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RAF-Fahndung: Keine Festnahme bei weiterer Durchsuchung in Berlin

Die Suche nach zwei ehemaligen RAF-Terroristen hält die Polizei in Berlin weiter in Atem. Am Sonntagabend durchsuchten Beamte dabei eine Wohnung im Stadtteil Friedrichshain, festgenommen wurde dabei aber niemand. «In der Wohnung wurde niemand angetroffen, folgerichtig gibt es dann auch keine Festnahme oder sonstige Dinge», sagte eine Sprecherin des federführenden Landeskriminalamtes (LKA) Niedersachsen am späten Abend. Ob Spuren gefunden wurden, die die Ermittler bei der weiteren Suche nach Ernst-Volker Staub (69) und Burkhard Garweg (55) helfen könnten, sagte sie nicht.

Agentur
sda
04.03.24 - 00:49 Uhr
Politik
Beamte sind in Berlin-Friedrichshain im Einsatz. Bei RAF-Fahndung in Berlin gab es weitere Durchsuchung. Foto: Annette Riedl/dpa
Beamte sind in Berlin-Friedrichshain im Einsatz. Bei RAF-Fahndung in Berlin gab es weitere Durchsuchung. Foto: Annette Riedl/dpa
Keystone/dpa/Annette Riedl

Nur rund zwei Kilometer entfernt hatte die Polizei bei der RAF-Fahndung am Sonntagmorgen in einem Grosseinsatz bereits Teile eines links-alternativen Bauwagengeländes durchsucht. Ein Bauwagen-Container soll von Garweg genutzt worden sein und wurde beschlagnahmt: «Wir gehen davon aus, dass der Bauwagen-Container die Unterkunft von Burkhard Garweg gewesen ist», sagte die LKA-Sprecherin. Er sollte abtransportiert und kriminaltechnisch untersucht werden. Wie lange Garweg sich dort aufgehalten haben könnte, ist unklar.

Erst am vergangenen Montag war ebenfalls in Berlin die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette festgenommen worden. Staub und Garweg waren wie Klette (65) vor über 30 Jahren untergetaucht. Alle drei gehörten der dritten Generation der früheren linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee Fraktion an.

Während der Durchsuchung der Wohnung in der Grünberger Strasse am Sonntagabend standen auf der Strasse vermummte Zivilpolizisten und ein Panzerfahrzeug, wie ein dpa-Reporter beobachtete. Mehrere Dutzend Schaulustige versammelten sich auf der Strasse, um die Vorgänge zu verfolgen. Der Eingangstür wurde von uniformierten Polizisten bewacht.

Am späten Abend sagte die LKA-Sprecherin, die Durchsuchungsmassnahmen dort seien fürs Erste beendet. Allerdings werde die Wohnung in der Grünberger Strasse weiterhin kriminaltechnisch untersucht, was noch Tage in Anspruch nehmen könne. An dem Bauwagengelände waren auch am Sonntagabend noch Beamte im Einsatz, wie ein dpa-Reporter beobachtete.

Technisch verfremdete Fahndungsfotos mit Kappe, Glatze oder Brille

Zuvor hatte das LKA Niedersachsen am Samstag mehrere mutmassliche aktuelle Fotos des Gesuchten Burkhard Garweg veröffentlicht. Sie zeigen ihn im privaten Umfeld, zum Teil mit einem oder zwei Hunden - und in wesentlich besserer Qualität als die alten Fahndungsfotos, die es bisher gab. Ob die Fotos bei Daniela Klette nach ihrer Verhaftung am vergangenen Montag gefunden wurden, verriet die Polizei nicht.

Zusätzlich wurden am Sonntag technisch verfremdete Bilder von Garweg veröffentlicht. «Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Beschuldigte Burkhard Garweg sein Aussehen verändert hat», teilte das LKA mit. Die Vermittler veröffentlichten daher drei unterschiedliche Versionen desselben Fotos, auf denen Garweg entweder mit einer Kappe, einer Glatze oder einer Brille zu sehen ist.

Am Freitag hatte das Bundeskriminalamt (BKA) erneut die Bevölkerung um Unterstützung gebeten. «Nach Festnahme in Berlin Fahndung nach 2 mutmasslichen ehemaligen Terroristen der RAF», schrieb das BKA auf X (früher Twitter). Die Männer könnten sich ebenfalls in Berlin aufhalten. Möglicherweise seien sie gefährlich.

Gesucht wegen Terrorverdachts und Raubüberfällen

Die RAF war über Jahrzehnte der Inbegriff von Terror und Mord in Deutschland. 1998 erklärte sie sich für aufgelöst. In der aktiven Terror-Zeit der dritten Generation wurden der damalige Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder (1991) ermordet.

Gegen Klette, Staub und Garweg bestehen Haftbefehle wegen des Verdachts der Beteiligung an Terroranschlägen. Sie wurden beziehungsweise werden auch wegen mehrerer Raubüberfälle gesucht. Zwischen 1999 und 2016 sollen sie Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen überfallen haben. Ihnen wird auch versuchter Mord vorgeworfen, weil dabei geschossen wurde.

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