×

Regierung fühlt den Puls Südbündens

Das Engadin und die Südtäler sind derzeit von der Corona-Krise stärker betroffen als die anderen Regionen in Graubünden. Gestern trafen sich Vertreter der Regierung deswegen zu einem Austausch vor Ort.

25.03.20 - 04:30 Uhr
Politik
Rondo Pontresina
Im Tagungszentrum Rondo in Pontresina haben sich zwei Regierungsräte mit den Gemeindepräsidenten getroffen.
ARCHIV

Südbünden ist als Grenzregion besonders stark von den Auswirkungen der Corona-Krise betroffen, sei dies beim Thema Grenzgänger, beim Tourismus oder bezüglich der Baustellen. Im Oberengadin sind auch die ersten bestätigten Coronavirus-Fälle im Kanton Graubünden aufgetreten. Diskussionsstoff gab es also am Dienstag zur Genüge beim Treffen zwischen den Vertretern der Regierung und sieben Grossräten und zehn Gemeindepräsidenten der Regionen Maloja, Bernina und Engiadina Bassa und Val Müstair. Im Kongresszentrum Rondo in Pontresina standen die Regierungsräte Peter Peyer und Marcus Caduff sowie Martin Bühler, Leiter des kantonalen Führungsstabs, anschliessend den Medienvertretern Rede und Antwort.

Ein Thema, das vor allem im Oberengadin beschäftigt, sind die Gäste in der Ferienregion. Viele Zweitwohnungsbesitzer weilen derzeit im Tal – Deutschschweizer, Deutsche und Italiener. Nicht alle von ihnen halten sich an die Vorgaben von Bund und Kanton. Es kam zu Konflikten und Missverständnissen. «Grundsätzlich sind die Gäste bei uns willkommen, aber wir müssen wissen, wer überhaupt da ist, damit wir allen die notwendigen Informationen zukommen lassen können», erklärte Martin Aebli, Vorsitzender der Region Maloja, auf Anfrage.

Alle müssen sich an Regeln halten

Es geht einerseits um Hilfsangebote, vor allem geht es aber um die Vermittlung der Massnahmen und Vorgaben von Bund und Kanton. Das Problem liegt in erster Linie bei den Italienern, die sich über die italienischen Medien informieren und sich entsprechend verhalten. «Die Spielregeln des Bundes gelten grundsätzlich für alle, die hier sind», betonte Aebli.

Jetzt soll ein Flugblatt produziert werden, auf dem die Zweitwohnungsbesitzer aufgefordert werden, sich bei den jeweiligen Gemeinden zu melden. Die Gemeinden werden gemeinsam mit dem Kanton die Zahl dieser Touristen schätzen und daraus Folgerungen für die Gesundheitsversorgung ziehen. Ausserdem können die Zweitwohnungsbesitzer dann besser informiert werden.

«Die Spielregeln des Bundes gelten grundsätzlich für alle.»
Martin Aebli, Präsident Region Maloja

Ein weiteres Thema betraf die strenger kontrollierten oder gar teilweise ganz geschlossenen Grenzen und die Regelung für die Grenzgänger. Die Verantwortlichen der Südtäler forderten weiterhin offene Grenzen. «Wenn man die Grenzen schliesst und die Grenzgänger nicht mehr in unsere Region kommen können, dann haben wir ein grosses Problem, vor allem im Gesundheitswesen», so Aebli.

Gesundheitsversorgung gesichert

Die Regierung schrieb nach dem Treffen gestern in einer Medienmitteilung: «Sollten ausländische medizinische Fachleute aus Kapazitätsgründen irgendwann nicht mehr in der Schweiz arbeiten dürfen, werden wir ausgebildete Personen einsetzen können, die sich auf den kantonalen Aufruf bereits gemeldet haben.» Die Unternehmen wiederum werden aufgefordert, die rigorose Einhaltung des Abstands von zwei Metern und die Gruppengrösse von maximal fünf Personen zu kontrollieren. Das gilt nicht nur für den Arbeitsplatz, sondern auch für die Fahrten der Grenzgänger von zu Hause und wieder zurück.

Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin. Mehr Infos

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR