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Regierung und Parlament wollen Herden schützen und den Wolf regulieren

Einstimmig mit 100:0 Stimmen hat der Bündner Grosse Rat einen Auftrag zur Wolfthematik überwiesen. Wir sprachen mit dem zuständigen Regierungrat Marcus Caduff über Ziele und das weitere Vorgehen.

Südostschweiz
23.10.20 - 04:30 Uhr
Politik
Hund
Herdenschutzhunde auf der Alp Ramotz im Calandagebiet.
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Das Jagdgesetz, bei dem es auch um die Regulierung des Wolfes ging, wurde Ende September vom Schweizer Stimmvolk mit knappen 51 Prozent abgelehnt. Im Kanton Graubünden wurde das Gesetz mit 67 Prozent angenommen. Entsprechend war der Wolf auch während der Oktobersession des Bündner Grossen Rates ein Thema.

Radio Südostschweiz sprach nach der Debatte mit zwei Wolf-Aufträgen mit Regierungsrat Marcus Caduff über den Wolf und dessen Regulierung.

Marcus Caduff, am Donnerstag debattierte das Parlament zwei Wolf-Aufträge. Jenen von Grossrat Kevin Brunold (CVP, Surcuolm) überwies das Parlament mit 100:0 Stimmen bei einer Enthaltung. Sind Sie überrascht?

Marcus Caduff: Nein. Es war klar, dass uns das Thema weiter beschäftigen wird. Das Abstimmungsergebnis war für die Bündner Regierung ein klarer Auftrag, sich für eine ausgewogene Lösung einzusetzen.

Unabhängig vom Abstimmungsresultat beauftragte das Parlament am Donnerstag die Regierung, aktiv Gegensteuer zu geben und die Interessen von Landwirtschaft, Tourismus und Bevölkerung zu berücksichtigen. Wie wollen Sie das machen?

Wir sind bereits mit verschiedenen Bundesstellen im Gespräch. Einzelne Gespräche haben bereits stattgefunden, andere stehen bevor. Wir überlegen uns, mit andern betroffenen Kantonen in Bern vorstellig zu werden.

Was wollen Sie konkret angehen?

Eine Regulation des Wolfs und die Verbesserung des Herdenschutzes.

Das Bündner Abstimmungsergebnis «Änderung des Jagdgesetzes» vom 27. September (mit der Maus über die Karte fahren)

Was braucht es dazu?

Das Abstimmungsergebnis auf nationaler Ebene zeigt auf, dass es nicht chancenlos ist, die Regulation mehrheitsfähig zu machen. Vielleicht wurde das Fuder im Gesetz etwas überladen. Und vielleicht muss man im Jagdgesetz das Thema Wolf ausklammen und explizit behandeln.

«Wir müssen den Schaden für die Landwirtschaft und für den Tourismus minimieren.»

Die Diskussionen im Grossen Rat waren am Donnerstag gesittet und parteiübergreifend klar.

Es ist nicht davon auszugehen, dass der Wolf plötzlich aus unserem Kanton verschwinden wird. Darum wird uns das Thema noch lange beschäftigen. Aber wir müssen den Schaden für die Landwirtschaft und allenfalls auch für den Tourismus minimieren. Dazu braucht es eine Wolfsregulation. Erst wenn wir regulieren dürfen, wird die Emotionalität etwas aus dem Thema verschwinden.

Sind Sie überrascht, dass auch die SP den Auftrag unterstützt.

Nein, aber ich nehme es erfreut zu Kenntnis. Und es stimmt mich zuversichtlich, dass man eine Lösung finden kann, mit der die Regulation möglich sein wird.

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