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Rettich: «Der Konsum-Raum braucht keine Zusatzschlaufe»

In einem Auftrag an die Regierung forderte SP-Grossrat Tobias Rettich im Dezember einen Drogenkonsumraum. Die Bündner Regierung sieht zwar Handlungsbedarf in der Drogenpolitik, möchte aber nochmals eine Situationsanalyse machen. «Nicht nötig», findet Rettich.

Simone
Zwinggi
19.03.19 - 17:20 Uhr
Politik
Gemischte Gefühle: SP-Grossrat ist einerseits erfreut, anderseits enttäuscht über die Antwort der Regierung.
Gemischte Gefühle: SP-Grossrat ist einerseits erfreut, anderseits enttäuscht über die Antwort der Regierung.
OLIVIA ITEM

Der Kanton möchte seine Drogenpolitik zwar verbessern, ist sich aber nicht sicher, ob die von Rettich geforderte «Kontakt- und Anlaufstelle für Drogenabhängige» in Graubünden eine «zielführende und umsetzbare Lösung» darstelle. Dies hält die Regierung in ihrer Antwort auf Grossrat Rettichs Auftrag fest. Erfahrungen in Bezug auf solche Stellen mit Konsumraum würden derzeit nur in grösseren Städten wie Basel, Zürich, Bern und Luzern vorliegen. Und dort habe sich gezeigt, dass mit diesen Stellen der Handel und der Konsum von illegalen Drogen nicht aus dem öffentlichen Raum verschwinden würden, hält die Regierung fest.

Chur ist anders als Zürich

Und weil Chur eben Chur und nicht Zürich oder Luzern ist, fordert die Regierung, «allfällige Massnahmen zur Verbesserung der Situation von drogenabhängigen Personen auf den Kontext unseres Kantons» abzustimmen. Mögliche Standorte, mögliche Betreiber, zu erwartende Kosten und allfällige Alternativen müssen gemäss der Regierung abgeklärt werden. Dies in einem Bericht, der unter Einbezug der relevanten Akteure innerhalb der nächsten zwölf Monate erarbeitet werden soll.

«Zeitgemässe Infrastruktur wäre angebracht»

«Dass die Regierung unseren Auftrag nicht direkt ablehnt, sondern eine Alternative empfiehlt, freut mich», sagt Rettich gegenüber Radio Südostschweiz. Demnach sehe die Regierung Handlungsbedarf in Sachen Bündner Drogenpolitik. Dass sie aber keinen Konsumraum erstellen will, enttäusche ihn. «In den letzten 30 Jahren geschah in der Bündner Drogenpolitik nicht viel. Jetzt ist es angebracht, eine zeitgemässe Infrastruktur zu schaffen», so Rettich.

Rettich deutet es als ein «hoffnungsvolles Zeichen», dass die Regierung den Auftrag weiterziehen wolle. Ein weiterer Bericht sei aber nicht angebracht. Die nötigen Informationen seien bei den Fachstellen vorhanden, die Empfehlung eines Konsumraumes liege bereits auf dem Tisch. «Ein weiterer Bericht würde nur wieder zur selben konkreten Handlungsempfehlung führen, womit wir wieder am gleichen Punkt wären wie jetzt», sagt Rettich. Diese Zusatzschlaufe sei unnötig.

Würdige Bedingungen

In der Junisession werde der Grosse Rat über Rettichs Auftrag und die Antwort der Regierung debattieren. «Dort werde ich mit sämtlichen Argumenten – sowohl von mir wie auch den Fachstellen – für dieses Thema kämpfen», zeigt sich Rettich selbstbewusst. Mittlerweile sei die Drogenszene in Chur eine der grössten in der Schweiz, sagt der SP-Grossrat. Und diese Entwicklung müsse gestoppt werden.

Dem Durchschnittsbürger würde gemäss Rettich ein Konsumraum gar nicht auffallen, dafür würdige Bedingungen für drogenabhängige Personen schaffen. «So müssten diese nicht wie jetzt Zeit in grosser Kälte und Dreck verbringen», hält Rettich abschliessend fest.

Simone Zwinggi ist Redaktorin bei Zeitung und Online. Nach einem Sportstudium wendete sie sich dem Journalismus zu. Sie ist hauptberuflich Mutter, arbeitet in einem Teilzeitpensum bei der «Südostschweiz» und hält Anekdoten aus ihrem Familienleben in regelmässigen Abständen im Blog Breistift fest. Mehr Infos

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