×

Der Grosse Rat macht Schule

Die dritte Sekundarklasse aus Untervaz hat am Dienstag für drei Stunden im Grossen Rat politische Luft geschnuppert.

13.02.19 - 04:30 Uhr
Politik
SP-Grossrat Tobias Rettich zeigt den Schülern aus Untervaz den Grossratssaal.
SP-Grossrat Tobias Rettich zeigt den Schülern aus Untervaz den Grossratssaal.
OLIVIA ITEM

Gleichzeitig mit den Grossräten, die gerade von ihrer Pause kommen, steuert die dritte Sekundarklasse aus Untervaz auf das Grossratsgebäude zu. Zusammen mit den Lehrerinnen Andrea Stieger und Giovanna Calabretta haben die Jugendlichen die Februarsession des Grossen Rates im Vorfeld genau unter die Lupe genommen. Die SP-Grossräte Tobias Rettich und Renate Rutishauser erklären den Schülern vor dem Gebäude noch kurz, dass es um die Erbschaftssteuer gehen werde. Keine fünf Minuten später sitzt die gesamte Klasse bereits gespannt auf der Tribüne.

Besuch soll Distanz abbauen

«Es ist toll, dass wir das Thema Politik in der Schule behandeln und es interessiert mich wirklich», sagt Jonatan Looser. Im gleichen Atemzug erklärt der 15-Jährige, dass er mit seinem Interesse eher zu einer Minderheit in der Klasse gehöre. Und trotzdem ist von Desinteresse auf der Tribüne beinahe nichts zu erkennen. Ein Mädchen, das ihrer Kollegin die verschmierte Wimperntusche wegwischt, während Regierungsrat Rathgeb einen Stock tiefer für die Annahme der Teilrevision des Steuergesetzes plädiert. Kaum ertönt das Wort «Abstimmung» aus den Lautsprechern, sind die Blicke der Jugendlichen aber wieder gespannt auf den Bildschirm gerichtet. «Ich muss zugeben, eigentlich interessiert mich das Ganze hier nicht wirklich», sagt Nina Eichenberger. Dass sie und ihre Mitschüler den Grossen Rat live miterleben können, sei aber schon wichtig, betont die Schülerin aus Untervaz. Aus demselben Dorf stammt auch Tobias Rettich, der die Schulklasse in den Grossen Rat eingeladen hat. «Das Thema Jugend liegt mir sehr am Herzen.» Daher habe er mehreren Schulklassen den Grossen Rat gezeigt und werde dies weiter tun. «Der direkte Kontakt mit den Jugendlichen baut die Distanz zur Politik ab», so der 27-Jährige. «Was wir entscheiden, ist ihre Zukunft.»

Gesichter der Zukunft?

Mittlerweile befinden sich die Schüler im Medienzimmer des Grossratgebäudes. Während die beiden Grossräte zur erneuten Abstimmung gerufen werden und eilig aus dem Raum rennen, bespricht die Deutschlehrerin Andrea Stieger mit der Klasse den Fragebogen, welchen die Jugendlichen während des Zuhörens auf der Tribüne fleissig ausgefüllt haben. Bei der Frage «Wie viele Frauen gibt es im Grossen Rat?» verweilt die Klasse etwas länger. Die Jugendlichen sind sich einig, dass das Verhältnis von Männern und Frauen im Grossen Rat nicht stimmt.

Zurück von der Abstimmung erklärt Rettich, dass er im Alter der Jugendlichen sich ganz und gar nicht mit Politik auseinandergesetzt habe. «Aber eigentlich hat bereits der Beginn eurer künftigen Lehre viel mit dem zu tun, was hier in diesem Gebäude entschieden wird.» Unregelmässige Arbeitszeiten beispielsweise in der Gastronomie seien auch schon Thema im Grossen Rat gewesen.

Die meisten der Jugendlichen können in knapp zwei Jahren bereits ihren ersten Stimmzettel ausfüllen. Ob sie in Zukunft auch mal im untersten Stock debattieren werden, wird sich zeigen. «Vorstellen kann ich mir das schon», sagt Jonatan Looser, bevor er in die Mittagspause geht.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR