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Gegner kämpfen für ein weniger hohes Jona Center

Die IG Jona-Center-Stopp sorgte dafür, dass das Megaprojekt im Osten von Rapperswil-Jona am 23. September an die Urne kommt. Die Gegner wollen ein weniger hohes Jona Center erzwingen. Sie glauben, dass ein Neubau besser ins Quartier passt, wenn in die Breite statt in die Höhe gebaut wird.

Pascal
Büsser
23.08.18 - 11:53 Uhr
Politik

Zumindest in einem Punkt sind sich Gegner und Befürworter des Megaprojekts Jona Center einig: Es geht um viel. Für den Stadtrat ist der Entscheid «richtungsweisend» für die gesamte Stadtentwicklung, wie Stadtpräsident Martin Stöckling es formuliert (Ausgabe vom 14. August). «Es ist ein schwergewichtiges Thema, vor allem für die künftigen Generationen», erklärt auch Max Rechsteiner, Rapperswiler alt Stadtrat und Sprecher der IG Jona-Center-Stopp an der gestrigen Medienorientierung der Gegner.

Für die IG kommt es am 23. September bereits zum zweiten Showdown mit dem Stadtrat von Rapperswil-Jona. Den ersten hatte sie im März 2017 für sich entschieden. Eine Mehrheit der Stadtbürgerschaft lehnte das Strassenprojekt St. Gallerstrasse/Feldlistrasse ab. Die IG hatte es mit über 1300 Unterschriften an die Urne gebracht.

IG kämpft mit kleinerem Budget

Die IG ist auch der Auslöser für die nun anstehende Abstimmung zum «Teilzonenplan Jonacenter». Mit der Änderung der Zone will die Stadt ermöglichen, dass die Gebäude bis zu 25 statt nur 16 Meter hoch werden dürfen. Gegen diese Pläne brachte die IG im Frühling über 800 Unterschriften zusammen. 500 wären nötig gewesen. Erneut sind die führenden Köpfe optimistisch. «Wenn sich die Bürger mit unseren Argumenten befassen, werden wir gewinnen», zeigt sich Marco Kläui überzeugt. Nachdem die Befürworter diese Woche ihre Kampagne gestartet haben, legen nun auch die Gegner los. Mit dem Slogan: «Jetzt langets! Gigantismus? Teilzonenplan! Nein».

Die Gegner werden laut Rechsteiner mit einem deutlich kleineren Budget operieren müssen als das Befürworterkomitee, das auf die finanzkräftige Unterstützung des Hauptinvestors zählen darf (Ausgabe vom 16. August). Immerhin mit einem knapp fünfstelligen Budget rechnet auch Rechsteiner.

Zwei Ziele verfolgt die IG laut eigenen Angaben: Sie kämpfe für ein «harmonisches Ortsbild in einem gewachsenen Quartier» und fordere eine «ganzheitliche Lösung der Verkehrsproblematik zum Wohl von Rapperswil-Jona».

Kritik an Experten und Politikern

Achtsstöckige Bauten passten einfach nicht ins Gebiet, findet die IG. Die Stadt verletze damit das eigene Baureglement. Dieses verlangt in Artikel 5 «Gutes Einordnen der Bauwerke in die natürliche und gestaltete Umgebung». Für Rechsteiner ist das nicht erfüllt. Das bereits bestehende Geberit-Wohngebäude (Bild oben) betrachtet er als bauhistorischen «Sündenfall» und nicht als Referenz. Dass das vorliegende Neubauprojekt für das Jona Center als bestes aus zwei Architekturwettbewerben hervorging und von einer Fachjury, der Stadtbildkommission und kantonalen Experten als positiv bewertet wurde, beeindruckt ihn nicht. «Planer und Politiker kommen und gehen», meint Rechsteiner. «Mit dem, was angerichtet wurde, müssen wir Bürger nachher leben.»

Die IG sei sich bewusst, dass nicht mehr Wohnungen (180) oder Gewerbeflächen (8500 Quadratmeter) geplant sind, als der aktuell gültige Zonenplan zulässt. Wird der Teilzonenplan abgelehnt, könnten die bisherigen oder andere Investoren das gleiche Bauvolumen realisieren – einfach mit zwei bis drei Geschossen weniger. Die Befürworter sagen, dass es dann einen geschlossenen Riegel ohne Freiräume gäbe.

Rechsteiner glaubt dagegen, dass mit nur fünf Stöcken plus Attika eine Lösung entstehen würde, die besser ins Quartier passt. Als architektonisches Vorbild schwebt ihm die Häuserzeile bei der Tüchi im Rapperswiler Zentrum vor. Obwohl faktisch ein durchgehender Riegel, erscheine der Bau durch verschiedene Höhen und Farben locker. «Vielleicht findet sich ja ein Architekt, der es schafft, die Gebäude besser einzufügen als jetzt.»

Gegner wehren sich gegen Vorwurf

Dass den Gegnern, von denen viele eine Terrassenwohnung am Kramenweg besitzen, unterstellt werde, nur aus Eigeninteresse zu handeln, findet Mitstreiter Kläui «sehr unfair». Ob fünf- oder achtstöckig mache für die Aussicht keinen grossen Unterschied.

Rechsteiner befürchtet indes, dass das Jona Center der Startschuss für reihenweise Gebäude in dieser Höhe sein wird. «Wehret den Anfangen», so sein Credo. Die Stadt solle eine Gesamtplanung machen, in der auch der Verkehr auf die Bautätigkeit abgestimmt sei. So wie das das neue kantonale Planungs- und Baugesetz vorsehe. Jetzt einen vorgezogenen Teilzonenplan zu präsentieren, sei nicht angebracht. Mit dem Jona Center wachse die Stadt zudem auf einen Schlag um das Dreifache des vom Stadtrat deklarierten Zielwerts von 130 Personen pro Jahr.

Sorgen wegen Verkehr

Mehr noch als um die Höhe sorge er sich persönlich um den Verkehr, sagt Autohändler Kläui. So befürchtet die IG, dass mit dem Ausbau des Jona Center eine allfällige Kreisellösung an der Kreuzung St. Gallerstrasse/Feldlistrasse verunmöglicht wird.

Dass das Neue Jona Center nur gerade zwei Prozent Mehrverkehr verursachen soll, wie das neuste Gutachten ausweist, glauben die Gegner nicht. Nachdem die Stadt schon beim Strassenprojekt ihr Gutachten habe korrigieren müssen, könne man auch diesen Zahlen nicht trauen. Zudem habe es vor der Abstimmung im Frühling 2017 geheissen, dass ein Ausbau der Strasse nötig sei, um das Jona Center zu realisieren. «Jetzt redet plötzlich niemand mehr davon», wundert sich Kläui.

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