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Eine Nationalratswahl aus der Ferne

Für eine Nationalratswahl muss man nicht im Kanton wohnen, in dem man kandidiert. Das machten sich einige Kandidaten zunutze.

Patrick
Kuoni
14.09.19 - 04:30 Uhr
Politik
SCHWEIZ SESSION NATIONALRAT
In Bern belegten schon einige Politiker einen Stuhl für den Kanton Graubünden, die nicht von hier sind.

Bei den Nationalratswahlen treten jeweils viele Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl an, die sich aus irgendeinem Grund von der Masse abheben. Dies nicht ausschliesslich aus politischen Gründen. So gibt es seit 1971 einige, die als ihren Wohnsitz einen Ort ausserhalb des Kantons Graubünden oder gar ausserhalb der Schweiz angaben.

Neben dem bekannten Beispiel von SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo (Meilen im Kanton Zürich) gibt es noch einige weitere «Exoten». Die SVP taucht dabei besonders häufig auf. Dies ist allerdings nicht ganz überraschend, stellt die Partei doch seit 2011 jeweils eine Liste «SVP International» auf. So traten bei der Partei zur letzten Wahl drei Kandidaten mit Wohnsitz im Ausland an. Es waren dies Viktor Nell (Spanien), Hansjürg Lippuner (Deutschland) und Harry Eggerschwiler (Namibia). Von Erfolg gekrönt waren diese Kandidaturen aber nicht wirklich. Die drei Kandidaten vereinigten insgesamt nur ungefähr 650 Stimmen auf sich.

Die 1000-Stimmen-Grenze knackten neben der amtierenden Nationalrätin Martullo nur noch zwei weitere Kandidatinnen seit 1971. Es war dies Myrtha Welti, die 1999 für ebenfalls die SVP mit Wohnsitz in Zürich antrat und trotz dem letzten Listenplatz 6179 Stimmen holte. Die Churerin und Mutter der international erfolgreichen Sängerin Sophie Hunger kandidierte zuvor bereits 1995 für die SVP Bern und war Generalsekretärin der SVP. 2000 trat sie aus der SVP aus. 2009 trat sie der BDP bei.

Dauerläuferin Wolf

Die zweite Kandidatin, welche trotz Wohnort ausserhalb von Graubünden die 1000 Stimmen knackte, ist Brigitte Wolf, die ebenfalls 1999 kandierte. Sie holte mit Wohnsitz im Wallis 1970 Stimmen als damaliges Aushängeschild der Umweltliste Graubünden. Dies reichte nicht zur Wahl.

Dafür feierte Orientierungsläuferin Wolf auf dem sportlichen Parkett grosse Erfolge. 17-mal liess sich Wolf, mit 20 Jahren ins Nationalkader aufgenommen, als Schweizer Meisterin (Einzel, Staffel und Mannschaft) feiern, dreimal holte sie EM-Silber (2000 in der Langdistanz sowie 2002 in der Mitteldistanz und mit der Staffel). An der WM 1997 liess sie sich die Bronzemedaille umhängen. Und es kam noch besser: 2003 gewann sie zusammen mit Vroni König-Salmi und Simone Niggli-Luder WM-Gold in der Staffel und Bronze in der Langdistanz.

Heute ist sie unter anderem Rennleiterin des Gondo Events, einem Zweitages-Doppelmarathon. Auch ihre politische Karriere hat sie nicht hinter sich gelassen, sie ist Präsidentin der Grünen Partei Oberwallis und kandidiert 2019 erneut für die Nationalratswahlen.

So viele wie noch nie

Auch bei den Wahlen 2019 gibt es einige Kandidatinnen und Kandidaten, die sich mit einem Wohnort ausserhalb des Kantons zur Wahl stellen. Insgesamt sechs Personen – so viele wie noch nie – steigen mit dieser Ausgangslage in den Wahlkampf. Zürich, Bern, Deutschland, Spanien und die Elfenbeinküste sind dabei die Wohnorte.

Patrick Kuoni ist Redaktor und Produzent bei Südostschweiz Print/Online. Er berichtet über Geschehnisse aus dem Kanton Graubünden. Der Schwerpunkt seiner Berichterstattung liegt auf den Themenbereichen Politik, Wirtschaft und Tourismus. Wenn er nicht an einer Geschichte schreibt, ist er als einer der Tagesverantwortlichen für die Zeitung «Südostschweiz» tätig. Patrick Kuoni ist in Igis (heutige Gemeinde Landquart) aufgewachsen und seit April 2018 fester Teil der Medienfamilie Südostschweiz. Mehr Infos

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