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Prag entfernt sowjetisches Weltkriegsdenkmal

Trotz heftiger Proteste aus Moskau ist in Prag eine monumentale Statue des sowjetischen Weltkriegsmarschalls Iwan Stepanowitsch Konew entfernt worden. Die überlebensgrosse Bronzefigur sei am Freitag mit einem Kran vom Sockel gehoben worden.

Agentur
sda
03.04.20 - 18:26 Uhr
Politik
Trotz heftiger Proteste aus Moskau ist in Prag eine monumentale Statue des sowjetischen Weltkriegsmarschalls Iwan Stepanowitsch Konew entfernt worden. Quelle: EPA Fotograf: MARTIN DIVISEK
Trotz heftiger Proteste aus Moskau ist in Prag eine monumentale Statue des sowjetischen Weltkriegsmarschalls Iwan Stepanowitsch Konew entfernt worden. Quelle: EPA Fotograf: MARTIN DIVISEK
KEYSTONE/EPA/MARTIN DIVISEK

Die Statue soll nun einen neuen Platz in der Dauerausstellung eines geplanten «Gedenkmuseums des 20. Jahrhunderts» finden, teilte ein Sprecher der Stadtverwaltung mit. Die russische Botschaft in Prag warf der Stadt in einer Protestnote am Freitag «Vandalismus» vor. Die Aktion werde nicht ohne Antwort bleiben, hiess es.

«Das Geschehene ruft tiefe Entrüstung hervor», hiess es in einer Mitteilung der Botschaft. So kurz vor dem 75. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über den Hitlerfaschismus, der in Russland am 9. Mai gefeiert wird, sei dies ein besonderer Zynismus der damals von der Roten Armee befreiten Stadt. Viele Bürger Prags hätten diesen «Akt des städtischen Vandalismus» verurteilt. Protestiert habe Russland auch beim tschechischen Aussenministerium, teilte die Botschaft weiter mit. Die Vertretung warnte vor einer Verschlechterung der russisch-tschechischen Beziehungen.

«Konew ist gestürzt, doch Konew wird stehen - aber im Museum», sagte der konservative Bürgermeister des zuständigen 6. Prager Gemeindebezirks, Ondrej Kolar. Damit seien «die letzten Töne in dieser Etüde» gespielt. Die Statue am Prager Platz der Internationalen Brigaden war 1980 errichtet worden. Anders als ein Lenin-Monument überstand sie die friedliche Revolution von 1989 unbeschadet, wurde aber immer häufiger zum Ziel von Vandalismus.

Tschechische Kritiker sahen in dem Monument ein Symbol der sowjetischen Unterdrückung während des Kalten Krieges etwa durch die Niederschlagung des Prager Frühlings 1968. Befürworter sehen darin indes ein Zeichen für den Sieg über den Faschismus. Konew (1897-1973) nahm mit seinen Truppen im Zweiten Weltkrieg an der Schlacht um Berlin teil. Im Mai 1945 rückte er mit der Roten Armee in Prag ein. Er war an der Niederschlagung des Ungarischen Volksaufstands von 1956 beteiligt.In der Zeit des Mauerbaus war er Oberkommandierender der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in der DDR.

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