Kohleausstieg im dortigen Kohlerevier um acht Jahre auf 2030 vor, was immer auch Ziel der Klimabewegung gewesen sei.

Deutschland verfügt über riesige Braunkohlevorkommen, will bei der Stromerzeugung aber auf diesen heimischen Rohstoff wegen dessen Klimaschädlichkeit mittelfristig verzichten. In Nordrhein-Westfalen wurde der bis 2038 vorgesehen Ausstieg auf 2030 vorgezogen. Weitere Braunkohlereviere gibt es in Ostdeutschland. Noch ist Deutschland von der Kohle abhängig. 2021 stammten 18,5 Prozent der Bruttostromerzeugung aus Braunkohle und 9,3 Prozent aus Steinkohle. Sie sollen durch erneuerbare Energien ersetzt werden.

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