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Konflikt in Äthiopien: Mitarbeiter der US-Botschaft dürfen ausreisen

Die US-Botschaft in Addis Abeba hat die freiwillige Ausreise von nichtnotwendigem Botschaftspersonal und Familienangehörigen aus Äthiopien genehmigt.

Agentur
sda
04.11.21 - 17:44 Uhr
Politik
Außenminister Heiko Maas sitzt beim wöchentlichen Kabinettstreffen. Foto: John Macdougall/AFP POOL/dpa
Außenminister Heiko Maas sitzt beim wöchentlichen Kabinettstreffen. Foto: John Macdougall/AFP POOL/dpa
Keystone/AFP POOL/John Macdougall

Es könne zu Versorgungsengpässen und einer Eskalation der Gewalt kommen, teilte die Botschaft in der Nacht zum Donnerstag mit. US-Bürger, die nicht ausreisen, seien aufgerufen, Vorräte anzulegen. Auch sei zu erwarten, dass die Regierung bei gewaltsamen Auseinandersetzungen das Internet, das Mobilfunknetz und die Festnetze ausschalten werde, was die Kommunikation der Botschaft mit US-Bürgern im Land erschweren könne.

Bundesaussenminister Heiko Maas sprach am Abend von einem dramatisch eskalierenden Konflikt und rief alle Parteien zu Verhandlungen und einem umgehenden Waffenstillstand auf. Er forderte uneingeschränkten Zugang für Helfer in den Konfliktzonen und warnte vor ethnischen Spannungen. «Ethnisch motivierte Hassreden sind Gift für die Einheit Äthiopiens», betonte er. Das menschliche Leid in den Regionen Tigray, Amhara und Afar habe durch die wachsende humanitäre Notlage katastrophale Ausmasse erreicht.

Der Konflikt mit Rebellen der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) hat sich in der vergangenen Tagen deutlich ausgeweitet. Das Militär musste sich aus wichtigen Städten in der Region Amhara, welche an die Hauptstadt grenzt, zurückziehen. Gemeinsam mit Rebellen der Oromo Liberation Army (OLA) konnte sich die TPLF Zugang zu einer der wichtigsten Autobahnen im Land verschaffen. Sie rückt nun auf Addis Abeba vor. Berichten zufolge sollen die Milizen auch versuchen, die Versorgungsroute von Djibouti nach Addis Abeba zu kappen.

Im ganzen Land wurde der Ausnahmezustand ausgerufen. Die Behörden riefen die Einwohner in Addis Abeba dazu auf, ihre Wohngegenden mit Waffen zu verteidigen. Für zweitägige Krisengespräche mit der äthiopischen Regierung wird Jeffrey Feltman, der US-Sondergesandte für das Horn von Afrika, in Addis Abeba erwartet.

Die Regierung hatte vor einem JFhr eine Militäroffensive gegen die TPLF begonnen, die bis dahin in der nördlichen Region Tigray an der Macht war. Die TPLF dominierte Äthiopien mit seinen rund 115 Millionen Einwohnern gut 25 Jahre lang, bis Ministerpräsident Abiy Ahmed 2018 an die Macht kam und sie verdrängte. Führende Mitglieder des Militärs liefen zur TPLF über, wodurch die Rebellen sehr schnell grosse Erfolge erzielen konnten. Seit Anfang August hat sich der Konflikt auf die Regionen Afar und Amhara ausgeweitet. Die Auseinandersetzungen haben zu einer schweren humanitären Krise im Norden des Landes geführt.

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