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Frauenanteil stagniert bei den Bündner Nationalratswahlen

1995 haben so viele Frauen wie noch nie für den Nationalrat kandidiert. Inzwischen verharrt der Frauenanteil bei etwa einem Drittel.

Patrick
Kuoni
28.07.19 - 11:00 Uhr
Politik
Die Zahl der Bündner Nationalratskandidatinnen stagniert.
Die Zahl der Bündner Nationalratskandidatinnen stagniert.
SYMBOL / YANIK BÜRKLI

Am 7. Februar 1971 stimmten die Schweizer Männer nach zahlreichen gescheiterten Anläufen dem Frauenstimm- und Wahlrecht zu. Somit war der Weg frei für die ersten Nationalratskandidatinnen. Insgesamt zwölf Frauen zogen bei den eidgenössischen Wahlen im Herbst 1971 in den Rat ein. In Graubünden traten damals drei Kandidatinnen an, es blieb aber für die Frauen der CVP, FDP und der Demokratischen Partei (spätere SVP) bei der Kandidatur.

Am meisten Stimmen erhielt damals Elisabeth Lardelli (Demokratische Partei), die von der dritten Listenposition ins Rennen gegangen war und 12054 Stimmen erhielt. Doch gegen ihre Parteikollegen auf den ersten Listenplätzen blieb sie chancenlos. Georg Brosi und Leon Schlumpf erzielten beide deutlich über 20000 Stimmen.

Bis erstmals eine Frau eine Liste anführte, vergingen noch einmal 16 Jahre. 1987 war es erstmals so weit. Eva Metzger (Autunna verde) und Maria von Ballmoos-Wehrli (Freie Bürgerliche Liste) führten ihre jeweiligen Listen an, konnten aber nicht reüssieren. Erst 1995 zog zum ersten Mal eine Frau in den Nationalrat ein. Oder besser gesagt die ersten zwei Frauen. Es waren dies Silva Semadeni (SP) und Brigitta Gadient (SVP).

Ein spezielles Jahr

Das Jahr 1995 ist aber nicht nur aufgrund der ersten Bündner Frauen im Nationalrat ein aussergewöhnliches. Es traten bei den Wahlen 1995 auch so viele Kandidatinnen an wie bis heute nie mehr. Mehr als 47 Prozent der Kandierenden waren weiblich. Inzwischen hat sich der Frauenanteil etwa bei einem Drittel eingependelt. So auch im aktuellen Wahljahr, wo der Wert bei etwa 35 Prozent liegt.

Einen Rückfall ins letzte Jahrhundert gab es in Bezug auf den Frauenanteil im Wahljahr 2011. Nur knapp 22 Prozent der Kandidierenden waren damals weiblich. Einen so tiefen Wert hatte es letztmals 1991 gegeben.

Verteilung ausgeglichen

Die vier grössten Bündner Parteien liegen bezüglich aufgestellte Frauen alle in ähnlichem Rahmen (Zahlen jeweils ohne Jungparteien). Am meisten Kandidatinnen stellte seit 1971 bis und mit 2015 die SP auf. Insgesamt 23-mal waren Frauen auf den Wahllisten zu finden. Bei der SVP waren es im gleichen Zeitraum 19, bei der CVP 18 und bei der FDP 16 Frauen. Acht Sitze besetzten Frauen seit 1971 in Bundesbern. Diese acht Sitze verteilten sich auf drei Schultern (Silva Semadeni von der SP, Brigitta Gadient und Magdalena Martullo von der SVP). Die Frauen wurden aber auch nicht allzu häufig an oberster Listenposition gesetzt, die statistisch die höchsten Wahlchancen garantiert. Wobei häufig der bekannteste Kandidat an erster Stelle gesetzt war, was die Wahlchancen ebenfalls erhöht. Gleich mehrmals vom ersten Listenplatz starten konnten Brigitta Gadient (SVP, viermal) und Beatrice Baselgia (SP, zweimal).

Patrick Kuoni ist Redaktor und Produzent bei Südostschweiz Print/Online. Er berichtet über Geschehnisse aus dem Kanton Graubünden. Der Schwerpunkt seiner Berichterstattung liegt auf den Themenbereichen Politik, Wirtschaft und Tourismus. Wenn er nicht an einer Geschichte schreibt, ist er als einer der Tagesverantwortlichen für die Zeitung «Südostschweiz» tätig. Patrick Kuoni ist in Igis (heutige Gemeinde Landquart) aufgewachsen und seit April 2018 fester Teil der Medienfamilie Südostschweiz. Mehr Infos

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