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Tschechoslowakei vor 100 Jahren gegründet - Merkel in Prag

Der Anlass des Besuchs war ein historischer: die Ausrufung der Tschechoslowakei vor 100 Jahren. Doch es ging beim Kurzbesuch der deutschen Kanzlerin Angela Merkel in Prag um nichts weniger als die künftige Gestaltung Europas.

Agentur
sda
26.10.18 - 17:50 Uhr
Politik
Andrej Babis begrüsst Angela Merkel am Freitag in Prag.
Andrej Babis begrüsst Angela Merkel am Freitag in Prag.
Keystone/EPA/FILIP SINGER

Sie wurde 1918 gegründet und löste sich nach dem Ende des Kalten Krieges wieder auf: Die Tschechoslowakei gibt es nicht mehr, doch ihre Gründung vor 100 Jahren wird am Wochenende in Prag gefeiert. Angela Merkel gratulierte den Bürgern Tschechiens und der Slowakei am Freitag zum Jubiläum.

Die CDU-Politikerin traf in Prag mit ihrem tschechischen Kollegen Andrej Babis zusammen. Dabei verwies Merkel darauf, dass das nationalsozialistische Deutschland die Tschechoslowakei im Zweiten Weltkrieg vorübergehend wieder zerschlagen hatte. «Nach der schrecklichen Geschichte (...) können wir heute sehr glücklich sein, dass wir miteinander in Freundschaft und guter Kooperation zusammenleben», betonte die Kanzlerin.

Macron für mehr Zusammenhalt

Doch bei dem Treffen ging es nicht nur um historische Erinnerungen, sondern auch um die Zukunft der Europäischen Union. Der französische Präsident Emmanuel Macron, der am Freitag beide Nachfolgestaaten Tschechien und Slowakei besuchte, sprach sich gegen eine Trennung in alte und neue EU-Mitgliedsstaaten aus. Er ermahnte die östlichen EU-Staaten Polen, Tschechien, Ungarn und Slowakei in einem Zeitungsinterview zu mehr Zusammenhalt und Solidarität bei der weiteren Integration.

«Ich unterstütze, dass wir nicht immer warten können, bis alle 28 Mitgliedsstaaten - bald nur noch 27 Mitgliedsstaaten - mitmachen», reagierte Merkel auf diese Forderung, gab sich aber pragmatischer. Sie merkte an, dass es in manchen Bereichen bereits heute ein Europa der zwei Geschwindigkeiten gebe - so habe die Slowakei den Euro eingeführt, Tschechien aber nicht. Wichtig sei, dass die Zusammenarbeit in allen Gebieten allen offenstehen müsse. «Es darf keinen closed shop geben, also (eine) abgeschlossene Gruppe», betonte Merkel.

Bei dem Treffen sprachen Merkel und Babis auch über die Digitalisierung in der Industrie, die Verkehrsverbindungen und finanzielle Hilfen für afrikanische Staaten bei der Migration. Strittige Themen wie die von Prag vehement abgelehnten Flüchtlingsquoten blieben diesmal vor der Tür.

Die Nationalversammlung in Prag hatte am 28. Oktober 1918 die Loslösung von der österreichisch-ungarischen Monarchie beschlossen. Völkerrechtlich verbindlich wurde dies dann mit dem Nachkriegsvertrag von Saint-Germain vom September 1919. Zum Jahresanfang 1993 teilte sich die Tschechoslowakei dann in Tschechien und Slowakei auf. In Prag wird das Hundertjahr-Jubiläum der Staatsgründung 1918 am Wochenende mit Konzerten, Feuerwerk und einer Militärparade gross gefeiert.

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