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Landquarter Bürgergemeinde rettet Kindertagesstätte

Die Igiser Kindertagesstätte «z Chörbli» stand kurz vor dem Aus. Aus verschiedenen Gründen schrieb sie rote Zahlen. Nun ist sie gerettet. Vorerst. Denn das Problem liegt tiefer.

Patrick
Kuoni
30.05.19 - 04:30 Uhr
Politik
Vorerst gerettet: Fredi Stocker und Hansjörg Gujan (von links) von der Bürgergemeinde leisten einen Beitrag an die Kita «z Chörbli» von Präsident Peter Krättli.
Vorerst gerettet: Fredi Stocker und Hansjörg Gujan (von links) von der Bürgergemeinde leisten einen Beitrag an die Kita «z Chörbli» von Präsident Peter Krättli.
OLIVIA ITEM

Die Kindertagesstätte «z Chörbli» in Igis kann aufatmen. Nachdem sie im Geschäftsjahr 2018 arg in die roten Zahlen gerutscht war, ist ihr nun die Landquarter Bürgergemeinde zu Hilfe geeilt. Sie hat an der Bürgerversammlung kürzlich eine Sistierung der Raummiete für die nächsten zwei Jahre beschlossen. Zusätzlich ist auch die Kirchgemeinde Landquart mit einer Spende von 5000 Franken pro Jahr über die nächsten fünf Jahre in die Bresche gesprungen. Damit schreibt die Kita im Geschäftsjahr 2019 wieder schwarze Zahlen. Bereits im letzten Jahr hatte die Bürgergemeinde der Kita die finanzielle Last des Anschubdarlehens der evangelischen Kirchgemeinde Landquart abgelöst.

«Diese Organisation gehört heute zur Infrastruktur einer modernen Gemeinde ebenso wie eine funktionierende Schule», erklärt Bürgerpräsident Hansjörg Gujan die Unterstützung. Weiter sagt er: «Eine Kindertagesstätte ist eine ideale Frühstufe, um die Integration und das Miteinander in der heutigen Gesellschaft zu unterstützen und zu fördern.»

Ein kantonales Problem

Der Bürgerpräsident zeigt sich aber überzeugt: «Leider ist es so, dass zurzeit viele Kitas im Kanton in finanzielle Probleme geraten, um die vorgegebene gesetzeskonforme Betreuung der Kinder anbieten zu können». Gründe für diese Probleme gibt es gemäss dem Präsidenten der Igiser Kindertagesstätte, Peter Krättli, gleich mehrere. «Zum einen profitieren andere Kitas von mietfreien Räumlichkeiten, zum anderen sind die unterschiedlichen Tarife ein Problem. Diese sind des Gesetzes wegen nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Erziehungsberechtigten abgestuft.» Das heisst konkret, dass Eltern mit weniger grossem Einkommen deutlich weniger für einen Tag zahlen als einkommensstarke Eltern. Des Weitern ist gemäss Krättli auch der administrative Aufwand für die Führung der Tagesstätte sehr hoch.

Politische Diskussion folgt

Diese Probleme sind inzwischen auch im Bündner Parlament ein Thema. In der Dezembersession reichte BDP-Grossrat Urs Hardegger (Grüsch) einen entsprechenden Auftrag ein, der Mitte März in vielen Punkten auch Anklang bei der Regierung fand.

Der Auftrag wird nun in der Junisession im Grossen Rat behandelt. Aus diesem Grund nimmt der zuständige Departementsvorsteher Marcus Caduff aktuell keine Stellung zur Thematik, sondern wartet die Diskussion in der Aussensession in Pontresina ab.

Kinderbetreuung unterstützen

Trotzdem lässt sich der Antwort der Regierung so einiges entnehmen. So schreibt Hardegger in seinem Auftrag «In Gebieten mit gut verdienenden Menschen gelangt häufig der Höchsttarif zur Anwendung, wogegen in den anderen Gebieten eher die unteren Tarifstufen zur Anwendung kommen. Die Normkosten sind in der Regel jedoch in ähnlicher Höhe. Damit ist offensichtlich, dass die Rechnung nicht aufgehen kann.»

Das sieht die Regierung ebenso: «Damit die Angebote allen Familien offenstehen, ist eine gezieltere Subventionierung zu prüfen.»

Und weiter heisst es: «Eine Massnahme dagegen ist bereits im Rahmen der Gesetzesrevisionen zur Haushaltsflexibilisierung (GrFlex) vorgesehen.» So soll mit zusätzlichen 400 000 Franken pro Jahr die familienergänzende Kinderbetreuung stärker unterstützt werden. Dies, «ohne die Gemeinden zu zusätzlichen Beiträgen zu verpflichten». Die Regierung prüfe ausserdem, ob mit dem Beitrag gezielt Angebote unterstützt werden, in denen Kinder von Erziehungsberechtigten aus Gemeinden mit geringer Steuerkraft pro Kopf betreut werden.

Auch in Bezug auf den administrativen Aufwand sieht die Regierung einen gewissen Handlungsbedarf: «Ein zusätzlicher Aspekt dieses Problems ist, dass die Erziehungsberechtigten sensible Daten, wie die Steuerdaten, gegenüber privaten Leistungserbringenden offenlegen müssen. Im Zuge der Anpassungen sind auch diese Abläufe und Prozesse zu überprüfen.»

Patrick Kuoni ist Redaktor und Produzent bei Südostschweiz Print/Online. Er berichtet über Geschehnisse aus dem Kanton Graubünden. Der Schwerpunkt seiner Berichterstattung liegt auf den Themenbereichen Politik, Wirtschaft und Tourismus. Wenn er nicht an einer Geschichte schreibt, ist er als einer der Tagesverantwortlichen für die Zeitung «Südostschweiz» tätig. Patrick Kuoni ist in Igis (heutige Gemeinde Landquart) aufgewachsen und seit April 2018 fester Teil der Medienfamilie Südostschweiz. Mehr Infos

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